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Sydney Sweeney äußert sich zu umstrittener Jeans-Werbung | ABC-Z

Die Aufregung im Sommer war natürlich groß gewesen, auch wenn sie in den sozialen Medien dem immer gleichen Muster folgte: Eindeutig zweideutige Botschaft, gefolgt von Empörung auf der einen Seite und Empörung über die Empörung auf der anderen Seite. Mit der im Juli veröffentlichten Kampagne rund um den Satz „Sydney Sweeney has great jeans“, der sich in der Aussprache nicht vom Satz „Sydney Sweeney has great genes“ unterscheidet, konnte sich der amerikanische Jeanshersteller American Eagle sicher sein: Über ihn wird geredet.

Wer zunächst nicht redete, war das Model, um das die Kampagne gestrickt war. Die 28 Jahre alte Schauspielerin, die derzeit in amerikanischen Kinos im Biopic „Christy“ zu sehen ist, hat das in dieser Woche nachgeholt, wenn auch nicht eigeninitiativ. In einem Interview mit dem Magazin „GQ“ antwortete Sweeney auf die Frage, ob sie die Reaktionen auf die Werbung überrascht haben, mit den ähnlich viel- (oder nichts-)sagenden Worten, die American Eagle selbst gewählt hatte, um sich zu verteidigen: „Ich habe eine Jeans-Werbung gemacht. Also, die Reaktion war definitiv eine Überraschung, aber ich liebe Jeans. Ich trage nur Jeans. Ich trage Jeans und T-Shirt buchstäblich jeden Tag.“

Es sei „surreal“ für sie gewesen, dass sogar Donald Trump und J.D. Vance über die Jeans-Werbung gesprochen hatten – der Vizepräsident hatte etwa Demokraten unterstellt, sie würden Menschen als Nazis bezeichnen, nur weil diese fänden, Sydney Sweeney sei schön. Auf die Frage, ob sie „dankbar“ gewesen sei, weil mächtige Menschen sich hinter sie stellten, sagte Sweeney unkonkret: „Es ist nicht so, dass ich nicht dieses Gefühl hatte, aber ich dachte nicht so darüber, über nichts davon.“ Sie habe ihr Handy einfach weggelegt, die Debatte an sich vorbeirauschen lassen, zu diesem Zeitpunkt habe sie ohnehin 16-Stunden-Tage am Set der Serie „Euphoria“ verbracht.

„Die Leute werden davon hören“

Ob sie fürchte, dass Menschen etwa ihren neuen Film nicht sehen wollten, weil sie diese Werbung gemacht habe? Wieder antwortete Sweeney vage: Falls jemand so denke, hoffe sie, dass etwas anderes die Menschen dazu bringe, sich für Kunst zu interessieren und offen dafür zu sein, etwas Neues zu lernen. Sie selbst berühre das nicht. Ob sie etwas zu den Vorwürfen sagen wolle, dass weiße Menschen keine Witze über vermeintlich genetische Überlegenheit machen sollten? Wieder eine Nicht-Antwort: „Ich denke, wenn ich ein Problem habe, über das ich sprechen will, werden die Leute davon hören“, sagte sie.

Und so hat sich Sweeney geäußert, aber eigentlich auch nicht. In jeden ihrer Sätze lässt sich hineininterpretrieren, dass sie nicht darüber sprechen will, weil sie keine Angriffsfläche bieten will – weder für Gegner noch für Befürworter der umstrittenen Kampagne. Genauso gut kann man hineininterpretieren, dass Sweeney das alles wirklich nicht sonderlich interessiert. Oder dass sie ein gutes Medientraining hatte, wie es Nutzer in den sozialen Medien unterstellen. In jenen Netzwerken wird die Interviewerin längst für die Fragen zerrissen, als seien Fragen zu Kontroversen – die noch hätten weitaus provokanter gestellt werden können – unjournalistisch. Sweeney wiederum wird von rechten Sendern für ihre abwehrenden Antworten gefeiert.

Will man Sweeney verstehen, sind möglicherweise andere Stellen des Interviews aufschlussreicher. Im Zusammenhang mit mehreren ihrer Rollen, die sich um häusliche Gewalt drehen, sagte sie: „Ich bin nicht dazu da, den Leuten zu sagen, was sie denken sollen.“ Sie interessiere sich für komplizierte, aber vielleicht auch moralisch fragwürdige Charaktere, die auf dem Papier schwer zu mögen seien, aber in denen Menschlichkeit verborgen sei. Und: „Ich sage immer meine Meinung zu Dingen, die mir wichtig sind. Und um über etwas zu sprechen, nutze ich Kunst.“

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