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Deutscher Sportpresseball kürt Rudi Völler zur Legende des Sports | ABC-Z

Vom 8. November an darf sich Rudi Völler gewissermaßen offiziell als Legende bezeichnen. Während des Deutschen Sportpresseballs wird der Fußball-Weltmeister von 1990 und derzeitige Sportdirektor des Deutschen Fußballbunds (DFB) die durchaus wertvolle Porzellan-Trophäe Pegasos und vor allem den vom Sportpresseball initiierten und in Sportkreisen mittlerweile renommierten Ehrentitel „Legende des Sports“ erhalten. Der Ball in der alten Oper in Frankfurt wird also ein Kind der Region als Star des Abends begrüßen dürfen. Völler ist in Hanau aufgewachsen, seine ersten fußballerischen Schritte ging er bis zu einem Wechsel von Kickers Offenbach zu 1860 München in seiner Heimat.

Tante Käthe, wie der frühere Weltklassestürmer wegen seiner Haarpracht zu Spielerzeiten genannt wurde, gilt seit Jahrzehnten als Sympathieträger des deutschen Fußballs, was nicht zuletzt durch die Hymne „Es gibt nur einen Rudi Völler“ bewiesen wurde, mit der er 2002 nach dem Erreichen des WM-Endspiels mit der Nationalmannschaft gefeiert wurde.

Die Fans honorierten die stets ehrliche Spielweise des Torjägers, der vor allem bei Werder Bremen, AS Rom und Olympique Marseille zum Weltstar wurde. Mit dem französischen Klub gewann er 1993 die erste Auflage der Champions League, eine Meisterschaft blieb ihm indes verwehrt. In seiner Zeit in Rom gewann er zudem den italienischen Pokal.

Von Lahm über Becker bis Werth als Vorgänger

Die Ehrung „Legende des Sports“ wird seit 2007 vergeben. Die Veranstalter, der Verband deutscher Sportjournalisten, der Verein Frankfurter Sportpresse und die Agentur Metropress würdigen Sportler für ihre legendären sportlichen Leistungen und ihr Engagement für die Gesellschaft auch außerhalb von Stadion oder Wettkampfstätte. Bei Völler honorierten die Ballorganisatoren dessen stets tadelloses Verhalten auf und neben dem Platz, aber auch seine Haltung beispielsweise nach dem Attentat in seiner Heimatstadt Hanau im Jahr 2020, als er seine Solidarität mit den Menschen bewiesen habe, wie Ballorganisator Jörg Müller sagte.

Der 65 Jahre alte Fußballer blieb während seiner Karriere ohne jeden Skandal, selbst zwei unvergessliche Situationen gereichten ihm eher zur Ehre: Im Achtelfinale der Weltmeisterschaft von 1990 wurde er zwar des Feldes verwiesen. Die Fernsehbilder, die damals anders als heute noch nicht von den Schiedsrichtern zu Rate gezogen wurden, bewiesen indes seine Unschuld. Völler war von seinem niederländischen Gegenspieler Frank Rijkaard mehrfach bespuckt worden, seine gemäßigte Reaktion darauf wurde dennoch mit einer Roten Karte sanktioniert. Auch ein Wutausbruch in seiner Zeit als Teamchef der Nationalmannschaft, als er nach einem torlosen Unentschieden auf Island das ARD-Team um Waldemar Hartmann, Gerhard Delling und den Experten Günter Netzer mit deftigen Worten kritisierte, tat den Sympathiewerten Völlers keinen Abbruch.

Seit 2022 hilft er dem DFB

Nachdem Völler nach vielen Jahren als Sportdirektor in Diensten von Bayer Leverkusen seine Funktionärstätigkeit eigentlich beendet hatte, ließ er sich vor wenigen Jahren darauf ein, doch noch einmal beim DFB auszuhelfen. Auch in dieser Rolle bringt Völler seine Reputation gewinnbringend für die Nationalmannschaft ein, die zu Beginn seiner Tätigkeit nach dem Vorrunden-Aus bei der WM 2022 in Qatar an einem Tiefpunkt angelangt war.

Völler reiht sich als Legende des Sports ein in eine illustre Schar an Weltklasseathleten: Ausgezeichnet wurden unter anderem schon der frühere Fußball-Weltmeister Philipp Lahm, die ehemaligen Biathlon-Asse Magdalena Neuner und die im Sommer bei einem Bergunfall ums Leben gekommene Laura Dahlmeier, Eiskunstlauf-Olympiasiegerin Katarina Witt, der frühere Wimbledonsieger Boris Becker sowie der frühere Triathlet Jan Frodeno, die allesamt zum Zeitpunkt der Ehrung bereits ihre Laufbahn beendet hatten. Im Vorjahr war als erste noch aktive Sportlerin die Dressurreiterin Isabell Werth geehrt worden.

Die Ehrung findet während des Balls am 8. November statt, bei der auch weitere Preise wie der Sportler mit Herz und der Sportmedienpreis vergeben werden: Drei Monate vor den Olympischen Winterspielen in Mailand und Cortina d’Ampezzo soll „dolce vita“ die Alte Oper in Frankfurt erobern. „Una notte olimpica“, so das Motto der 43. Auflage des Deutschen Sportpresseballs, wird in vielerlei Hinsicht geprägt sein von dem, was die erwarteten 2300 Gäste mit dem „Bella Paese“ verbinden. Bei Cocktails oder kulinarischen Genüsse werden italienische Schwerpunkte gesetzt. Rockröhre Gianna Nannini wird zudem als musikalischer Star auf der Bühne des Großen Saales unter anderem ihren Hit „Un’estate italiana“, die Hymne der Fußball-Weltmeisterschaft 1990, ertönen lassen – eine passendere musikalische Einführung könnte es für Rudi Völler, der in Rom Weltmeister wurde und zudem die Stadt seit seiner Zeit bei der AS Rom als zweite Heimat bezeichnet, nicht geben.

Tombola zu Gunsten der Laureus Sport for Good

Der Sportpresseball unter der Schirmherrschaft des hessischen ­Ministerpräsidenten Boris Rhein ist nach Angaben der Veranstalter nach wie vor der besucherstärkste Ball in Deutschland mit 2300 Gästen und darf nicht verwechselt werden mit dem Ball des Sports, der ebenfalls derzeit in Frankfurt organisierten Fundraising-Veranstaltung der Deutschen Sporthilfe. Der Erlös der Tombola des Sportpresseballs, bei der im vergangenen Jahr 50 Preise im Gesamtwert von mehr als 260.000 Euro lockten, geht zum dritten Mal an die Stiftung Laureus Sport for Good, die das Geld in Projekte für benachteiligte Kinder investiert.

Das Vergnügen, zwischen Prominenten aus Sport, Politik, Wirtschaft und Showbusiness tanzen zu dürfen, lassen sich die Gäste etwas kosten: Die Kartenpreise bewegen sich zwischen 295 Euro für Flaneure bis zu 1428 Euro für den besten Platz beim Dinner, das laut Müller zum ersten Mal in Deutschland bei einer solchen Veranstaltungsgröße komplett auf Meissner Porzellan mit Motiven aus mehr als 300 Jahren Handwerkskunst serviert werden soll. Gerade in den beiden teuersten Kategorien seien die Tickets fast ausverkauft.

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