Wirtschaft

Musk bekommt Billionenpaket bei Tesla | ABC-Z

Elon Musk bekommt seinen Wunsch erfüllt: Die Aktionäre des von ihm geführten Autoherstellers haben ihm am Donnerstag ein noch nie dagewesenes Gehaltspaket gewährt. Es sieht vor, dass er beim Erreichen bestimmter Meilensteine eine Serie von Tranchen an Tesla-Aktien bekommt, deren Wert sich auf eine Billion Dollar addieren könnte. Er würde dann auch erheblich mehr Kontrolle über Tesla bekommen, sein gegenwärtiger Anteil von rund 13 Prozent würde auf 25 Prozent steigen. Wie Tesla auf der Veranstaltung in seiner Fabrikhalle im texanischen Austin mitteilte, wurde das Gehaltspaket mit einer deutlichen Mehrheit von mehr als 75 Prozent der Stimmen genehmigt. Als das Ergebnis angekündigt wurde, gab es in der Halle stehende Ovationen und „Elon, Elon“-Rufe. Musk sagte daraufhin in einer Rede, er wisse das Votum „super“ zu schätzen.

Der Abstimmung auf der Hauptversammlung war eine aggressive Kampagne von Musk und Tesla vorausgegangen. Musk hat offen mit seinem Rücktritt gedroht, falls er das Gehaltspaket nicht bekommt. Die sonst sehr öffentlichkeitsscheue Tesla-Verwaltungsratschefin Robyn Denholm hat das Paket in Interviews und Briefen an die Aktionäre als Voraussetzung beschrieben, um Musk zu halten und zu motivieren. Ganz entgegen seiner Gewohnheit schaltete Tesla auch Anzeigen, um für das Gehaltspaket zu werben, unter anderem auf der Plattform X, die Musk gehört. Auf einer eigens eingerichteten Internetseite hieß es, unter Musks „visionärer Führung“ habe Tesla die Chance, „das wertvollste Unternehmen in der Geschichte“ zu werden.

Es gab aber auch reichlich Widerstand gegen das Gehaltspaket. Mehrere institutionelle Investoren, darunter der staatliche norwegische Pensionsfonds, hatten in den vergangenen Wochen angekündigt, nicht dafür stimmen zu wollen. Auch die einflussreichen Aktionärsberatungsgesellschaften ISS und Glass Lewis sprachen sich gegen den Gehaltsplan aus – und zogen sich damit scharfe Kritik von Musk zu, der sie „Unternehmensterroristen“ nannte. Selbst Papst Leo XIV. schaltete sich in die Debatte ein. In einem Interview sprach er über das wachsende Einkommensgefälle zwischen Vorstandschefs und gewöhnlichen Mitarbeitern, und er führte dabei als Beispiel Musks Gehaltspaket an, das ihn zum ersten Billionär der Welt machen könnte. Wenn nur noch das zähle, sei die Welt „in großen Schwierigkeiten“.

Musk strebt mehr Kontrolle an

Schon heute ist Musk mit Abstand der reichste Mensch der Welt. Im „Bloomberg Billionaires Index“ wird sein Vermögen derzeit auf 473 Milliarden Dollar beziffert. Bei der Vorlage von Teslas jüngsten Quartalszahlen im Oktober sagte er, ihm gehe es bei dem Gehaltspaket gar nicht um das Geld, da er es ohnehin nicht ausgeben würde. Wichtig sei ihm vielmehr die mit einem höheren Anteil verbundene Kontrolle über das Unternehmen. Er sei dabei, mit Tesla eine „Armee von Robotern“ zu bauen, und er fühle sich nicht wohl mit dem Gedanken, dabei keinen „starken Einfluss“ zu haben. Er bezifferte den von ihm angestrebten Anteil auf rund 25 Prozent. Dies würde ihm starken Einfluss geben, „aber auch nicht so viel, dass ich nicht gefeuert werden kann, wenn ich durchdrehe“.

Musk, der kein reguläres Gehalt von Tesla bezieht, hat die Abstimmung in apokalyptischen Dimensionen beschrieben. Vor einigen Tagen sagte er auf der Plattform X, die Kontrolle über Tesla könnte sich auf die „Zukunft der Zivilisation“ auswirken. Tesla macht den größten Teil seines Geschäfts mit dem Verkauf gewöhnlicher Elektroautos, aber Musk versucht schon seit einiger Zeit, deren Bedeutung herunterzuspielen. Stattdessen hebt er die Aktivitäten rund um autonomes Fahren und humanoide Roboter hervor, und mit diesen Versprechungen dürfte sich auch der hohe Börsenwert von derzeit 1,4 Billionen Dollar erklären. Auf den Bildschirmen während der Aktionärsversammlung waren keine Autos zu sehen, sondern ein Roboter. 

Mit diesen Initiativen steht Tesla freilich noch am Anfang. In seinem angestammten Geschäft mit Elektroautos kämpft Tesla derzeit mit gewaltigen Schwierigkeiten. Im ersten Halbjahr sind die Verkaufszahlen erheblich geschrumpft. Im dritten Quartal gab es zwar wieder einen Zuwachs, aber das dürfte vor allem einem Sondereffekt zu verdanken sein. Ende September wurden in den USA die bislang gewährten Steuergutschriften von bis zu 7500 Dollar für den Kauf von Elektroautos abgeschafft. Es bestand also ein hoher Anreiz, vorher noch ein Auto zu kaufen. Das bedeutet aber auch, die Ausgangslage für das laufende Schlussquartal ist um einiges schwieriger. Tesla hat für die ersten drei Quartale in diesem Jahr auch erhebliche Gewinnrückgänge ausgewiesen

Extrem ambitionierte Ziele

All diese Herausforderungen blieben in der Aktionärsversammlung am Donnerstag weitgehend außen vor. Musk gab sich in seiner Rede wie gewohnt als Visionär, der Tesla eine glänzende Zukunft verheißt. Er sagte, Optimus könnte das erfolgreichste Produkt aller Zeiten werden, noch vor Handys, mit mehreren zehn Milliarden verkauften Exemplaren. Der Roboter könne die Volkswirtschaft um das Zehnfache wachsen lassen. Die Produktionskosten für den Roboter schätzte er auf 20000 Dollar je Stück. Vom geplanten Roboterauto Cybercab, das weder Lenkrad noch Pedale hat, wolle Tesla eines Tages fünf Millionen Stück im Jahr fertigen, sagte Musk weiter. “In der Zukunft werden die überall sein.“ Er stellte auch in Aussicht, eines Tages eine “gigantische Chipfabrik“ zu bauen. Musk sagte, die Serienproduktion des Roboters, des Cybercab und auch des Lastwagens “Semi“ solle 2026 beginnen. 

Die Meilensteine, an die Musks Gehaltspaket geknüpft sind, sind zumindest zum Teil extrem ambitioniert. Um alle zwölf Tranchen zu erhalten, müsste Tesla bis 2035 eine Marktkapitalisierung von 8,5 Billionen Dollar erreichen. Musk würde außerdem immer nur dann eine Tranche bekommen, wenn neben dem Börsenwert noch ein anderer Meilenstein erreicht wird, der mit dem operativen Geschäft zu tun hat. Die wohl ehrgeizigste Zielmarke ist ein Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen von 400 Milliarden Dollar. 2024 waren es 17 Milliarden Dollar. Allerdings hätte auch allein die erste Tranche in dem Paket schon einen Wert um die 20 Milliarden Dollar, und die dafür notwendigen Meilensteine scheinen um einiges machbarer. Der Börsenwert von Tesla müsste auf zwei Billionen Dollar steigen, und eine der Zielmarken im operativen Geschäft könnte es sein, mit Tesla die Zahl der ausgelieferten Autos seit der Gründung auf 20 Millionen zu steigern. Dafür müsste Tesla in den kommenden zehn Jahren nicht einmal so viele Autos ausliefern wie 2024.

Die Tranchen sind auch an die Bedingung geknüpft, dass Musk Tesla nicht verlässt. Er muss mindestens 7,5 Jahre im Unternehmen bleiben, um die ersten Aktien einlösen zu können. Bei der Ankündigung des Gehaltsplans im September gab Tesla zu, Musk habe in den Verhandlungen mit dem Verwaltungsrat erheblichen Druck ausgeübt. „Herr Musk hat die Möglichkeit ins Spiel gebracht, anderen Unternehmungen Priorität zu geben.“

Neben Tesla hat Musk noch eine Reihe anderer Interessen. Dazu gehören der Raumfahrtspezialist SpaceX und X.AI, ein auf Künstliche Intelligenz spezialisiertes Unternehmen, das Musk in diesem Jahr mit X verschmolzen hat. Andere Projekte sind Neuralink, ein Unternehmen, das an Schnittstellen zwischen dem menschlichen Gehirn und Computern arbeitet, sowie die Boring Company, die Transportsysteme in Tunneln entwickelt.

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