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Fitness-Tracker für Tiere liegen im Trend: Wie sinnvoll sind die Geräte? – Panorama | ABC-Z

Lotte ist eine ausdauernde Läuferin. Die Hündin war vier Wochen lang allein unterwegs in Mitteldeutschland. Am 2. September war der achtjährige Mischling, ein geretteter Straßenhund aus Rumänien, bei seinen neuen Haltern ausgerissen. Mehr als 400 Kilometer legte das Tier zurück, kreuz und quer durch Thüringen, immer wieder wurde es gesichtet. Eine Hundedetektivin versuchte, die Ausreißerin mit Spürhunden zu finden. Schließlich wurde Lotte in einer Kleingartenanlage am Erfurter Flughafen entdeckt und konnte zu ihren Besitzern zurückgebracht werden, wie Regionalzeitungen berichteten.

Immer wieder reißen Haustiere aus, manche kommen recht weit. Jagdterrier Pablo lief vor vier Jahren 380 Kilometer vom Urlaub in Frankreich nach Hause. Hündin Leya unternahm 2022 eine Fernwanderung von Köln nach Hamburg und legte dabei 600 Kilometer zurück.

Wenn die Katze nicht pünktlich zum Abendessen auf der Matte steht, der Hund einem Hasen in den Wald hinterherrennt oder das Pferd durchgeht, ist die Sorge bei den Besitzern groß. Mehr als 120 000 Katzen und Hunde werden laut Haustierzentralregister Tasso in Deutschland jedes Jahr als vermisst gemeldet. Wenn jemand einen dieser Ausreißer findet und zu einem Tierheim oder Tierarzt bringt, können sie über einen implantierten Mikrochip identifiziert werden. Zusätzliche Sicherheit bieten GPS-Tracker oder Airtags, die man am Halsband befestigen kann und mit denen man flüchtige Tiere schneller findet. Das Geschäft mit Haustier-Trackern boomt: Rund 100 Millionen Euro setzt Marktführer Tractive jährlich mit den Geräten und den Abos für die zugehörige App um.

Mit einem Tracker lässt sich in Echtzeit verfolgen, wo sich das Tier herumtreibt. „Bei Hunden ist das sicherlich sinnvoll, denn viele Leute lassen ihre Hunde frei laufen“, sagt Anja Striegel, Hundetrainerin und Züchterin aus Traubling am Starnberger See. GPS-Tracker funktionierten zum Orten besser als Airtags, die nur dann den Standort zuverlässig melden, wenn gerade ein Mensch mit iPhone in der Nähe des Ausreißers ist.

Manche Tracker messen sogar das „Bellverhalten“

Mit Trackern von Marken wie Garmin, Tractive und PetPlus lässt sich sogar ein virtueller Zaun um das eigene Grundstück ziehen. Wenn der liebestolle Labradorrüde die Sicherheitszone verlässt, um einer läufigen Hündin hinterherzuhecheln, oder wenn ein lautes Geräusch ihn in die Flucht schlägt, bekommen Herrchen und Frauchen eine Push-Nachricht auf das Telefon geschickt.

Längst sind solche Systeme mehr als nur elektronische Fußfesseln für Haustiere. Wie bei Menschen, die ihre Vitaldaten per Smartwatch auswerten, protokollieren moderne Tier-Tracker auch Schrittzahl, Körpertemperatur und Schlafphasen. Die Funktion „Bellverhalten“ zeichnet auf, wie oft und wann Bello bellt. Auf diese Weise könne der Hundehalter „Anzeichen von Trennungsangst“ erkennen, verspricht der Hersteller. Ob die Überwachung der Vitaldaten ein Lifestyle-Trend ist, der von der Menschheit auf die Tierwelt überspringt, oder eine notwendige Gesundheits- und Trainingsmaßnahme, darüber sind sich Experten nicht einig. „Wenn man sonst nicht zu tun hat, als sich mit den Schlafzyklen und der Herzfrequenz seines Haustiers zu beschäftigen, kann man das natürlich machen“, findet Hundetrainerin Striegel.

In welcher Schlafphase befindet sich diese Katze wohl gerade? Hätte sie einen Tracker am Halsband, könnte man das wissen. Muss man aber vielleicht auch nicht. (Foto: Markus Scholz/dpa)

Wer will, kann auch den Wellness-Score der Katze checken, in den Wert fließen Schlaf- und Bewegungsdaten ein. Um beispielsweise einen übergewichtigen Mops auf Trab zu bringen, lässt sich ein Fitnessziel festlegen, der Tracker zeichnet auf, wie viele Schrittchen der faule Hund am Tag zurücklegt. Auch die Ruhe-Herzfrequenz und die Ruhe-Atemfrequenz kann man abrufen, um zu überprüfen, ob der hechelnde Hund aus psychischen Gründen hyperaktiv ist, an Asthma leidet oder möglicherweise herzkrank ist.

Topfit mit dem Schweifrübensensor

Die Schweizer Firma Garmin, Marktführer im Bereich GPS-Navigation, hat kürzlich einen Tracker für Pferde vorgestellt. Eine Manschette mit Sensoren und Sender wird über die „Schweifrübe“ des Pferdes gestreift, also das obere Ende des Pferdeschwanzes, das Gerät übermittelt jeden Hufschritt. Per Schweifrübensensor lassen sich Trainingseinheiten aufzeichnen, das Gerät unterscheidet zwischen Gangarten wie Trab und Galopp. Pferdenärrinnen und -narren können auch Veränderungen der Hauttemperatur in der App ablesen, um Rückschlüsse auf Überlastung und Krankheiten zu ziehen. Ein Herzfrequenzsensor misst den Pferdepuls, die App ermittelt den Fitnesszustand des Tieres.

Manche Tracker verfügen über Alarmtöne und Lichtsignale, die man per Fernsteuerung auslösen kann, um den Hund oder die Katze im Dunkeln oder in unübersichtlichem Gelände zu finden. Je nach Gemüt des entlaufenen Tieres könnte so etwas aber auch zusätzlich Panik auslösen, vermuten Skeptiker. Bedenken haben manche Tierfreunde auch wegen der hochfrequenten Signale der GPS-Geräte. Diese lassen sich aber entkräften: Eine Studie der Veterinärmedizinischen Universität Wien hat ergeben, dass die Strahlenexposition durch Tracking-Geräte deutlich unter den internationalen Grenzwerten liegen. Untersucht wurden 21 handelsübliche Tracker. Gesundheitliche Schäden bei Haustieren seien nicht zu erwarten.

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