Gewo Feinmechanik in Wörth: Global Player erweitert Produktionsfläche – Erding | ABC-Z

Kurz vor dem Hörlkofener Bahnübergang in Richtung A94 geht es links in eine Seitenstraße. Nach ein paar Kurven tauchen vor einem Maisfeld zwei große, schwarze Gebäude auf. „Gewo Feinmechanik“ steht in weißen Lettern über dem Haupteingang. Das Familienunternehmen aus dem oberbayerischen Landkreis Erding spielt seit Jahren in der obersten Liga der Branche. Nun hat Gewo seine Betriebsfläche nahezu verdoppelt und zur Eröffnungsfeier mit Werksführung geladen. Dresscode: „bayerische Tracht oder Business Casual“.
Zum „Great Opening“ erscheinen die beiden Geschäftsführer, die Brüder Stefan und Andreas Woitzik, in Tracht statt Anzug. Und wenn es ein Paradebeispiel gibt für Laptop und Lederhose, dann hier im oberbayerischen Hörlkofen. Gewo entwickelt, konstruiert und fertigt hochkomplexe Werkstücke auch unter Reinraumbedingungen. Die spezialisierten Bauteile sind international nachgefragt in der Halbleiterindustrie, der Raumfahrttechnik oder bei der Herstellung von Handys. In nahezu allen Smartphones weltweit ist eine Technologie verbaut, an der Gewo beteiligt war.
Das Unternehmen hat auch schon High-End-Teile für einen Satelliten im Auftrag der Nasa gefertigt. Ein wenig wie auf einem anderen Planeten fühlt es sich auch an während der Werksbesichtigung. Andreas Woitzik führt eine der vielen Gruppen, darunter einige englischsprachige, durch riesige Hallen, in denen Hightech-Maschinenparks Metallstücke zu unterschiedlichen Bauteilen fräsen, wenn nötig bis in den kleinsten Millimeterbereich.
Es geht vorbei am Purity-Cleaning-Bereich, dessen Räume nur das Personal betreten darf: Die Reinraumtechnik ist sozusagen eine Spezialität der Firma. Sie sorgt dafür, dass besonders sensible Komponenten staubfrei montiert und verpackt werden. Die Mitarbeiter tragen spezielle Schutzanzüge, damit keine Haare und Flusen den Arbeitsplatz kontaminieren.
Gewo habe stets auf Innovation gesetzt, erklärt Woitzik. Im neuen automatisierten Kleinteilelager mit bis zu 14 000 Kisten erledigt aufgrund der Automatisierung ein Angestellter die Arbeit, die früher zehn Menschen erfordert hätte. Nicht alles kann eine Maschine ersetzen. So werden beispielsweise manche Arbeiten im Bereich der Dampfreinigung immer noch per Hand ausgeführt.

Über sechs Jahre Planungs- und drei Jahre Bauzeit liegen hinter der Erweiterung des Familienunternehmens, erzählt Andreas Woitzik, als er die Gäste zusammen mit seinem Bruder Stefan auf der schwarzen Wendeltreppe im Foyer begrüßt. Etwa 100 Millionen Euro haben die Brüder in ihr Unternehmen investiert. 30 000 Quadratmeter Produktionsfläche stehen jetzt zur Verfügung.
Mit den neuen Produktions- und Logistikstätten inklusive voll automatisiertem Kleinteilelager und fahrerlosem Transportsystem könne die Firma „noch globaler“ agieren, sagt Woitzik. Die riesige PV-Anlage sei ebenfalls erweitert worden, sodass der Betrieb den Strom selbst erzeugen könne.
Das Unternehmen ist zu hundert Prozent in Familienhand. „Ohne unsere Eltern, ohne ihren Mut, ihre innovativen Ideen, Ehrgeiz, unternehmerisches Geschick und ihre Ausdauer“ gäbe es die Firma nicht, sagt Andreas Woitzik bei der Eröffnung. Stefan Woitzik ist seit 2011 Geschäftsführer, sein Bruder Andreas seit 2014. Die Eltern Marianne und Georg Woitzik haben das Unternehmen 1981 in einer Garage im Erdinger Stadtteil Pretzen gegründet und sich nach 2020 aus dem operativen Geschäft zurückgezogen.


Mit rund 750 Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen, mehr als 100 Auszubildenden und dual Studierenden zählt Gewo zu den größten Arbeitgebern und Ausbildern in der Region. Der Jahresumsatz liegt bei 180 Millionen Euro. Bereits viermal wurde Gewo vom bayerischen Wirtschaftsministerium als „Bayern Best 50“ ausgezeichnet, als eines der Unternehmen, die in den vergangenen Jahren die Zahl der Mitarbeiter und ihren Umsatz überdurchschnittlich steigern konnten.
Stetig ging es bergauf, doch die aktuelle Wirtschaftskrise geht auch an Gewo nicht spurlos vorbei. „Wir werden die anvisierten Prognosen verschieben müssen“, sagt Andreas Woitzik während des Rundgangs. Er rechne mit ein, zwei Jahren Stagnation, bis wieder Wachstum einsetzen werde.


Investiert haben Stefan und Andreas Woitzik auch ins neue Verwaltungsgebäude mit Restaurant, Dachterrasse und großzügig angelegten Außenflächen sowie einem ultramodernen Belüftungssystem. Für eine möglichst angenehme Akustik und um die Lüftungsgeräusche abzufedern, werde in den Verwaltungsräumen „Radiosound“ erklingen, verrät Andreas Woitzik. Jede Woche komme die Musik von einem anderen Sender, fügt er hinzu. „Wir wollen, dass die Mitarbeiter gern ins Haus kommen“.





















