Wirtschaft

Audi verdient mehr als vor einem Jahr, nichtsdestotrotz: Trumps Zölle kosten riesige Summen – Wirtschaft | ABC-Z

Es ist eine Horrorwoche für die deutsche Autoindustrie: Nacheinander haben sowohl Mercedes als auch der VW-Konzern desaströse Unternehmenszahlen gemeldet. BMW wird seine Bilanz erst kommende Woche präsentieren, auch bei den Münchnern ist nichts Gutes zu erwarten, Anfang des Monats hatte BMW seine Jahresprognose bereits gekappt – vor allem, weil es in China schlechter als erwartet lief.

Das schwache China-Geschäft, die von US-Präsident Donald Trump losgetretenen Zollkonflikte und der schleppende Umstieg auf die Elektromobilität, das sind die drei großen Probleme, die den deutschen Autobauern zu schaffen machen. Gerade der VW-Konzern steht besonders schlecht da. Auf Gruppenebene hatten die Wolfsburger am Donnerstag einen Verlust von knapp 1,1 Milliarden Euro im jüngsten Quartal gemeldet.

An diesem Freitag hat nun die VW-Tochter Audi ihre Zahlen vermeldet – und sie sind aus mehreren Gründen bemerkenswert.

Zum einen ist da die Belastung durch die US-Zölle. Sie treffen die Ingolstädter hart, weil sie – anders als etwa BMW oder Mercedes – nicht über ein eigenes Werk in den USA verfügen. Audi-Fahrzeuge für den US-Markt werden aus Europa oder aus Mexiko importiert. Finanzchef Jürgen Rittersberger sagte, eine Entscheidung über den Aufbau einer US-Produktion solle noch in diesem Jahr fallen. 850 Millionen Euro, so Rittersberger, haben die Zölle Audi bislang in diesem Jahr gekostet.  Das entspricht zwei Prozentpunkten Rendite. Für das Gesamtjahr rechnet der Finanzchef mit Belastungen von 1,3 Milliarden Euro durch die Zölle.

Insbesondere wegen der Zölle kappt Audi seine Gewinnprognose. Die Marge werde im laufenden Jahr nur zwischen vier und sechs Prozent liegen, heißt es von Finanzchef Jürgen Rittersberger. Bisher war man in Ingolstadt von fünf bis sieben Prozent ausgegangen. Zu berücksichtigen ist dabei auch, dass diese Werte nicht nur die Marke Audi beinhalten, sondern dass auch die Luxusautos von Bentley und Lamborghini sowie die Motorräder von Ducati zur Audi Group gehören.

Ein zweiter Kostenfaktor ist die Restrukturierung des Konzerns. Deren Kosten summieren sich auf 300 Millionen Euro. Im März hatte Audi angekündigt, bis 2029 bis zu 7500 Jobs in Deutschland zu streichen. Seit September informiert Audi dazu Mitarbeiter über Vorruhestandsprogramme. Für Aussagen zur Annahmequote sei es noch zu früh, hieß es, das Interesse sei aber groß. Im Vergleich zum Vorjahresquartal arbeiten laut dem neuesten Geschäftsbericht bereits rund 4000 Menschen weniger im Unternehmen.

Außerdem leidet Audi unter dem schwierigen Markt in China. Wie alle anderen deutschen Hersteller verkaufen die Ingolstädter dort deutlich weniger Fahrzeuge als noch vor wenigen Jahren. Zwar hat Audi mittlerweile gemeinsam mit dem chinesischen Konzern SAIC eigene Elektromodelle für China entwickelt. Doch noch ist es zu früh, um den Erfolg dieser Zusammenarbeit zu beurteilen.

Überraschend auf den ersten Blick mutet deshalb an, dass Audi seinen Gewinn im dritten Quartal deutlich gesteigert hat. Das Ergebnis nach Steuern lag in den Monaten Juli bis September bei 718 Millionen Euro und damit mehr als zweieinhalbmal so hoch wie im Vorjahresquartal. Eine Zahl, die die Investoren beruhigt, ist das dennoch nicht. Denn es handelt sich um einen Einmaleffekt. Grund für die Gewinnsteigerung ist ein extrem schwaches Vergleichsquartal. In den Zahlen von Juli bis September 2024 verzeichnete Audi – unter anderem wegen der Kosten für eine Werksschließung in Brüssel – einen Gewinnabsturz um fast 80 Prozent. Vergleicht man die aktuellen Zahlen mit den 1,2 Milliarden Euro Gewinn im dritten Quartal 2023, sehen sie nicht mehr so gut aus. Sie liegen vielmehr in einer ähnlichen Dimension wie die schwachen ersten beiden Quartale des laufenden Jahres.

Mit seinen Zahlen steht Audi allerdings noch besser da als Porsche. Den Sportwagen- und SUV-Hersteller drückt derzeit insbesondere, dass er in Sachen Elektromobilität zurückrudern muss, weil die E-Sportwagen bei den Kunden nicht ausreichend Gefallen finden. Der Schwenk zurück zum Verbrenner kostet im laufenden Jahr Milliarden. Das kommt aber auch für Audi teuer, weil sich die Pläne für eine gemeinsame Elektroautoplattform beider VW-Töchter geändert haben. Auf Basis dieser Plattform wollte Audi einen Nachfolger für die Oberklasse-Limousine A8 bauen. Das Unternehmen müsse nun neu überlegen, auf welcher Plattform und mit welcher Antriebsform das Fahrzeug komme, sagte Rittersberger.

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