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“Jeder Tag zählt”: Technikmuseum Berlin sucht verzweifelt ein neues Depot | ABC-Z

“Jeder Tag zählt”

Technikmuseum Berlin sucht verzweifelt ein neues Depot


Do 30.10.25 | 18:30 Uhr | Von Sabine Müller

Bild: rbb

In den jetzigen Lagerhallen des Technikmuseums regnet es durchs Dach, Tiere dringen ein und Brandschutz existiert nicht. Mehr als 200.000 Exponate brauchen deshalb ein neues Zuhause. Es gibt eine Wunschfläche, aber zieht der Senat mit? Von Sabine Müller

Führung und Förderer des Berliner Technikmuseums appellieren an den schwarz-roten Senat, schnell eine Fläche für ein neues Depot zur Verfügung zu stellen. Die Zustände in den Lagerhallen in Reinickendorf, wo mehr als 80 Prozent der nicht ausgestellten Exponate liegen, seien nicht mehr hinnehmbar.

Deutsche Technikgeschichte in Gefahr

In dem alten Hallenkomplex, dessen genauer Standort aus Sicherheitsgründen nicht verraten werden darf, stehen “wahrhafte Schätze” wie eine Junkers W34: Ein Ganzmetallflugzeug, von dem es “nur dieses eine Exemplar” gebe, sagt Depotleiter Dietmar Ruppert. Weniger Meter daneben tropft Regen durch die mehr als 100 Jahre alte Dachkonstruktion.

Durch Löcher im Dach und in den Wänden kommen Tiere in die Hallen: Insekten, Ratten, Marder und auch Waschbären. Einer von ihnen nutzte ein historisches Einbaum-Boot monatelang als Toilette. Für die empfindlichen Exponate ist das eine Katastrophe.

Brand im Museumsdepot könnte Bestand vernichten

Das größte Risiko sei aber der fehlende Brandschutz in den alten Hallen, sagt Museumsdirektor Joachim Breuninger. Die Feuerwehr habe gesagt, sie gehe dort nicht rein, wenn es brennt. “Bei einem Brand müssten wir mit einem Totalverlust der Sammlung rechnen”, warnt Breuninger. “Dann wäre eine der größten technikhistorischen Sammlungen der Welt verloren und das darf auf keinen Fall passieren.”

Deshalb sucht das Technikmuseum dringend ein neues Depot. Zwei Möglichkeiten werden diskutiert:

  • Ein Neubau auf einer Freifläche in Brandenburg, finanziert von einem privaten Investor
  • Ein Umzug in das ehemalige Ford-Werk in der Goerzallee in Berlin-Steglitz

Favorit für ein neues Depot wäre die Goerzallee

Für Direktor Breuninger ist die Goerzallee die bessere Wahl: “Das Gelände wäre perfekt. Es ist nicht nur leicht per Lkw zu erreichen, es hat auch einen Schienenanschluss und vom Teltowkanal aus könnte man sogar große Objekte per Schiff anliefern.” Obwohl für den Neubau in Brandenburg ein unterschriftsreifer Vertrag vorliegt, setzt die Führung des Technikmuseums darauf, dass es mit dem Standort in Berlin klappt.

Senat zögert wegen Unternehmensansiedlungen

Doch noch gibt es keine Entscheidung. Das Gelände in Steglitz gehört dem Land Berlin, wer dorthin will, braucht die Zustimmung der Wirtschaftsverwaltung.

Diese erkennt zwar den Handlungsdruck des Museums an, verweist aber auf die hohe Bedeutung des Geländes in Steglitz für die Wirtschaft. “Im Südwesten Berlins sind keine anderen landeseigenen Gewerbeflächenpotenziale in dieser Größenordnung mehr vorhanden”, schreibt die Wirtschaftsverwaltung dem rbb. “Bereits heute wandern deshalb Unternehmen ab, da ihnen innerhalb der Landesgrenzen kein Grundstück angeboten werden kann.”

Unterstützung aus der Politik

Rückendeckung erhält das Technikmuseum vom Kreuzberger Abgeordneten Sven Heinemann (SPD), der auch Vorsitzender des Fördervereins des Museums ist. Heinemann verweist darauf, wie viele Menschen das beliebte Museum anziehe (mehr als 700.000 Besucher 2024). Außerdem gehe es um den Erhalt von Berliner Wirtschafts- und Industriegeschichte, sagt er in Richtung seiner Parteikollegin, Wirtschaftssenatorin Franziska Giffey.

Sowohl der SPD-Abgeordnete als auch Museumsdirektor Breuninger betonen, auf dem ehemaligen Ford-Gelände in Steglitz sei genug Platz für beides: Museum und Gewerbe. Allein die Hallen hätten 45.000 bis 50.000 Quadratmeter Fläche, das Museum brauche nur etwa die Hälfte davon.

Heinemann fordert eine schnelle Entscheidung: “Wir sind mitten in den Haushaltsberatungen. Eine grundsätzliche Verständigung noch in diesem Jahr und Details im nächsten Jahr – das wäre das Berlin-Tempo, das ich mir wünsche.”

Für Depotleiter Ruppert könnte ein Umzug gar nicht schnell genug kommen. “Es zählt jeder Tag”, betont er. “Mit jedem Tag, den wir länger in diesen Hallen sind, leiden unsere Exponate.”

Sendung: rbb24 Abendschau, 30.10.2025, 19:30 Uhr

Beitrag von Sabine Müller


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