AM Club öffnet Ende November in Spandau – „Hier kommt jeder rein“ | ABC-Z

„Ob mit schwarzem Outfit oder ganz normal gekleidet – hier kommt jeder rein, der 21 ist, und wird sich sicher fühlen“, sagt Robin Jahr. Er ist Sales Manager des neuen AM Clubs in Spandau. Hier, in einer ehemaligen Meierei am Brunsbütteler Damm zwischen Autohäusern und dem BSR-Recyclinghof, entsteht Berlins neuester Techno-Club – ohne die strikte Tür mancher Berliner Szene-Adressen.
Am 29. November um 22 Uhr öffnet der AM Club erstmals seine Türen. Zur Eröffnung stehen unter anderem Cassy, Jon Hester und Jana Falcon auf dem Programm – DJs, die teilweise bereits im Berghain gespielt haben. „Wir bedienen hier einen riesigen, toten Bereich“, sagt Jahr. Im Umkreis von 25 bis 30 Kilometern gibt es keinen vergleichbaren Techno-Club.
Ein Trio mit unterschiedlichen Wurzeln
Hinter dem Projekt stehen drei Männer mit sehr verschiedenen Hintergründen: Léon Stoehr ist der Inhaber und Initiator des Projekts. Die Veranstaltungshalle basiert auf seiner Idee und wurde von ihm gemeinsam mit eigenen Mitarbeitern sowie spezialisierten Betrieben geplant und realisiert. Seine Familie verwaltet das Areal bereits seit über 40 Jahren. Seit den späten 1990er-Jahren war Stoehr in der Hip-Hop-Szene als Backup-MC aktiv. Die Erfahrungen, die er auf zahlreichen Konzerten und Veranstaltungen sammelte, weckten den Wunsch, einen eigenen Ort zu schaffen – unabhängig und nach seinen Vorstellungen. Robin Jahr, der Sales Manager, bringt jahrelange Erfahrung aus dem Nachtleben mit. Jonathan Kavander, das „Techno-Gesicht“ des Teams, organisiert seit 15 Jahren Partys.
„Wir haben uns nicht aus Freundschaft zusammengetan, sondern aus einem Business-Gedanken heraus“, erklärt Jahr. Die drei kannten sich vorher nicht.
Der AM Club in rotem Licht und einer Bar in Holzoptik
© FUNKE Foto Services | Reto Klar
Die Vision des AM Clubs: Generationen zusammenbringen
Für die Eröffnungsnacht hat Kavander mit Cassy einen international renommierten Namen gewonnen. „Sie ist legendär in der Szene“, sagt er über die Künstlerin aus Österreich. Dazu kommen Acts wie Volpe, die für die neue Techno-Schule stehen. „Musikalisch beginnen wir mit House und steigern uns über die Nacht zu Techno“, erklärt Kavander. „Wir wollen das ganze Spektrum der elektronischen Tanzmusik zeigen.“
Empfohlener externer Inhalt
Spandau ist sicher nicht der klassische Techno-Bezirk. Zwar hat das Label Spandau20 von hier aus internationale Reichweite aufgebaut, und mit dem H13 gab es temporär einen Open-Air-Club. Selbst das Boiler Room Festival 2023 gastierte in der Belgienhalle auf der Insel Gartenfeld. Trotzdem konnte sich bisher kein dauerhaft geöffneter Club so weit im Berliner Westen etablieren – obwohl der Bezirk mit seinen Industriebrachen eigentlich ideale Voraussetzungen bietet.
Das Einzugsgebiet reiche bis nach Potsdam und Falkensee. Die Lage mitten im Gewerbegebiet hat einen entscheidenden Vorteil: Lärmbeschwerden sind weniger wahrscheinlich. „Sogar die Polizei hat schon gesagt, dass sie es gut findet, dass wir Kultur und Musik nach Spandau bringen“, berichtet Inhaber Léon Stoehr.
„Uns ist bewusst, dass die Location bedeutet, dass wir hier vor allem ein lokales Publikum begrüßen werden“, so Jahr. „Die Touristen gehen wahrscheinlich erstmal weiterhin zum Partymachen in den Osten, eben in die etablierten Clubs in Berlin. Der Standort Spandau ist eine Herausforderung, aber auch eine Chance und besonders interessant für die Menschen, die hier leben.“
Anti-Techno-Elitarismus
Die Vision des AM Clubs geht über reine Musikveranstaltungen hinaus. Es gehe darum, einen Safe Space zu schaffen, in dem sich Menschen wohlfühlen und sicher feiern können – eben ohne die strikte Türpolitik mancher Berliner Clubs. Als Vorbild nennt er den Ritter Butzke: „Da kommt erst mal jeder rein, ohne diese steife Policy.“ Kunst, Kultur und Musik sollten für alle zugänglich sein, nicht nur für eine vermeintliche Elite.
Stoehr sieht den Club auch im Kontext einer größeren Entwicklung: „Die Innenstadt wird sich langsam von den Clubs entledigen.“ Mit der Schließung von Renate und Watergate verschiebe sich die Clubszene ohnehin in Rand- und Mischgebiete. „Es ist nicht der Ort, der die Party bestimmt, sondern die Menschen“, sagt er. Als Beispiel nennt er das RSO, das trotz seiner Lage außerhalb des Zentrums erfolgreich sei.
Die Mundpropaganda der Underground-Szene funktioniert „wie ein Schimmelpilz“
Cassy ist seit über 20 Jahren in der Szene aktiv. „Allein sie könnte Gäste zwischen 40 und 50 anziehen“, sagt Stoehr. „Zusammen mit den jüngeren Acts rechnen wir mit einem Publikum von 20 bis 49 Jahren.“
Jahr zufolge werde man „schon jetzt sehr positiv angenommen“. Die Mundpropaganda in der Underground-Szene funktioniere „wie ein Schimmelpilz“, ergänzt Stoehr. Ob sich Spandau als Techno-Standort etablieren kann, werde sich zeigen.
Und Kavanders Bookerin Léonie Blümner gibt einen Ausblick für Silvester: „Statt ein Line-up mit großen Headlinern zu machen, wie andere Clubs der Stadt, setzen wir auf die Zusammenarbeit mit einem lokalen Kollektiv, um Resonanz mit dem Standort zu haben.“
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Daher kommt der Name „Alte Meierei“
Das Gebäude der Alte Meierei selbst hat eine lange Geschichte. In den 1950er- und frühen 1960er-Jahren befand sich hier eine Milchproduktion mit Käserei. „Früher sind die Kutschen rangefahren und haben die Milch abgeholt“, erzählt Stoehr. Auch heute noch sieht man die roten Klappen an der Wand. Hier waren mal Kühlaggregate. Zwölf riesige Eisblöcke übereinander stapelten sich dort und kühlten die Halle zwei Wochen lang. „Das ist ein wahnsinnig starkes, dickes Gebäude, alles aus Stahlbeton gebaut.“
Brunsbütteler Damm 51–53, Spandau Opening: 29. November, 22 Uhr Instagram: @amclub_spandau
















