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Eintracht Frankfurts Fußball-Spielstil: Werdet erwachsen! | ABC-Z

Eins zu fünf, nochmal eins zu fünf. Die Eintracht hatte gerade wieder mal verloren, wieder mal hoch, wieder mal in der Champions League. Diesmal hieß der Gegner FC Liverpool, aber im Prinzip war es im Oktober egal, welcher Name auf den Trikots der anderen Angreifer stand. Sie schossen immer mindestens zwei Tore gegen die Frankfurter.

Markus Krösche, der die Spieler dieses Kaders ausgewählt hatte, sagte nach dem Spiel einen Satz, der die Saison veränderte: Wir müssen endlich erwachsen werden. Das ist unüblich, schließlich rühmt sich die Eintracht oft (zurecht) mit dem jüngsten Kader der Bundesliga. Und Krösche, der Sportvorstand der Eintracht, schützt seine jungen Spieler, die er eines Sommers für Rekordsummen verkaufen will.

Die Abwehr der Eintracht ist erwachsen geworden

Aber jetzt langte es ihm. Es schien, als redete Krösche auf eine Rasselbande ein. Die Spieler müssten anders in die Zweikämpfe gehen. Gegentore nicht so einfach zulassen. Sich weiterentwickeln. Seitdem schossen die anderen Teams nicht mehr in einem Spiel zwei Tore gegen die Eintracht, sondern in den vergangenen fünf. Die Abwehr steht wieder. Sie ist erwachsen geworden.

Dieser Text stammt aus der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung.



Das ist geschehen, weil Trainer Dino Toppmöller in derselben Woche entschied, einen Offensivspieler gegen einen Defensivspieler zu tauschen. Die Eintracht verteidigt jetzt zu fünft, nicht mehr zu viert. Sie greift also auch mit einem Spieler weniger an. Das sind taktische Details. Aber im übertragenen Sinne heißt das: Sie ist aus dem Studentenwohnheim in den etwas spröden Vorort gezogen. Sie verteidigt zwar ordentlich, aber aufregend waren ihre Spiele zuletzt nicht mehr. Man könnte auch sagen: Ihre Jugendjahre sind vorbei.

Oft ist sie, auch hier, für ihre pubertäre Defensive kritisiert worden. Und ja: Sie hatte eine der schwächsten Defensivreihen der Bundesliga. Sie spielte trotzdem um die vorderen Ränge der Liga, weil sie zugleich einen der aufregendsten Offensivstile der Liga spielte. Eine Liga, in der die meisten lieber verteidigen, statt jung-chaotisch anzugreifen.

Krösche meinte vermutlich nicht mit seinen Worten, die Eintracht dürfe nun nicht mehr nach vorne spielen. Aber in ihren erwachsenen Spielen traf sie im Schnitt nur noch einmal. Zuletzt spielten die Frankfurter gegen Mainz eine Halbzeit der Geschichtsbücher: Nie war es vorher zwei Mannschaften gelungen, vor der Pause nur einmal aufs Tor zu schießen.

Statt dem aufregenden, anarchischen Jugendstil spielt die Eintracht jetzt Herrenfußball. Sie ist so stabiler geworden, sie hat in der Champions League gute Chancen, weiterzukommen. Und in der Liga steht sie nach einem Drittel der Saison auf Platz sieben. Aber will sie auf die Ränge ganz vorne, so wie in der vergangenen Saison, muss sie hinten abgeklärt bleiben – und vorne wieder Chaos stiften. Dann ist sie wirklich erwachsen.

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