„War geschockt“: Wie Liam Hemsworth auf Angebot für The Witcher reagiert hat | ABC-Z

Ich war erst einmal geschockt.
Das Angebot für diese Rolle kam gewissermaßen aus dem Nichts. Es gab keine Vorgespräche, was ungewöhnlich ist. Ich drehte gerade in Australien einen Film mit dem Titel „Land of Bad“. Und da rief mich plötzlich mein Agent an und fragte, was ich davon halte, den „Witcher“ zu spielen. Natürlich hatte ich zu diesem Zeitpunkt erst einmal einige Fragen.
Mit wem haben Sie sich beraten?
Wenn ich Rat brauche, wende ich mich oft an meinen Bruder Chris. Mir ist es wichtig, mit ihm zu reden, seine Meinung zu hören.
Was hat er Ihnen geraten?
Er sagte, ich könnte an diesem Punkt der Geschichte etwas wirklich Cooles aus der Rolle machen. Er riet mir, die Rolle anzunehmen, und hat mich bei der Entscheidung unterstützt.
Welche Vorkenntnisse hatten Sie dazu?
Ich war Fan des Videospiels, das ich vor ein paar Jahren zum ersten Mal gespielt hatte. Das ist eine phantastische Parallelwelt, die sie da entwickelt haben. Und ich bin ein großer Fan von Henry Cavills Arbeit in den ersten drei Staffeln.
Cavill hat Ihnen dann offiziell symbolisch die Staffel überreicht.
Genau. Ich habe mir erst einmal angesehen, welchen Teil von Geralt von Rivas Reise ich spielen sollte, was ich daraus machen kann, und war sofort fasziniert. Denn in der neuen Staffel muss er sich mit Dingen auseinandersetzen, die bisher nicht in seinem Leben vorkamen. Anschließend gab es viele Gespräche mit der Autorin und Showrunnerin der Serie, Lauren Hissrich. Ich fand, das ist eine spannende Herausforderung.
Im Trailer zur neuen Staffel war von Ihnen die Andeutung eines Lächelns zu sehen, was in der Fangemeinde sofort zu einer Kontroverse führte. Denn der „Witcher“ lächelt nicht.
Ja, die Reaktion war ziemlich heftig.
Auch Sie als neuer Hauptdarsteller waren umstritten. Wie sind Sie damit umgegangen?
Ich habe die Diskussion im Internet bis zu einem gewissen Punkt verfolgt. Und ich kann das leidenschaftliche Engagement der Fans verstehen. Ich bin ja selbst ein Fan und finde es gut, wenn einem etwas so sehr am Herzen liegt. Es ist natürlich eine außergewöhnliche Situation, wenn nach drei Staffeln der Hauptdarsteller ausgewechselt wird. Aber gerade als Fan dachte ich, dass ich der Rolle gerecht werden kann. Als ich die Kontroverse für mich abgehakt hatte, habe ich mich auf die Rolle vorbereitet wie auf jedes andere Projekt. Dazu gehört für mich die psychologische und emotionale Motivation dieses Manns, auch wenn alles in einer Fantasywelt spielt. Ich spiele die Rolle trotzdem so geerdet, real und organisch wie möglich. Am Ende muss ich meinen Job machen und ganz im Moment sein. Auch wenn das nicht immer einfach ist.
Wie haken Sie die heftigen Reaktionen der Fans ab?
Ich habe es nicht verdrängt. Es war mir schon noch die ganze Zeit bewusst. Ich habe aber versucht, die Kritik in etwas Positives umzuwandeln und sie als Verantwortung gegenüber den Fans zu sehen. Und ich hoffe, ich bin diesem Charakter und dieser Welt gerecht geworden. Bisher haben die Leute ja nur den Trailer gesehen. Deswegen bin ich froh, wenn die Serie endlich läuft, damit die Fans sehen können, was wir daraus gemacht haben. Ich habe diese Figur in den vergangenen zwei Jahren gelebt und geatmet, habe eine Menge in diese Arbeit gesteckt. Das war mir sehr wichtig, und ich bin stolz auf das Ergebnis.
Aber es gab doch sicher Tage, an denen Sie dachten: Oh Gott, worauf habe ich mich da bloß eingelassen?
Natürlich gab es die. Aber das betrifft viele Aspekte meines Lebens. Ich frage mich oft, was ich da eigentlich mache. Habe ich die richtigen Antworten auf meine Fragen? Ich hinterfrage ständig alles. Aber ich konzentriere mich dann immer auf die Dinge, für die ich dankbar sein muss. Das hilft. Das ist ein tägliches Ritual, um nicht von den negativen Gedanken verzehrt zu werden.
Ihr Bruder Chris hat als „Thor“ in den Marvel-Filmen Erfahrung mit der Darstellung eines ikonischen Charakters. Konnte er Ihnen weiterhelfen?
Er war mir eine große Hilfe. Denn er hat mir von seinen Erfahrungen erzählt, als er damals für „Thor“ besetzt wurde. Sehr viele Fans waren damals nicht einverstanden damit, weil er für sie aus den verschiedensten Gründen die falsche Besetzung war. Alle waren der Meinung, er sei nicht „Thor“. Aber als Fan hat natürlich jeder seine eigene Version einer Figur im Kopf, bevor daraus ein Film oder eine Serie wird. Das ist okay. Denn sonst wärst du kein richtiger Fan. Für uns Schauspieler ist das natürlich eine Hürde. Aber ich hätte die Rolle nie angenommen, wenn ich nicht daran geglaubt hätte, die Fans mit einer interessanten Interpretation der Figur überzeugen zu können.
Wenn wir die Monster, gegen die Geralt von Riva kämpft, symbolisch sehen, gegen welche Monster kämpfen Sie in Ihrem Leben?
Keine so furchterregenden Monster wie die, gegen die Geralt kämpft. Da ist nur dieser innere Monolog, den ich mir jeden Tag halte. Die Affen, die in meinem Kopf herumtanzen und dazu ihre Tambourins und Schellen spielen. Da ist eine Menge Lärm in meinem Gehirn. Gerade in der Zeit, in der ich mit dieser Rolle beschäftigt war. Da gab es viele schlaflose Nächte mit zu viel Adrenalin. Aber glücklicherweise habe ich mit großartigen Kolleginnen und Kollegen gearbeitet, die mich dabei aufgefangen haben. Das passiert jedem von uns hin und wieder. Du bist niedergeschlagen oder gestresst, hast kaum geschlafen und musst vor der Kamera funktionieren.
Ein Markenzeichen des „Witchers“ ist seine weiße Haarpracht. Die Perücke spielt in der Serie fast eine eigene Rolle. Wie haben Sie sich mit dem aufwendig gestalteten Haarteil arrangiert?
Es war ein Prozess. Tatsächlich hatte ich Sorgen, was diesen Teil der Rolle angeht. Deswegen wollte ich, dass wir uns viel Zeit nehmen, damit es am Ende so echt wie möglich aussieht. Wenn die Perücke nicht stimmt, achtet kein Mensch mehr darauf, was du spielst. Ich musste mich wohl damit fühlen. Wir haben viel Arbeit in die Optik gesteckt.
Trotzdem waren Sie wohl froh, sie nicht mehr jeden Tag tragen zu müssen.
Oh ja. Ich habe jeden Tag viel Zeit in der Maske verbracht. Es war eine ziemliche Fummelei. Alles drehte sich morgens erst einmal um Haarnadeln, Pomade und solche Dinge.
Können Sie das Videospiel als Fan noch genießen, seitdem Sie die Rolle spielen?
Ich habe vergangenes Jahr noch einmal versucht, es zu spielen, als die Dreharbeiten begannen. Aber ich verbringe am Filmset zwölf bis 14 Stunden in diesem Kostüm. Es fühlte sich verrückt an, am Ende des Tages noch zusätzlich dieses Spiel zu spielen, wenn ich nach Hause kam. Das ging einen Schritt zu weit und hätte mich wahnsinnig gemacht, fürchte ich. Ich hatte allerdings in der Vorbereitung auf die Rolle noch einmal damit angefangen. Auch um mich daran zu erinnern, was ich fühlte, als ich das Spiel vor Jahren für mich entdeckt hatte. Es ist ein tolles Spiel, nimmt aber auch sehr viel Aufmerksamkeit und Zeit in Anspruch.





















