FC Bayern München siegt bei Borussia Mönchengladbach 3:0 in Bundesliga | ABC-Z

Noch spielen sie in derselben Klasse, und doch scheinen der FC Bayern München und Borussia Mönchengladbach Welten voneinander entfernt – was sich schon rein tabellarisch belegen lässt. Während der Klassenprimus und deutsche Meister seine ersten sieben Bundesligaspiele samt und sonders, dazu meist deutlich, gewann, glückten der „Elf vom Niederrhein“ gerade mal drei Unentschieden, die nichts daran änderten, dass am Samstag der Tabellenletzte den Tabellenersten empfing.
Eine Konstellation, die es zwischen diesen beiden in den siebziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts mit jeweils fünf Meistertiteln führenden deutschen Klubs erst zum dritten Mal gab – zuletzt in der Gladbacher Abstiegssaison 1998/99.
Aus der tabellarischen Eindeutigkeit erwuchs indes kein Glanz-und-Gloria-Auftritt der Münchner, die sich trotz des frühen Platzverweises für den Gladbacher Heißsporn Jens Castrop, der mit offener Sohle das Schienbein von Díaz malträtiert hatte (16. Minute), lange abmühten, ehe sie nach der Pause durch die Treffer von Kimmich, Laimer und Karl einen schmucklosen, aber nie gefährdeten 3:0-Erfolg bejubelten und weiter Sieg an Sieg reihten.
Luis Díaz mit Chance in erster Minute
„Wir müssen jeden Gegner mit Respekt bespielen“, sagte der frühere Gladbacher Sportchef Max Eberl, inzwischen Sportvorstand des FC Bayern, nach dem Spiel, „und Geduld ist ein wichtiger Part in unserem Spiel.“ Die Gladbacher waren auch zufrieden mit ihrem Auftritt in Unterzahl über fast achtzig Minuten. Mittelfeldspieler Yannik Engelhardt empfand den Nachmittag als aufbauend für die nächsten Spiele. „Wir haben uns in jeden Ball reingeschmissen, doch je länger das Spiel dauerte, umso schwieriger wurde es, weil die Bayern uns von links nach rechts gespielt haben.“
Die größte Gelegenheit der ersten Hälfte vergab schon in der ersten Minute Luis Díaz, der nach der Vorarbeit von Harry Kane und Nicolas Jackson den Ball knapp am Tor vorbeischoss. Sonst jedoch wehrte sich der dezimierte Tabellenachtzehnte wacker und verteidigte bis zur Halbzeit das torlose Unentschieden in einem durchschnittlichen Bundesligaspiel.
„Bayern macht nichts Besonderes“, sagte er vor dem ungleichen Duell mit der deutschen Übermannschaft, „aber das, was sie machen, machen sie richtig gut.“ Er, der auch darum kämpft, nicht nur als Nothelfer gefragt zu sein, sondern als Cheftrainer in spe die Zukunft der Mönchengladbacher mitbestimmen zu können, hat sich noch nicht als künftiger Cheftrainer empfehlen können. Die finale Entscheidung über diese Personalie muss demnächst der neue „Head of Sports“, man könnte auch sagen Sportdirektor, der Borussia, Rouven Schröder, treffen.
Die Kurve ausgerechnet gegen die unantastbaren Münchner zu kriegen, schien bei allem Mut der Verzweiflung nahezu undenkbar. Also ging es erst einmal um tadellose Haltungsnoten für die Gladbacher. Der inzwischen in allen Wettbewerben in summa dreizehnmal siegreiche Ligaprinzipal aus München gewährte am Samstag Jonas Urbig, dem Stellvertreter des unantastbaren Manuel Neuer, Spielpraxis im Tor – vor allem weil der frühere Nationaltorwart am Mittwoch (20.45 Uhr im F.A.Z.-Liveticker zum DFB-Pokal, in der ARD und bei Sky) wegen einer Roten Karte bei der 0:1-Pokalniederlage im vorigen Jahr gegen Bayer Leverkusen, beim Zweitrundenduell in Köln beim FC noch gesperrt sein wird.
Außer Urbig verschaffte Trainer Vincent Kompany noch fünf anderen Profis, die beim 4:0-Sieg in der Champions League über den FC Brügge beim Anpfiff auf der Bank saßen, von Anfang an Praxiserfahrungen: Kim Minjae, Leon Goretzka, Tom Bischof, Nicolas Jackson und Sacha Boey. Gegen die Gladbacher konnten sie sich, so die Erwartungen beim Champion, diesen Luxus leisten. Und deshalb warteten Stammspieler wie Jonathan Tah, Raphael Guerreiro, Aleksandar Pavlovic, Konrad Laimer und der Shootingstar Lennart Karl, vor drei Tagen der Spieler des Spiels ob eines traumhaften Treffers gegen Brügge, geduldig auf ihren eventuellen Einsatz.

Das Spiel selbst begann mit Verspätung, da der Bayern-Bus vor diesem Bundesliga-Klassiker lange im Stau stand. Und so ähnlich traten auch die Münchner vor der Pause auf – sie steckten in einem kreativen Stau. Also durften nach dem Wechsel Laimer und Guerreiro anstelle von Upamecano und Boey ihr Glück versuchen. Mit Serge Gnabry betrat nach knapp einer Stunde einer der kreativsten Münchner die Bühne Borussia-Park. Für ihn verließ Mittelstürmer Jackson den Platz.
Und prompt schoss Harry Kane, mit zwölf Treffern der Bundesliga-Schützenkönig, das 1:0 mit einem Schuss aus der Drehung (62.). Der Treffer aber zählte nicht, weil der Engländer im Abseits stand. Anders als Kapitän Kimmich, der zwei Minuten später mit einem halbhohen Schuss die Führung für den nun immer dominanter anmutenden Meister erzielte.
Nun endlich öffneten sich Tür und Tor für die Bayern, sodass Guerreiro mühelos auf 2:0 erhöhen konnte (69.). Das ungleiche Duell schien entschieden, auch wenn sich die Borussen weiter tapfer zur Wehr setzten. Wer dann aber einen Foulelfmeter wie der Gladbacher Kevin Stöger nach Bischofs Klammergriff gegen Diks an den Pfosten schießt (74.), darf nicht mehr auf ein Wunder hoffen.
Dafür zauberte der 17 Jahre alte Karl wie schon am Mittwoch gegen Brügge, als er mit einem kunstvollen Schuss aus sechzehn Metern das 3:0 erzielte (81.). Es war der Höhepunkt eines an Höhepunkten armen Spiels.





















