Die Beachvolleyball-Dynastie der Mol-Brüder aus Norwegen | ABC-Z

Am Ende konnte es nicht mal der große Bruder richten. Bei der Beachvolleyball-Weltmeisterschaft in Adelaide schaffte es auch Hendrik Mol nicht, die Ehre der Mol-Dynastie. zu retten. Gemeinsam mit Mathias Berntsen, seinem zwei Jahre jüngeren Cousin, unterlag der Einunddreißigjährige am Donnerstag im Achtelfinale den deutschen Meistern Lukas Pfretzschner und Sven Winter 0:2 (23:25, 20:22).
In der Runde der besten 16 war zuvor auch sein hochbegabter Bruder Anders Mol ausgeschieden. Der Achtundzwanzigjährige, gemeinsam mit Partner Christian Sørum in Australien an Position 1 gesetzt, verlor mit 1:2 (21:16, 18:21, 14:16) gegen zwei andere Deutsche, Nils Ehlers und Clemens Wickler. Die beiden sind zwar immerhin Olympia-Zweite von 2024, waren aber dennoch völlig euphorisiert nach ihrem Erfolg gegen die Norweger: „Das war ein geiler Sieg“, jubelte Ehlers und kündigte an: „Heute wird gefeiert“.
Dass ihnen bis zum Viertelfinale gegen die Tschechen Ondrej Perusic und David Schweiner nicht viel mehr als 24 Stunden Zeit blieb, war erst mal Nebensache: Ein Sieg gegen einen Mol gilt etwas im Beachvolleyball, vor allem gegen Anders Mol – schließlich trägt das Team Mol/Sørum eine beeindruckende Titelsammlung mit sich: Olympiasieger 2021, Weltmeister 2022 und fünfmaliger Europameister, zuletzt in diesem August.
Ein Ende der Familien-Saga ist nicht in Sicht
Trotz ihres diesmal frühen Ausscheidens wird Moll nicht zur vorherrschenden Tonart bei den Mols. Denn ein Ende der Familien-Saga ist nicht in Sicht. Bei der aktuellen WM spielten auch noch die beiden jüngsten Mol-Brüder mit: Adrian (21) und Markus (23) hatten sich zum ersten Mal für ein Weltturnier qualifiziert – und wie es das Los wollte, mussten sie in der ersten Runde gegen ihren großen Bruder Hendrik sowie Cousin Mathias antreten. Die Alten gewannen 2:0, wurden aber vor allem im ersten Satz (24:22) ziemlich gefordert, ehe sie sich durchsetzten.
Dass vier Brüder in einer Sportart auf Spitzenniveau antreten, dürfte ziemlich einzigartig in der Welt sein. Nicht zu vergessen die kleine Schwester Sofia Melia. Die Neunzehnjährige spielt ebenfalls Beachvolleyball – im vergangenen Jahr wurde sie norwegische Meisterin. Trainiert werden die Mol-Kinder von niemandem anders als ihrem Vater, Kåre Mol, der einst selbst Beachvolleyball-Profi war. Und Mutter Merita Mol, geborene Berntsen, spielte bei der Olympia-Premiere des Beachvolleyballs 1996 in Atlanta mit. Heute agiert sie als Mentalcoach – auch beim Duo Mol/Sørum.
Aus Strandvik und Sand in die Welt
Ausgangspunkt der norwegischen Beach-Dynastie ist ein kleiner Küstenort namens – auch das passend – Strandvik. Hier, im Südwesten Norwegens in der Provinz Vestland, haben die „Beachvolleyball-Vikings“, wie sie sich nennen, ihre Basis. Vor allem Hendrik macht dem Spitznamen „Spiking Viking“ alle Ehre, tritt er doch seit einiger Zeit mit einem wilden Vollbart an. Er müsse das kindliche Aussehen seiner Brüder ausgleichen, sagt der knapp zwei Meter große Naturbursche selbst über seine wilde Optik.
Dagegen könnte Anders, der Erfolgreiche, mit seinem gepflegten Aussehen und seinem austrainierten Körper auch gut als Dressman auftreten. Sportlich gilt er als einer der komplettesten Spieler auf der Tour, wird wegen seiner zumeist makellosen Spielweise auch als „Andy the Alien“ bezeichnet.
Hendrik äußert sich grundsätzlich stolz über seine kleinen Brüder, nicht nur wegen ihrer Erfolge. Er sei „sehr stolz darauf, dass sie großartige Athleten und großartige Menschen geworden sind“, sagte er vor der WM. „Ich hätte nie gedacht, dass alle diesen Weg einschlagen würden, daher kommt mir das alles etwas surreal vor.“
Dass alle Mols auf den gleichen Pfaden unterwegs sind, liegt zwar vor allem, aber nicht nur an den übermächtigen familiären Wurzeln, sondern auch an der Philosophie des Trainingszentrums „ToppVolley Norge“, bei dem sie ausgebildet wurden. Vor zwanzig Jahren suchte der norwegische Verband nach einem Ort, um schulische und sportliche Ausbildung des Volleyball-Nachwuchses bestmöglich verbinden zu können. Den Zuschlag bekam eine Vision von Gründungscoach Øyvind Marvik, die Wirklichkeit wurde: „Get the right people on the bus“, lautet seine Devise, du musst auf die richtigen Leute setzen.
In einem Ort namens Sand, gelegen an einem malerischen Fjord an der Westküste, wird nach den spielnahen Ideen von Kåre Mol trainiert. Die Vikings selbst bezeichnen die Ausbildungsstätte als „coolste Hochschule der Welt“. Der Clou dabei: „Hier werden keine Volleyballspieler, sondern Menschen ausgebildet.“ Und die haben auch gelernt, mit unerwarteten Niederlagen umzugehen.





















