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München und Fürstenfeldbruck wollen Öko-Modellregion werden – Fürstenfeldbruck | ABC-Z

Wie kommen Bioprodukte an den Mann oder die Frau? Es gibt Bauernmärkte, Bioläden, Hofläden, und einige wenige haben mit ihren Angeboten auch Zugang zu Supermärkten gefunden. Doch damit Produkte und ihre Abnehmer künftig besser zueinanderfinden, wollen die Landeshauptstadt München und der Landkreis Fürstenfeldbruck künftig eine Öko-Modellregion werden.

Öko-Modellregionen sind vom Land Bayern geförderte Bündnisse für den ökologischen Landbau. Die Möglichkeit, sie einzurichten, besteht bereits seit elf Jahren. 35 solcher Regionen gibt es in Bayern, allerdings keine im Großraum München. Sie sollen Strukturen aufbauen oder beleben, indem sie alle Beteiligten – Erzeuger, Lebensmittelhandwerk, verarbeitendes Gewerbe, Handel, Gastronomie, Verbraucher – zusammenbringen. Die Landeshauptstadt und der Landkreis Fürstenfeldbruck wollen mit ihrer gemeinsamen Bewerbung auch dem Ziel der bayerischen Staatsregierung nahekommen, einen Anteil von 30 Prozent Öko-Landbau bis zum Jahr 2030 zu erreichen. Derzeit sind es bayernweit 14 Prozent.

Potenziale sehen die künftigen Kooperationspartner vor allem in der Außer-Haus-Verpflegung, von der Betriebsgastronomie über die Gemeinschaftsverpflegung in Kindertagesstätten und Schulen bis hin zu Gasthäusern, Biergärten oder Restaurants. Die Stadt München hat dem Vorhaben bereits zugestimmt.

Größere Anbieter ökologischer und regionaler Lebensmittel im bevölkerungsreichen Landkreis Fürstenfeldbruck signalisierten im Vorfeld, dass sie hinter der Idee stehen. Die Solidargemeinschaft „Unser Land“ zum Beispiel versuchte sich eigenen Angaben zufolge bereits selbst an besserer Vernetzung. Geschäftsführerin Judith Schermann nennt es allerdings „unfassbar anstrengend und manchmal auch frustrierend, regionale Akteure an einen Tisch zu bringen und regionale Wertschöpfungsketten auf- und auszubauen“. Dabei war „Brucker Land“, die erste der heute unter dem Label „Unser Land“ geführte Initiative, schon vor mehr als 30 Jahren damit angetreten, die Lebensgrundlagen in der Region zu erhalten und Wertschöpfungsketten sichtbar zu machen. Allerdings spürt die Solidargemeinschaft, dass die Verbraucher gerade seit Ausbruch des Kriegs in der Ukraine sensibler auf höhere Preise reagierten. Deshalb sei „die Bewusstseinsbildung in der Bevölkerung für den Wert von regionalen Lebensmitteln und den Ausbau dieser Strukturen wichtiger denn je“, so Schermann.

Bauernmärkte wie jener in Fürstenfeldbruck sind Absatzmöglichkeiten für regionale Erzeugnisse. (Foto: Jana Islinger)

Matthias Heitmayr, Kreisobmann des Bayerischen Bauernverbandes (BBV), bleibt bezüglich einer Öko-Modellregion indes reserviert: „Was ich daran nicht gut finde, ist die räumliche Begrenzung auf den Landkreis Fürstenfeldbruck und den Münchner Westen. Und die konventionelle Landwirtschaft wird meiner Meinung nach zu Unrecht diskriminiert.“

Die Freien Wähler haben im Kreistag von Fürstenfeldbruck als einzige Fraktion dagegen gestimmt. Ihr Kreisrat Michael Schanderl, obgleich selbst Bio-Landwirt, nennt die im Antrag formulierten Erwartungen „völlig überzogen“. Stattdessen würde er regionale Produkte lieber über den am Grünen Zentrum in Puch angesiedelten neuen „Verein Erlebnisraum für Landwirtschaft, Ernährung und Natur“ fördern. Dort werde entsprechende Bildungsarbeit geleistet. Viele Menschen, so Schanderl, wüssten gar nicht, dass der Pfannkuchenteig nicht aus der Tube komme, sondern dass man ihn auch selbst anrühren könne. Auch bleibt er kritisch hinsichtlich der Vorgabe des Kreistags, die vom Freistaat neu einzurichtende Management-Stelle würde den Landkreis nichts kosten. Als Beispiel führt er an, dass es das Personal der Kreisverwaltung sei, das die Bewerbung bis Ende November vorbereiten müsse: „Der Freistaat füttert uns mit einem Förderprogramm an. Aber danach ist es schwierig zu sagen: Wir hören auf.“

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