Wirtschaft

Interner Bericht schlägt Alarm: Gazprom erwartet offenbar keine Erholung vor 2035 | ABC-Z


Interner Bericht schlägt Alarm

Gazprom erwartet offenbar keine Erholung vor 2035

Der russische Gaskonzern Gazprom wird sich nach Einschätzung von Analysten so schnell nicht wieder erholen. Demnach wird das Unternehmen bis 2035 nur noch ein Drittel so viel Erdgas nach Europa exportieren wie vor dem Krieg. Um seine Vormachtstellung zu erhalten, gibt es nur eine Möglichkeit.

Um den russischen Gaskonzern Gazprom steht es schlimmer als bislang bekannt. Das legt ein interner Bericht an den Vorstand des Unternehmens nahe, der der “Financial Times” vorliegt. Daraus geht hervor: Der Konzern werde mindestens zehn Jahre brauchen, um sich von den Folgen der Ukraine-Invasion und der westlichen Sanktionen zu erholen. Bis in das Jahr 2035 werde Gazprom demnach nur noch im Schnitt 50 bis 75 Milliarden Kubikmeter Erdgas nach Europa exportieren. Das ist nur knapp ein Drittel so viel, wie vor dem Krieg.

Die Analyse zeigt: Den russischen Gasriesen treffen die westlichen Sanktionen härter als Russland zugeben will. “Es ist sehr düster”, schätzt Elina Ribakova, Senior Fellow am Peterson Institute for International Economics in Washington, die Ergebnisse des Berichts gegenüber der “Financial Times” ein. “Gazprom befindet sich in einer Sackgasse, und sie sind sich dessen bewusst.”

Die Sanktionen haben Gazprom laut dem Bericht besonders von wichtigen Technologien wie Turbinen, die den Transport von Gas durch die Pipelines unterstützen, sowie von den für ihre Reparatur erforderlichen Ersatzteilen und Fachkenntnissen abgeschnitten. Der russische Staatskonzern hat mit den Sanktionen westlicher Staaten infolge der russischen Offensive in der Ukraine außerdem wichtige Absatzmärkte verloren.

Sollte es Gazprom nicht gelingen, neue Absatzmärkte zu erschließen, werde der Konzern laut der Analysten an Bedeutung verlieren. Zudem waren die Nord-Stream-Pipelines des Unternehmens – lange der Haupttransportweg für das Gas nach Europa – durch mutmaßliche Sabotageakte im September 2022 beschädigt worden. Europa war für Gazprom jahrelang der wichtigste Exportmarkt.

Moskau will insbesondere die Gasexporte nach China erhöhen. Die Verhandlungen zu der geplanten Erweiterung der Pipeline “Power of Siberia 2”, die Gas aus Sibirien durch die Steppe der Mongolei nach Nordchina bringen soll, waren zuletzt aber ins Stocken geraten.

Gazprom meldet Rekordverlust für 2023

Im Gegensatz zum per Pipeline transportierten Erdgas gehen die Analysten beim Flüssiggas (LNG) von Wachstum aus. Bis 2035 sollen die Exporte laut dem Bericht auf 98,8 bis 125,8 Milliarden Kubikmeter zunehmen. Im Jahr 2022 hatte Russland noch 40,8 Milliarden Kubikmeter exportiert. Das Manko: Von dieser Entwicklung wird nicht Gazprom, sondern der russische LNG-Produzent Novatek profitieren. Den Autoren des Berichts zufolge könnte LNG in Zukunft eine zuverlässigere Quelle für Exporteinnahmen für Russland sein, da es auf Schiffen und nicht in Pipelines transportiert wird und schwieriger zu verfolgen ist.

Im vergangenen Jahr hat Gazprom einen Rekordverlust verzeichnet. Der Staatskonzern meldete im Mai für 2023 einen Nettoverlust von 629 Milliarden Rubel (fast 6,4 Milliarden Euro). 2022 verzeichnete Gazprom laut eigenen Angaben noch einen Gewinn von 1,23 Billionen Rubel (fast 12,5 Milliarden Euro). Um seine Vormachtstellung auf dem heimischen Gasmarkt aufrechtzuerhalten, gibt es laut dem Bericht nur eine Möglichkeit: Gazprom muss vom Kreml eine Vorzugsbehandlung einfordern.

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