Hilfe, das sind meine Lieblingsfilme gewesen? – Gesellschaft | ABC-Z

Ich habe mit den Kindern „Mrs. Doubtfire“ geschaut. Sie wissen schon, diese Komödie aus dem Jahr 1993 mit dem großen Robin Williams. Der spielt darin einen Mann, der wie ich einen Sohn und zwei Töchter hat – und sich, als betagtes Kindermädchen verkleidet, in die eigene Familie einschleicht, nachdem ihn seine Frau rausgeworfen hat. Wenn man genauer darüber nachdenkt, ist das ziemlich übergriffig, aber ich dachte, es spricht zur Abwechslung nichts gegen einen Klassiker aus meiner Kindheit.
Leider ist der Film schlecht gealtert. Allein der Anfang: Da holt Daniel Hillard (so heißt der erfolglose und egozentrische Schauspieler, den Robin Williams darstellt) seine Kinder von der Schule ab. Sein Sohn feiert zwölften Geburtstag. Der Vater hat zu Hause – ohne sich mit der Mutter abzustimmen – eine Party organisiert, er sagt: Ich habe eine Überraschung für dich! Der Sohn: Eine Stripperin? Nein, besser. Der Sohn: Zwei Stripperinnen?!
Mein Sohn, 14, schaute da erstmals skeptisch zu mir, und meine Tochter, 10, fragte: Was für Stripperinnen? So cringe, so gut. Aber es wurde nicht besser: Der gesamte Film ist durchzogen von Sex-Witzchen, die Kinder nicht verstehen müssen, um unangenehm berührt zu sein – und dann brennen die Fake-Brüste von Frau Doubtfire.
Ich wollte noch nicht aufgeben. Mein erster Lieblingsfilm „Die Götter müssen verrückt sein“ fiel wegen offensichtlichen Rassismus und Apartheid-Verharmlosung aus. Also „Die Maske“ mit Jim Carrey. Leider musste ich einsehen, dass der Film zum Großteil daraus besteht, dass Cameron Diaz beglotzt, begrapscht oder ihr hinterhergepfiffen wird.
Es wurde noch schlimmer: „Dumm und dümmer“, den ich mit elf Jahren hysterisch belacht hatte? Nun, ich ahnte, dass man den Plot heute „ableistisch“ nennen würde. Aber das Ausmaß an frauenfeindlichen „Pointen“ hatte ich nicht erwartet.
In der romantischsten Szene träumt Lloyd (wieder: Jim Carrey) davon, dass er mit Mary zusammenkommt, die er sehr (heute würde man sagen: obsessiv) liebt. Sie fallen sich in die Arme, und dann hebt er, ohne dass sie es merkt, ihr Kleid an und entblößt feixend ihren Po in die Kamera.
Das Ende der Ehe Beimer ist eine Art Ur-Trauma der Liebe für mich
Eigentlich schämen sich auch meine Kinder beim gemeinsamen Glotzen bei jedem Kuss – so wie ich mich einst geschämt habe, wenn ich mit meinen Eltern vor der „Lindenstraße“ saß und Hans Beimer seine Affäre Anna knutschte (das Ende der Ehe Beimer ist eine Art Ur-Trauma der Liebe für mich). Aber jetzt, angesichts solcher Szenen, war ich es, der sich schämte. Das waren meine Lieblingsfilme gewesen?
Andererseits war ich auch etwas stolz: Wenn derlei sexistisches Grundrauschen in meinen Kindheitstagen ganz normal war und gar nicht weiter auffiel, hatte ich es dann nicht zu einem überraschend aufgeklärten und zivilisierten Mann geschafft?
Trotzdem schauen wir wieder die Lieblingsfilme der heutigen Kinder. Nur für „Kevin – Allein in New York“ werden wir Weihnachten wieder eine Ausnahme machen. Meine mittlere Tochter liebt New York und Weihnachtsfilme. Mir hat der Streifen als Kind höchstens Angst vor Obdachlosen gemacht, aber am Ende ist die Taubenfrau ja die Gute. Und dass Donald Trump einen kurzen Auftritt hat als nette, harmlose Randfigur, die er noch war, zeigt den Kindern, dass manches früher sogar besser war.
In dieser Kolumne schreiben Patrick Bauer und Friederike Zoe Grasshoff im Wechsel über ihren Alltag als Eltern. Alle bisher erschienen Folgen finden Sie hier.





















