Eulen erobern Pausenhof und Kirchturm – Erding | ABC-Z

Eulen sieht man in freier Wildbahn selten, außer man ist Förster oder Ornithologe und kennt ihre Schlafbäume. Ansonsten fliegt einem mit viel Glück mal alle paar Jahre eine durch den Scheinwerferkegel, wenn man spätabends noch mit dem Auto in ländlichen Gebieten unterwegs ist. Oder auch Pech, zumindest für Abergläubische: Denn Eulen symbolisieren für manche den Tod. Andererseits sind sie aber ein Symbol für Weisheit, Wissen und Klugheit; ihre Fähigkeit, auch in der Dunkelheit zu sehen, macht sie zum Sinnbild für die Durchdringung von Geheimnissen. Ein Eulen-Emblem findet man daher oft im Logo von Schulen, Universitäten und Bibliotheken. Das Gymnasium Dorfen haben sich Waldohreulen jedoch selbst ausgesucht, genauer: eine Platane im Pausenhof. Bis zu vier Vögel wurden in den vergangenen zwei Wochen in den Zweigen gesichtet, oftmals aber auch nur einer oder zwei.
Waldohreulen sind an wenigen Merkmalen gut zu erkennen: Sie haben abstehende Federbüschel am Kopf, die aussehen wie Ohren und leuchtend orange Augen. Und sie haben einen rundlichen ocker- bis orangefarbenen Gesichtsschleier mit dunklem Rand. Die Vögel fielen am Pausenhof schnell auf, obwohl die Platanen noch dicht belaubt sind. Es stehen mehrere dieser Bäume auf dem Schulhof und sie hatten sich ausgerechnet jene ausgesucht, wo rund um den Stamm Sitzbänke montiert sind. Von dort aus musste man nur den Blick nach oben schweifen lassen und konnte sie erspähen.
„Seither sind sie jeden Tag gekommen“, sagt Biologielehrerin Angelika Semerad. „Manchmal nur eine, aber gelegentlich auch drei oder vier.“ Sie sitzen in den oberen Ästen, weiter unten ist es dann gerade zur Pausenzeit eher unruhig: „Manche Schüler steigen auch auf die Sitzbänke, um ein Foto der Eulen zu machen“, sagt Semerad. Auch ihre Kollegin Beate Karbaumer hat die Waldohreulen schon fotografiert. Vermutlich handelt es sich um ein Elternpaar mit zwei Jungvögeln. Am Gymnasium ist man nun gespannt, wie lange sie bleiben werden.
Wer sich für Eulen interessiert, kann einen Abstecher in den Wörther Ortsteil Sonnendorf machen, und ein Fernglas mitnehmen. Denn dort sind im Kirchturm Schleiereulen mit ihrem Nachwuchs eingezogen. Das ist ungewöhnlich, denn bislang waren es meist Turmfalken oder Dohlen, die den Turm für ihr Nest beanspruchten.
Auch Schleiereulen sind an typischen Merkmalen zu erkennen: Ihr Gesichtsschleier ist herzförmig und fast weiß. Die Augen sind schwarz ohne auffällige Irisfarbe.
Im Kirchturm haben sie heuer erfolgreich gebrütet. Immer wieder nähern sie sich dem vergitterten Ausguck und spähen hinunter. Die Jungen sind offenbar noch nicht flügge und können den Kirchturm nicht verlassen, sondern warten dort geduldig auf Futter. Aber es wird nicht mehr lange dauern, bis man sie in der Abenddämmerung über Sonnendorf fliegen sieht.





















