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WNBA-Playoffs: Basketballerin Sabally glänzt mit Phoenix gegen Minnesota – Sport | ABC-Z

Wie es einem mit etwas Glück als Basketballerin in der US-Profiliga WNBA ergehen kann, hat Satou Sabally vor wenigen Monaten am Telefon erzählt. Da war sie gerade bei ihrem neuen Klub Phoenix Mercury im Trainingscamp und klang kurz vor dem Saisonstart geradezu schwärmerisch. „Sehr gut“ seien ihre Eindrücke vom Team aus Arizona, der Verein habe für sie eine Wohnung besorgt und auch sonst „alles abgecheckt, ein Traum“. Seitdem sind weite Teile der aktuellen Spielzeit ins Land gezogen, gerade laufen die Playoffs, da ist kaum Zeit fürs Zurückschauen. Jetzt geht es um den Moment – und der scheint günstig zu sein für Sabally, 27, die im Halbfinale steht.

Damals, im Mai, ließ die Berlinerin zugunsten ihres Arbeitgebers die EM mit dem deutschen Nationalteam sausen. Sie wollte an ihrer USA-Karriere feilen, sich beweisen, sich nach einem frustrierenden Jahr mit vielen Pleiten bei den Dallas Wings endlich Chancen auf den Titel erkämpfen. Ihr Traum ist ja nicht nur ein angenehmes Umfeld, sondern vor allem: Erfolg. Neben ihrem Talent als Basketballerin zählt ihr Ehrgeiz zu ihren prägendsten Wesenszügen, Sabally ist eine Willensspielerin. Das machte nun auch in Spiel zwei der Halbfinal-Serie gegen die Minnesota Lynx den Unterschied.

Dass es jetzt in der Best-of-Five-Serie 1:1 steht, liegt nämlich an einem wieder einmal gewaltigen Auftritt der deutschen Flügelspielerin. 24 Punkte und neun Rebounds erwirtschaftete sie beim 89:83 ihrer Mercury in Minneapolis – in einem Spiel, das nicht nur bis in die Verlängerung Qualitäten eines Thrillers offenbarte. Sondern auch einen Blick auf die Wettkämpferin Satou Sabally. Sie war es schließlich, die mit elf Zählern in der entscheidenden Phase der Partie ihr Team heranbrachte, nachdem man zwischendurch einen riesigen Rückstand zugelassen hatte. „Wir sind immer dran geblieben“, sagte sie im TV-Interview hinterher, „wir haben schon die ganze Saison über so gekämpft.“ Nur weil man hinten liegt, „kannst du ein Basketballspiel nicht einfach aufgeben“. Eine Halbzeitansprache von Trainer Nate Tibbetts habe geholfen, danach kehrte auch bei Sabally die Überzeugung zurück.

Und mit ihr die Treffsicherheit. Die war ihr zuletzt bei manchem Auftritt in der K.-o.-Runde abhandengekommen, mit einem Tiefpunkt gleich zu Beginn: In Spiel eins des Viertelfinales gegen die New York Liberty um Saballys DBB-Kollegin Leonie Fiebich warf sie fast alles daneben. Nur zwei Körbe bei 17 Versuchen, ein frustrierender Playoff-Auftakt samt Niederlage, der nach Antworten verlangte. Die taten sich schon bei den beiden darauffolgenden Siegen auf, als Phoenix den Titelverteidiger letztlich mit 2:1 rauskegelte. Insbesondere ihr Distanzwurf muss fallen, damit die wegen ihres Ausnahmekönnens als „Einhorn“ bekannte Sabally ihr Offensivpotenzial entfalten kann. Sie ist auf dem Parkett vielseitig verwendbar, ihr Arsenal erlaubt ihr, mehrere Positionen zu besetzen. Sie kann von außen agieren, aber auch unter dem Korb wühlen; doch alles beginnt bei der Linkshänderin mit dem Wurf.

In der ersten Playoffrunde bekämpfte sich Sabally sogar im direkten Duell mit Leo Fiebich (re.), die in der vergangenen Saison den Titel in der WNBA gewonnen hatte.
In der ersten Playoffrunde bekämpfte sich Sabally sogar im direkten Duell mit Leo Fiebich (re.), die in der vergangenen Saison den Titel in der WNBA gewonnen hatte. (Foto: Aryanna Frank/Getty Images/AFP)

„Sie war sehr gut heute Abend, sehr aggressiv“, fand Coach Tibbetts nach der Sabally-Show gegen Minnesota. Er weiß, dass nur ein auf Attacke gepoltes Einhorn der Mercury hilft, ins Finale zu galoppieren – eine Sabally, die jeden Zentimeter Raum zum Abdrücken nutzt. „Wenn Satou ihre Dreier trifft, sind wir ein ziemlich gutes Team“, hat Tibbetts festgestellt. Fünf Treffer gelangen ihr diesmal, so viele wie noch nie in einer Playoffpartie. Eine Bestmarke zum richtigen Zeitpunkt, denn ausgerechnet die fehlende Präzision aus der Ferne hatte sich seit ihrer Ankunft in Phoenix zu einem Thema entwickelt. Nur 32,1 Prozent ihrer Dreier fanden in dieser Saison das Ziel, nach einem Jahr als Scharfschützin in Dallas in der vorigen Spielzeit (45,2 Prozent) ein erheblicher Quotenrückgang.

Sabally ist eine herausragende Basketballerin, ihre durchschnittlich 16,3 Punkte pro Spiel machen sie zu einer gefürchteten Scorerin

Andererseits ist Sabally immer noch eine herausragende Spielerin, ihre durchschnittlich 16,3 Punkte pro Spiel reichen sogar fast für die Top 10 der gefährlichsten Scorerinnen der Liga. Und wie wichtig sind schon individuelle Statistiken, wenn es dafür mit der Mannschaft läuft? Saballys Mercury haben es trotz einiger Ausfälle geschafft, die Saison als viertbestes Team abzuschließen, in den Playoffs fehlen nur noch zwei Erfolge zum Finaleinzug. Die Aussicht, dass nach Fiebich und Satous Schwester Nyara im vergangenen Jahr jetzt erneut eine Deutsche die Endspielserie der WNBA bestreiten darf, ist also keine Träumerei.

Und sollte Satou Sabally tatsächlich die Meisterschaft holen, wäre sie insgesamt die vierte Deutsche mit derlei Ehren. Fiebich, zweimal Sabally und Marlies Askamp (2002) – diese Reihe wäre eine Bestätigung des Aufwärtstrends im deutschen Frauenbasketball. Bis es so weit ist, gilt es aber erst einmal, Halbfinal-Gegner Minnesota zu bezwingen. Dass die Lynx als bester Klub der regulären Spielzeit weiterhin leicht favorisiert sind, muss nicht stören. Zumal Spiel drei in der Nacht auf Samstag daheim in der Wüste von Phoenix stattfindet – und dort fühlt Sabally mit ihrer Lust auf den großen, hitzigen Moment ohnehin am wohlsten.

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