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Profi prüft mein Depot – Klares Urteil zu Bitcoin & Gold | ABC-Z

Einfache Bedienung per App, niedrige Gebühren, Sparpläne ab einem Euro: Online-Broker wie Trade Republic, Scalable Capital oder Traders Place senken die Hürden für den Einstieg an der Börse.

Ich selbst eröffnete mein Trade-Republic-Depot ursprünglich wegen der Zinsaktion auf das nicht investierte Guthaben – wurde dann aber neugierig. Schließlich wächst gesellschaftlich der Druck, bei der Altersvorsorge selbst aktiv zu werden. Immer mehr Menschen setzen auf Aktien und ETFs, um langfristig Vermögen aufzubauen.

Also wagte ich den ersten Schritt: Nach dem Ansparen eines Notgroschens investierte ich in einen MSCI-World-ETF. Meine Inspiration: Empfehlungen und Vergleiche von Finanzratgebern wie Finanztip und Finanzfluss.

Doch taugt diese Einsteiger-Strategie wirklich? Darüber habe ich mit Daniel Kanzler gesprochen. Er leitet den Investmentbereich bei der Vermögensverwaltung Gerd Kommer Invest – und hat sich mein Depot angeschaut.

Depot bei Trade Republic: Im ersten Schritt alles richtig gemacht

Grundsätzlich spricht nichts dagegen, über Neobroker in das Wertpapiergeschäft einzusteigen, sagt Kanzler. „Niedrigere Gebühren für Ankäufe, Verkäufe und Sparpläne machen sie deutlich attraktiver als viele Filialbanken.“

Gut zu wissen: Für das Depot von Trade Republic* fällt keine Gebühr für die Depotführung an. Auch die Depots von Smartbroker+* und Traders Place* sind ohne Grundgebühr nutzbar. Alle drei Anbieter empfiehlt auch der Finanzratgeber Finanztip. Auch unser Depot-Vergleich kann helfen, einen passenden Anbieter zu finden.

Meine Entscheidung, zunächst in einen ETF zu investieren, ist aus Sicht des Finanzexperten richtig. „ETFs haben den Vorteil, dass man damit breit diversifizieren kann, was das Verlustrisiko für Anleger reduziert.“ Niedrige Gebühren und die Möglichkeit, auch geringe Beträge und Sparraten zu investieren, machen sie zusätzlich attraktiv. „Auch bei uns in der Vermögensverwaltung sind ETFs ein elementarer Baustein in der Anlagestrategie“, so der Experte.

Laut Daniel Kanzler sind ETFs ein wichtiger Baustein in fast jeder Depot-Strategie.
© Gerd Kommer Invest GmbH | Pressebild

Besser ETFs als Einzelaktien? Finanzprofi gibt wichtigen Ratschlag

Ab einem bestimmten Punkt stoße ich mit meiner Anlagestrategie über Vergleiche und Testberichte aber an klare Grenzen – vor allem bei der Diversifizierung und Gewichtung einzelner Posten. Kanzler hat sich mein Depot bei Trade Republic* vor unserem Gespräch genau angesehen und festgestellt: Teilweise habe ich in Aktien investiert, die bereits in meinen ETFs enthalten sind – inzwischen sind es sechs Stück.

„Besonders deutlich ist das bei Nvidia, neben der Einzelaktie gibt es in diesem Depot mindestens zwei ETFs, in denen der Konzern einen großen Teil des Gesamtvolumens ausmacht“, stellt Kanzler fest. Sein Tipp für Depot-Einsteiger: Keine einzelnen Aktien und weniger Posten, die dafür diversifizierter sind und eine Zielgewichtung verteilt auf mehrere Länder haben. „Wer nur einen ETF im Depot hat, sollte auf eine möglichst breite Streuung, einschließlich der Schwellenländer, achten.“

Checkliste für ein Einsteiger-Depot:

  • Ein bis drei ETFs statt viele Einzelposten
  • Breit gestreuter Welt-ETF als Basis, etwa MSCI World
  • Zielgewichtung festlegen (etwa 70 Prozent Basis-ETF, 30 Prozent Schwellenländer)
  • Globale Verteilung beachten (USA, Europa, Schwellenländer)
  • Langfristige Strategie und Depot nicht ständig umschichten

Was sind Schwellenländer?

Trade-Republic-Depot zu voll? Experte sieht Feinschliff-Potenzial

Laut Finanzexperte Kanzler kommen Einsteiger mit ein bis drei ETFs im Depot gut aus – sechs wie in meinem Trade-Republic-Depot müssen es nicht sein. „Wer etwa einen ETF mit Fokus auf die USA und dortige Techunternehmen besitzt, kann mit einem Stoxx 600 ein Gegengewicht schaffen.“ Dieser ETF bildet die 600 größten europäischen Unternehmen ab. Auch Fonds, die Schwellenländer abdecken, verbessern die Diversifizierung und verringern die Abhängigkeit vom US-Markt.

Kanzler fällt in meinem Trade-Republic-Depot noch etwas auf: Unter meinen ETFs finden sich mehrere mit Nachhaltigkeitskriterien. Solche Fonds investieren gezielt in Unternehmen, die bestimmte Umwelt- oder Sozialstandards erfüllen. Ist der Nachhaltigkeitsansatz bunt gemischt, ergeben sie jedoch möglicherweise wenig Sinn. „Wie bei Diversifizierung und Gewichtung ist es wichtig, sich vorab zu überlegen, ob man einen nachhaltigen Ansatz verfolgen möchte oder nicht“, erklärt er.

Aktien- und Anleihen-ETFs

Sparpläne mit Trade Republic eignen sich auch für Einsteiger

In meinem Depot haben alle Positionen gemeinsam, dass ich bisher vor allem investiert und kaum etwas verkauft habe. Eine passive Anlagestrategie, die Kanzler zufolge nicht verkehrt ist. Man spricht dabei vom „Buy and Hold“, also kaufen und halten. Der Plan ist, kurzfristige Marktschwankungen auszusitzen und von einer langfristigen Wertsteigerung zu profitieren.

Aus Sicht des Finanzexperten ist es jedoch sinnvoll, sich ein Anlageziel zu setzen. Geht es beispielsweise um die Altersvorsorge, lässt sich der Anlagezeitraum gut bestimmen. Wer in einigen Jahren in Rente geht, kann früh festlegen, wann er Vermögenswerte schrittweise verkauft. „So vermeidet man, in einer Phase niedriger Kurse verkaufen zu müssen“, erklärt Kanzler. Für Einsteiger wie mich sei es aber zunächst nicht verkehrt, die Buy-and-Hold-Strategie zu fahren.

Eine Frau sitzt vor ihrem Computer und überprüft Finanzen.

Für Depot-Einsteiger ist es sinnvoll, zu Beginn eine passive Anlagestrategie zu verfolgen (Symbolbild).
© Getty Images | damircudic

Experte gibt wichtigen Hinweis zu Gold und Bitcoin im Depot

Zugegeben, als ich vor einigen Wochen zusätzlich in einen Gold-ETC und in Bitcoin investiert habe, war das eher eine Entscheidung aus Neugier als aus Strategie. Der aktuelle Bitcoin-Kurs sowie die immer neuen Rekorde beim Goldpreis hatten mich dazu verleitet. Als Beimischung im Depot sind solche Anlagen aus Sicht von Kanzler vertretbar. Zusammen sollten sie jedoch nicht mehr als zehn Prozent des Gesamtvermögens ausmachen.

Wer zudem in einen Gold-ETC investiert, sollte darauf achten, dass das Gold physisch hinterlegt ist – und eine Auslieferungsoption besteht. „Durch den Auslieferungsanspruch wird es wie physisches Gold behandelt und Wertsteigerungen sind nach einem Jahr Haltedauer bei einem Verkauf als Privatanleger steuerfrei. Gibt es diese Option nicht, wird bei einem Verkauf Kapitalertragssteuer fällig“, warnt der Experte. In meinem Fall ist es der iShares Physical Gold ETC. Hier ist das Gold zwar physisch in einer Londoner Bank hinterlegt, eine Auslieferung ist aber nicht möglich.

So funktioniert ein Gold-ETC

Mein Trade-Republic-Depot im Check: Es ist kein Fehlstart gewesen

Das Fazit: Gesamt betrachtet ist mein auf Vergleichen und Testberichten basiertes Depot bei Trade Republic nicht völlig verfehlt. Es gibt aber ein paar Stellen zur Optimierung – etwa bei der Menge der Posten, dem Gold-ETC oder bei der Vermischung von ETFs mit und ohne Nachhaltigkeitsfokus. „Sie sind aber gestartet und das ist das Wichtigste“, fasst Kanzler zusammen. Und kleine Fehler bedeuten nicht gleich einen Verlust und können korrigiert werden.

Mein persönliches Fazit: Trade Republic macht den Einstieg in Wertpapiere einfach, was zunächst positiv ist. Gleichzeitig besteht jedoch das Risiko, in Anlagen zu investieren, die nicht zur eigenen Strategie passen oder die man nicht versteht. Von den zuletzt bekanntgewordenen Problemen bei Trade Republic mit Aktiensplits und Kundensupport war ich bislang nicht betroffen und kann daher nichts Negatives über den Broker sagen.

Lesetipps zu Trade Republic:

Trade Republic macht investieren leicht – es gibt aber einen Haken

Nachholbedarf sehe ich vor allem beim Thema Finanzberatung. Investieren geht heutzutage mit wenigen Klicks. Doch so groß das Angebot an Brokern inzwischen ist, so klein bleibt das an Beratung. Selbst Verbraucherzentralen bieten häufig nur rechtliche Einschätzungen, keine inhaltliche Unterstützung zur Anlagestrategie. Wenn unsere Generation mehr fürs Alter vorsorgen soll, braucht sie auch das nötige Wissen – ob über Schulen, unabhängige Beratung oder öffentliche Initiativen. Inhalte auf sozialen Netzwerken können hier nur ein Anfang sein.

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