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Amtsgericht Erding: Neuer Direktor Aksel Kramer übernimmt – Erding | ABC-Z

Aksel Kramer, der neue Direktor am Amtsgericht Erding, musste die Geschäfte früher übernehmen, als gedacht. Zum 1. Juli ging seine Vorgängerin Ingrid Kaps in Ruhestand, bereits vier Wochen später fing er in Erding an. Die Neubesetzung sollte möglichst rasch erfolgen, denn das Haus steht vor großen Herausforderungen. Seit Kurzem ist Erding eines von nur neun Gerichten in Bayern, die für Abschiebeverfahren zuständig sind. Dabei ist die Behörde ohnehin mehr als ausgelastet mit jährlich Tausenden Fluggastklagen. Er stelle sich der neuen Aufgabe mit „Freude und Respekt“, sagt der 62-Jährige.

Die Mühlen der Behörden mahlen mitunter langsam, aber im Fall des Erdinger Gerichts ging es mit der Stellenbesetzung schnell. Sogar schneller als gedacht, wie Kramer einräumt. Dass es bereits zum 1. August klappen würde, damit hatte er zunächst nicht gerechnet.  Jetzt ist er seit gut sechs Wochen im Amt und er fühle sich sehr wohl, sagt der 62-Jährige. Er sei dankbar, dass er von den Kolleginnen und Kollegen so herzlich aufgenommen worden sei. Ein paar davon kennt er bereits, denn er war 2010/11 als Richter für Strafsachen hierher abgeordnet.

Der gebürtige Freisinger mit dem ungewöhnlich geschriebenen Vornamen begann seinen Dienst in der bayerischen Justiz 1992 als Richter beim Landgericht München I. Zwei Jahre später wechselte er zur Staatsanwaltschaft München I. Als hauptamtlicher Arbeitsgemeinschaftsleiter kümmerte er sich von 2001 bis 2010 um die Ausbildung des Nachwuchses. Ihm ist diese Tätigkeit ein echtes Anliegen, er übt sie heute noch nebenberuflich aus.

Kramer war von 2021 an Direktor am Amtsgericht Dachau. Es habe ihm dort sehr gut gefallen, betont er, doch jetzt wolle er sich der Herausforderung einer wesentlich größeren Behörde und deren vielfältigeren Verwaltungsaufgaben stellen. Wichtig sei ihm als Chef, dass alle 121 Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen – darunter Wachtmeister, Richter und Richterinnen, Rechtspfleger und Gerichtsvollzieher – „ein Team sind“. Gemeinsam sei die hohe Belastung leichter zu schultern.

Das Amtsgericht Erding an der Münchener Straße.  (Foto: Stephan Görlich)

Seit gut zwei Wochen ist die Erdinger Behörde beim Thema Abschiebung, Ausreisegewahrsam und Abschiebehaft für die Gerichtsbezirke Erding, Dachau, Ebersberg, Freising, Fürstenfeldbruck, Landshut und Starnberg zuständig. Kramers erstes Fazit: Mitunter hakt es in der Praxis noch. So sei es zum Beispiel schon vorgekommen, dass eine für 13 Uhr angekündigte Überstellung für eine Anhörung erst um 18 Uhr in Erding ankam – was für betroffene Richter, Protokollanten und Polizeibeamte dann Überstunden bedeutete. „Wir sind dran, nach flexiblen Lösungen zu suchen“, sagt Kramer. Aber noch müsse man abwarten, ob und wie sich alles einspiele.

Dabei ist die Arbeitsbelastung am Amtsgericht Erding sei Jahren hoch. Klagen von Fluggästen wegen verspäteter oder ausgefallener Flüge am Airport München landen hier. Die Zahlen schnellen seit Jahren steil nach oben, auch weil über verschiedene Dienstleister die Rechte auf Entschädigung per Mausklick eingeklagt werden können. 2019 waren es  7840 Fälle, 2023 bereits über 11 000. Tendenz weiter steigend.

Das KI-Projekt wird weiter getestet. Es soll später Richter und Richterinnen entlasten

Um die Richter und Richterinnen bei den Fluggastklagen zu entlasten, testet das Amtsgericht mit dem Bayerischen Justizministerium den Einsatz von Künstlicher Intelligenz (KI). Das Tool extrahiert aus dem Klagesatz die wichtigsten Informationen, wie zum Beispiel Flugziel oder Distanz, und präsentiert dann einen sogenannten Entscheidungsentwurf, also einen Vorschlag für ein mögliches Urteil. Ein Ergebnis liege noch nicht vor, das Projekt laufe weiter – wichtig sei, dass am Ende immer der Mensch, also ein Richter, das Urteil fällt, erklärt Aksel Kramer.

Immerhin wurde wie angekündigt die Zahl der Richter zum 1. September weiter aufgestockt. In Valentin Möckl hat ein weiterer Richter am Amtsgericht Erding seinen Dienst angetreten, teilt die Pressestelle mit.  Der 26-Jährige, der im Mai sein zweites Staatsexamen erfolgreich abgeschlossen hat, übernimmt ein Zivilreferat „und wird sich damit überwiegend mit Fluggastverfahren beschäftigen“.

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