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FC Bayern München schlendert zum Sieg gegen Bayer 04 Leverkusen | ABC-Z

Es hat noch nie ein Genie gegeben und es wird wahrscheinlich auch keines geben. Es gibt aber Menschen, die von anderen Menschen zu Genies gemacht werden. Und dieser Geniekult ist im Fußball des 21. Jahrhunderts, siehe Pep Guardiola, groß.

In der Bundesliga hat es nach Guardiola zwischen 2022 und 2025 wieder einen Trainer aus Spanien gegeben, der zu einem Genie gemacht worden ist: Xabi Alonso, der in der Saison 2023/24 mit Bayer Leverkusen die Meisterschaft gewonnen und dabei nicht ein Spiel verloren hat. Das, was dieser Trainer mit diesem Team geleistet hat, war (wie auch an dieser Stelle immer wieder hervorgehoben worden ist) wirklich großartig. Nur nicht genial.

Es war die Detailarbeit eines Mannes, der weiß, dass es auf diese Detailarbeit ankommt. Doch auch wenn man den Geniemythos um Alonso für falsch halten konnte, hat er, wie sich spätestens an diesem Samstagabend zeigte, etwas Gutes gehabt: dass der größte Gegner, der FC Bayern München daran geglaubt und sich vielleicht, vielleicht sogar ein bisschen davor gefürchtet hat.

Zahlreiche Stammkräfte werden geschont

Als die Fußballspieler aus Leverkusen sich an diesem Abend in der Arena in München für das Duell mit dem FC Bayern aufstellten, standen sie einem Gegner gegenüber, der in dieser Saison niemanden fürchtet und nur an eines glaubt: die eigene Überlegenheit. Das sah man daran, wer für den FC Bayern auf dem Feld stand – und wer nicht. An der Seite saßen: Dayot Upamecano, Aleksandar Pavlović, Luis Díaz, Michael Olise und Harry Kane. Oder anders ausgedrückt: 22 von 30 Toren, die die Bayern zu dem Zeitpunkt der Bundesligasaison erzielt hatten.

Als deren Trainer Vincent Kompany vor dem sogenannten Topspiel im „Sky“-Interview auf seine Aufstellung angesprochen wurde, sagte er, dass Díaz, Olise und Kane nach dem DFB-Pokalspiel in Köln und vor dem Champions-League-Spiel in Paris nicht 90 Minuten spielen könnten. Er habe sich deswegen dafür entschieden, seine stärksten Stürmer nicht aus-, sondern einzuwechseln, um „am Ende stark“ zu sein. Doch wenn dieses Leverkusen noch das Xabi-Alonso-Leverkusen und nicht das Kasper-Hjulmand-Leverkusen (welches schon eine Verbesserung zum Erik-ten-Hag-Leverkusen ist) gewesen wäre, hätte Kompany sich dann wirklich getraut, dieses Spiel vom Ende her zu denken?

Als Kompany vor dem Spiel über seine Aufstellung sprach, sagte er auch diesen Satz: „Auf die Motivation, die der Gegner bekommt, wenn er die Aufstellung sieht, müssen wir reagieren.“ Er, der frühere Profispieler, weiß, dass es im Profisport immer auch ein psychologischen Effekt gibt, dass es einen Gegner stark machen kann, wenn man in einem Spiel, vor allem in einem Topspiel, freiwillig auf seine stärksten Stürmer verzichtet. Doch das Furchteinflößende an den Vincent-Kompany-Bayern in dieser Saison ist: sie gewinnen, egal, wie motiviert der Gegner ist.

Das 1:0 als Szene des Spiels

Als Díaz, Olise und Kane nach 45 Spielminuten zurück zur Kabine schlenderten, stand es schon 3:0 für den FC Bayern. Und weil der Spielstand auch nach 90  Minuten noch derselbe war, haben die Bayern nun nicht nur alle neun Spiele in der Bundesliga, sondern alle 15 Spiele in dieser Saison gewonnen.

Was lässt sich sonst über dieses Duell zwischen München und Leverkusen sagen, das in den vergangenen zwei Saisons mehr besprochen wurde als über alle anderen in Deutschland? Nicht wirklich viel, zumindest nichts, was besprechenswert wäre. Das 1:0 erzielte Serge Gnabry (25. Minute), das 2:0 Nicolas Jackson (31.), das 3:0 Loïc Badé (44., Eigentor).

Am ersten Tor konnte man mal wieder sehen, dass bei den Bayern in dieser Saison bisher immer ein tolles Gesamtwerk entsteht, egal, welche Künstler auf welcher Position daran mitwirken. Am eigenen Strafraum köpfte der Mittelfeldspieler Joshua Kimmich den Ball zurück zum Torhüter Manuel Neuer köpfte, der ihn deswegen mit den Händen aufnehmen durfte und schnell zum Linksverteidiger Tom Bischof werfen konnte, der den Ball dann wiederum mit einem wunderbaren Pass zum Außenstürmer Gnabry spielte, der ihn durch die Beine des Leverkusener Torhüters Mark Flekken ins Tor schoss. Das war die Szene des Spiels.

In der 59. Minute kam es dann zum Bild des Spiels. An der Seitenlinie standen drei Spieler des FC Bayern München und warteten. Es waren Luis Díaz, Michael Olise und Harry Kane. Sie warteten darauf, eingewechselt zu werden in eines dieser Spiele, für das sie für sehr viel Geld geholt wurden. Doch die gute Nachricht für die Bayern und die schlechte Nachricht für die Bundesliga war: dass sie schon am neunten Spieltag nicht gebraucht wurden.

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