Autonomes Fahren: BMWs Co-Pilot – Auto & Mobil | ABC-Z

Spätestens 2028 sollen ganze Flotten von Robo-Taxis im Einsatz sein. Das versprechen zumindest einige Autohersteller, Fahrdienstleister und selbst Computerfirmen. Wie so oft kommt die Zukunft jedoch in Trippelschritten: Nach der Erprobung in Deutschland hat BMW als erster Hersteller nun in ganz Europa grünes Licht für einen erweiterten Autobahnassistenten bekommen. Der Wagen steuert und überholt selbständig, solange der Fahrer aufmerksam bleibt und das Tempo 130 km/h nicht übersteigt. Wahrscheinlich ist es ganz richtig, den Fahrer behutsam an seine Rolle als Passagier zu gewöhnen. Wer soll denn sonst die 50 Millionen nicht-autonomen Autos in Deutschland fahren?
Von Rechts wegen muss jedes Fahrzeug einen Fahrer haben – diese Verordnung stammt aus der Zeit der (motorisierten) Kutschen. Als „Antreiber“ von Pferdegespannen (englisch: „Driver“) durften unsere Vorfahren die Zügel niemals aus der Hand geben. Auch der Chauffeur (französisch: „Heizer“) musste das feuerspeiende Ungetüm beherrschen, auf dem er ritt. Eine Mensch-Maschine-Symbiose war nicht vorgesehen. Vielleicht könnte das pflegliche Miteinander jedoch mit dem einen oder anderen Abstecher in die Waschanlage beginnen. Gerade jetzt in der kalten Jahreszeit.
Der Winter scheint vielen Autofahrern aufs Gemüt zu schlagen. Bei blauem Himmel stehen sie Schlange an den Waschanlagen, doch bei Schmuddelwetter sinkt die Lust am glänzenden Lack beträchtlich. Immer neue Schichten aus Dreck und Streusalz legen sich als Grauschleier aufs Blech. Aufkleber wie „Achtung Testwagen, nicht waschen!“ fordern spöttische Kommentare förmlich heraus. Völlig zu Recht, denn die waschfaule Ausrede entbehrt jeder technischen Grundlage.
Das Gegenteil ist richtig: Sensor-übersäte Roboterautos brauchen in der kalten Jahreszeit besonders viel Zuwendung und Pflege. Wer seinem Wagen das eigene Leben anvertraut, sollte sicherstellen, dass der eingebaute Chauffeur weder blind noch taub ist. Eine salzverkrustete Fahrzeugfront, vereiste Fenster und Schneeberge auf dem Dach fördern nicht gerade das Vertrauen in das autonome Fahren. In einer aktuellen Allianz-Studie äußern viele Teilnehmer ohnehin Zweifel am Reifegrad solcher Systeme. Mehr als 80 Prozent der Befragten wollen die Kontrolle über ihr Fahrzeug behalten.
Also müssen wir das Loslassen erst einmal üben, zum Beispiel auf dem Weg in den nächsten Urlaub. Zugegeben, anfangs kostet es etwas Überwindung, die Hände bei 130 km/h in den Schoß zu legen. Doch der Autobahnassistent sorgt unnachsichtig dafür, dass der zurückgelehnte Mensch nicht komplett abschaltet. Eine Innenraum-Kamera überwacht etwa, ob seine Augen müde blinzeln oder permanent den Verkehr überwachen. Mit etwas Übung und einem gut getimten Blick in den Außenspiegel gelingt das freihändige Fahren und Überholen bald mühelos. Das war den Aufsichtsbehörden wichtig: Der Fahrer wird nur gefahren, solange er jederzeit das Steuer wieder übernehmen kann.
Ach ja, sauber müssen die Messfühler am Wagen natürlich auch sein. Ob die Autofahrer deshalb öfter in die Waschanlage fahren? Zweifelhaft. Aber das autonome Sensorputzen kriegen die Maschinen auch noch allein hin.





















