Drohungen nach Tötung von Pavianen in Nürnberg: Mehr als 20 Verdächtige ermittelt – Bayern | ABC-Z

Nach der Tötung gesunder Guinea-Paviane im Tiergarten Nürnberg Ende Juli dieses Jahres erhielten Direktor Dag Encke und weitere Zoo-Angestellte Drohungen über soziale Medien. Mehr als 20 Verfasser solcher mutmaßlich strafbarer Hasskommentare, darunter Morddrohungen, konnte die Polizei inzwischen identifizieren, wie ein Sprecher des Polizeipräsidiums Mittelfranken auf SZ-Anfrage mitteilte.
Für diese Fälle seien nun verschiedene Staatsanwaltschaften in Deutschland, dem europäischen Ausland und sogar in Kanada zuständig, von wo aus die Kommentare verfasst worden seien. In knapp der Hälfte der Fälle dauerten die Ermittlungen an.
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Zunächst hätten Polizei und Staatsanwaltschaft aus der Vielzahl an Kommentaren jene knapp 40 herausgefiltert, die sie für strafrechtlich relevant hielten, etwa wegen Beleidigung, Volksverhetzung oder der Belohnung und Billigung von Straftaten, erklärte der Sprecher. Anschließend versuchte die Polizei, die Spur der Kommentarschreiber digital nachzuverfolgen und ihre Identitäten zu ermitteln, bevor sie die Ergebnisse den jeweiligen Staatsanwaltschaften vorlegte.
In einigen Fällen dürften die Hasskommentare indes folgenlos bleiben. Wie eine Sprecherin der Staatsanwaltschaft Nürnberg-Fürth mitteilte, hat diese sechs der sieben ihr vorliegenden Verfahren wegen der Beleidigung und Bedrohung von Encke eingestellt, weil die Ermittler die Identitäten der Kommentarschreiber nicht klären konnten.
Die Ermittlung der Urheber solcher Nachrichten in den sozialen Medien gestalte sich in der Regel schwierig, erklärte die Sprecherin. Manchmal werde die Auskunft von den Diensten mit dem Hinweis auf das Recht auf freie Meinungsäußerung verweigert, manchmal sei der Account im Ausland registriert und ein aufwendiges Rechtshilfeersuchen verspreche keine Aussicht auf Erfolg.
Tiergartendirektor Encke hatte Ende Juli entschieden, zwölf gesunde Guinea-Paviane töten zu lassen, nachdem sich die Primaten stark vermehrt hatten und ihr Gehege zu klein geworden war. Nach Einschätzung des Tiergartens waren alle Alternativen erschöpft. Tierschützer dagegen kritisierten die Entscheidung. Nach ihrer Ansicht war die Tötung im Zuge des sogenannten Populationsmanagements zur Erhaltung einer Art nicht „vernünftig“, wie es das Tierschutzgesetz verlangt.

:„Die Paviane zu töten, wäre skandalös“
Der Tiergarten Nürnberg zieht in Betracht, Paviane wegen einer Überpopulation zu töten. Dagegen wendet sich die Philosophin und Tierethikerin Judith Benz-Schwarzburg vehement. Zoos sind für sie grundsätzlich ein „Auslaufmodell“.
Bei der Staatsanwaltschaft gingen deshalb mehr als 300 Strafanzeigen gegen Encke ein. Wie die Sprecherin nun mitteilte, dauerten die Ermittlungen wegen möglicher Verstöße gegen das Tierschutzgesetz an. Sie rechne erst im neuen Jahr mit einem Abschluss des Verfahrens.
In Kommentaren in sozialen Medien nahm die Kritik am Tiergarten teils erschreckendes Ausmaß an. „Wenn sie die Paviane erschießen, ist der Chef vom Nürnberger Tiergarten tot. Wir wissen, wo der Chef wohnt“, hieß es laut der Sprecherin beispielsweise in einem Post. In einem anderen Kommentar hieß es in Anspielung auf den NS-Verbrecher Josef Mengele, der als Lagerarzt in Auschwitz Menschenversuche unternommen hatte: „Dag Encke, dieses empathielose Stück Sch. maßt sich an, über Leben und Tod von Angehörigen anderer Spezies zu entscheiden. Dr. Mengele lässt grüßen!“





















