Hessen: Die AfD säubert sich für den Weg zur Macht | ABC-Z

Wenn diejenigen, die in Umfragen oder in Wahlen für die AfD votieren, einmal einen Parteitag aus der Nähe verfolgen könnten, würde mancher ins Nachdenken geraten. Bei dem Delegiertentreffen des hessischen Landesverbandes bekam der rheinland-pfälzische AfD-Vorsitzende Jan Bollinger den größten Applaus. Er sprach sich dafür aus, Hahn im Hunsrück zum „nationalen Abschiebeflughafen“ auszubauen. Und er wusste auch, wie sich die Stimmung noch einmal anheizen ließ. Nämlich mit der Forderung, dass die Flüge „nicht täglich, sondern stündlich“ starten müssten. Die in dem lauten Gejohle der Zuhörer zum Ausdruck kommende Radikalität spiegelte auch die Abstimmung über das Führungsduo wider.
Der sich gern bürgerlich gebende Robert Lambrou bekam nur 74 Prozent der Stimmen. Aber Andreas Lichert, der Repräsentant des offiziell aufgelösten völkischen Flügels, konnte 88,6 Prozent für sich verbuchen. Beide traten ohne Gegenkandidaten in getrennten Wahlgängen an. Der Abstand von fast 15 Punkten zeigt, welche Richtung die Delegierten bevorzugen. Dass mehr als ein Viertel von ihnen Lambrou die Stimme verweigerte, lässt sich nur so erklären, dass er ihnen nicht radikal genug ist.
Die AfD rückt weiter nach rechts. Um diese Entwicklung zu kaschieren, werden auf den Internet-Seiten der Partei Kommentare, die das extremistische Denken ihrer Urheber verraten, entfernt. Man will den Gegnern nicht „in die Hände spielen“. Im Zuge dieser Säuberungen wurde der Kreisvorstand Offenbach seines Amtes enthoben. Von „Entsorgung“ war die Rede. Die Offenbacher hätten „etwas gepostet, was man nicht posten sollte“, hieß es. Außerdem soll die Vorsitzende „in die Kasse gegriffen“ haben.
Früher ließ die Führung sich im Umgang mit Skandalen reichlich Zeit. Heute handelt sie rasch. Die Zustimmungswerte sind inzwischen so hoch, dass sie sich nur noch steigern lassen, wenn aus der Mitte des politischen Spektrums Stimmen hinzukommen. Darum muss umgehend „entsorgt“ werden, was das Bild der Bürgerlichkeit stört. Die AfD nennt das „Professionalisierung“. Sie wird für nötig erachtet, weil man sich vor der Machtübernahme wähnt.
So erklärt es sich, dass die Delegierten sich ausschließlich an dem Bollwerk der CDU abarbeiteten. Der Zorn und die Verzweiflung, die dabei zum Ausdruck kamen, sprechen dafür, dass die Union im Umgang mit der AfD nicht alles falsch gemacht hat. Niemand weiß, wie die Wahlen im Osten ausgehen. In Hessen aber ist gegenwärtig nicht zu erkennen, wie die AfD an die Macht kommen sollte.





















