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Alling denkt über Umfahrung nach – Fürstenfeldbruck | ABC-Z

Früheren Prognosen zufolge droht dem rund 3150 Einwohner zählenden Dorf Alling in naher Zukunft ein „Verkehrsinfarkt“. Das Anwachsen der Bevölkerung im Münchner Westen und die seit 2019 bestehende Gilchinger Ortsumfahrung, die sich als Querverbindung von der Lindauer Autobahn zur B2 anbietet, werden als Gründe dafür genannt. Um die Belastungen durch Lärm, Abgase und Feinstaub aus dem Dorf zu verbannen, die vom Durchgangsverkehr ausgehen, gibt es jedoch kaum eine andere Möglichkeit, als auch die Allinger Ortsdurchfahrt der Staatsstraße 2069 auf eine Umfahrung zu verlegen.

Eine von der Gemeinde in Auftrag gegebene Raumempfindlichkeitsanalyse zeigt jedoch, dass es dafür sowohl im Westen als auch im Osten nur schwer zu überwindende Hürden gibt. Das Fazit der Analyse lautet: „Sowohl bei einer potenziellen Ost- als auch bei einer Westumfahrung müssen Bereiche mit sehr hoher und mittlerer Raumempfindlichkeit gekreuzt werden“. Der Gemeinderat will dennoch dranbleiben und lässt nun die Kosten für eine Machbarkeitsstudie eruieren. Danach soll entschieden werden, ob es Sinn macht und verantwortbar ist, das Zig-Millionen-Projekt trotz aller Unwägbarkeiten und Risiken weiterzuverfolgen. „Wir wollen abklären, ob wir so eine Herausforderung überhaupt meistern können“, sagt Bürgermeister Stefan Joachimsthaler (CSU).

Laut dem Straßenbauamt in Freising steht eine Ortsumfahrung für Alling auf der Prioritätenliste weit unten. „Die Gemeinde müsste also rundum in Vorleistung gehen. Dies würde bedeuten, dass wir die Planung, den Grunderwerb, die Ausweisung von Ausgleichsflächen sowie den Straßenbau selbst schultern müssten“, erläutert der Gemeindechef. Ob und wie hoch der Staat sich an den Kosten beteiligen würde, sei auch nicht verbindlich zu erfassen. „Der Gemeinde gehört kein Quadratmeter Grund in den Trassenbereichen und ich bezweifle, dass alle Allinger Landwirte bereit wären, Grund abzutreten“, so Joachimsthaler. Eine Enteignung käme für ihn nicht infrage.

Laut Analyse wurden östlich und westlich des Dorfes je eine Trasse geprüft und „jede würde wertvolle Schutzgüter gefährden“ sowie die Erholungsfunktion der Fluren stark bis massiv beeinträchtigen. Zudem wird angemerkt, dass sich das Landschaftsbild gravierend verändern würde, von der Versiegelung gewachsener Kulturlandschaft ganz abgesehen. Es gibt laut Fazit nur wenige Flächen, die als unempfindlich oder gering empfindlich eingestuft werden können. Im Gegensatz dazu befinden sich in der Landschaft Naturdenkmäler, FFH-Gebiete, Biotope und Moorböden, die sehr hoch oder sogar als besonders empfindlich gelten. Jede Umfahrung würde geschützte Landschaften mit Moorboden und Trinkwasserschutzgebiete durchschneiden sowie Waldfunktionen und den Klimaschutz beeinträchtigen.

Eine Anbindung an die Bundesstraße B2 erweist sich als schwierig

Zudem müsste auf beiden Seiten auf die Artenvielfalt bei Tieren und Pflanzen Rücksicht genommen werden. Beginnen würden die Umfahrungen im Süden Richtung Gilching jeweils außerhalb des Gewerbegebietes. Die Osttrasse müsste am Ortsteil Holzkirchen vorbei Richtung Puchheim und Bundestraße 2 verlaufen. Zwischen Alling und dem Ortsteil Hoflach im Norden könnte die Umfahrung wieder in die Staatsstraße einmünden. Oder sie wird direkt an die B2 angebunden. Diese Möglichkeit gilt jedoch als unrealistisch, da die Straßenbaubehörde unweit der Hoflacher Schleife kaum ein weiteres Einfahrbauwerk zulassen würde.

Im Westen müssten Seen und Feuchtgebiete im Oberen Moos durch- oder überquert werden, um dann die Umfahrung zwischen Ortsrand und Hoflach wieder in die Staatstraße einfädeln zu lassen. Eine direkte Anbindung an die B2 wäre kaum möglich. Der Gedanke, Alling mit einer Umfahrung zu entlasten ist nicht neu. Vor Jahrzehnten war eine Trasse über den Ortsteil Holzkirchen reserviert worden, diese wurde aber durch das Heranrücken der Bebauung mit Häusern und Gewerbe (Rewe) zunichtegemacht. Bei einer Befragung der Bürger hatten sich 81 Prozent für eine Umfahrung ausgesprochen. Die Analyse geht davon aus, dass täglich rund 12 000 Kraftfahrzeuge auf der Ortsdurchfahrt unterwegs sind und es 2021 etwa 8400 waren.

Eine Verkehrszählung hatte jedoch im Jahr 2018 eine Zahl von 11 500 Durchfahrten ergeben. Damals war auch vorhergesagt worden, dass nach der Freigabe der Umfahrung von Gilching rund 15 000 Fahrzeugbewegungen zu erwarten seien und die Aufnahmefähigkeit der Staatsstraße damit deutlich überschritten würde. „Diese Befürchtung ist aber nicht eingetreten“, sagt Allings Bürgermeister Joachimsthaler. Offensichtlich werde die Gilchinger Umfahrung nicht so angenommen wie gewünscht.

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