Trauerfeier für Charlie Kirk: „Märtyrer der Freiheit“ | ABC-Z

Zehntausende Menschen haben in Glendale in Arizona Abschied von dem ermordeten Aktivisten Charlie Kirk genommen. Viele hatten schon nachts angestanden, um in das State Farm Stadion in dem Vorort von Phoenix zu kommen. Die Arena fasst mehr als 60.000 Gäste und war Fernsehberichten zufolge nahezu ausgelastet. Mehr als fünf Stunden dauerte die Trauerfeier für den Gründer der Organisation „Turning Point USA“ bereits, als Präsident Donald Trump sie am Nachmittag abschloss.
Trump, empfangen mit Pyrotechnik und einem Liveauftritt von Countrysänger Lee Greenwood, hielt eine Mischung aus Trauer- und Wahlkampfrede. Kirk, der am 10. September im Alter von 31 Jahren in Utah erschossen wurde, sei seiner Frau Erika und seinen zwei Kindern vor allem ein liebevoller Ehemann und Vater gewesen, sagte Trump. Der Verlust für sie sei nicht zu ermessen. Kirk sei nach seiner Ermordung nun ein Märtyrer und Evangelist für die Freiheit der Amerikaner.
Trump spricht über Trump
Von Würdigungen seines langjährigen Freundes kam der Präsident immer wieder auf Ziele und vermeintliche Erfolge seiner Regierung zu sprechen. Auch schwärmte er ausführlich von der Größe des „unglaublichen“ Publikums im Stadion. Besonders stolz sei Kirk darauf gewesen, dass Trump etwa die Kriminalität in Washington „innerhalb von zwölf Tagen beendet“ habe. Die Hauptstadt sei durch den Einsatz der Nationalgarde jetzt von einer der gefährlichsten „des Landes, ja, der Welt“ zu einem sicheren Ort geworden, so der Präsident – selbst die Rasenflächen seien nun schön. Als Nächstes werde er sich Memphis und Chicago vornehmen. Letzteres habe Kirk, der dort geboren wurde, sich gewünscht: „Rette Chicago“ seien seine Worte gewesen.
Kirk habe großen Anteil daran gehabt, die Vereinigten Staaten, die vor einem Jahr noch „tot“ gewesen seien, zum „angesagtesten Land der Welt“ zu machen, sagte Trump. Das Land sei durch die von ihm eingeführten Zölle so wohlhabend und erfolgreich wie nie. Der Präsident erinnerte auch daran, dass Kirk ihm sowohl Vizepräsident J.D. Vance als auch Gesundheitsminister Robert F. Kennedy jr. als Kabinettsmitglieder empfohlen hatte. Der ermordete Aktivist habe entscheidend zum Stimmengewinn unter jungen Amerikanern beigetragen, so Trump.
Kirks Mission werde mit „Turning Point“ unter der Leitung seiner Witwe Erika größer und erfolgreicher werden als je zuvor. Er sei nun unsterblich geworden. Wie Kirk wolle auch er, Trump, Religion und Gott zurück in die amerikanische Politik bringen. Er drohte auch erneut seinen Kritikern: „verrückte“ Linksradikale hätten den Mord an Kirk gefeiert. Strukturen und Organisationen, die dies stützten, würden bekämpft. Damit werde man nicht bei einem „talentlosen“ Comedian aufhören – eine Anspielung auf den auf Druck seiner Regierung gefeuerten Late-Night-Host Jimmy Kimmel. Zwar sehe Kirks Witwe das anders, sagte Trump, doch er selbst hasse seine Feinde, und: „Ich kann sie nicht ertragen“.
„Ich verzeihe ihm“
Vor Trump hatte Erika Kirk gesprochen und unter anderem gesagt, dass ihr Mann seine Gegner nicht gehasst habe. Wie Jesus seinen Schuldigern wolle sie dem Mörder ihres Mannes vergeben: „Ich verzeihe ihm“, sagte die 36-jährige Witwe, die sich immer wieder Tränen aus dem Gesicht wischte. Charlie Kirk habe jungen Männern helfen wollen, die ganz ähnlich gewesen seien wie sein Mörder. Sein Ziel sei gewesen, Männer davon zu überzeugen, Christen und Väter zu werden, sagte Erika Kirk.
Ihr Mann habe sich stets dem Willen Gottes unterworfen. Zwei Jahre zuvor habe er in einer Rede gesagt, Gott solle ihn für seine Zwecke benutzen. Vor elf Tagen habe Gott diesen Ruf erhört. Seit Kirks gewaltsamem Tod habe es statt „Unruhen“, statt „Revolution“, ein „Revival“ gegeben, so die Witwe. Dieser Begriff, der in der amerikanischen religiösen Tradition eine wichtige Rolle spielt und „Wiedererweckung“, aber auch die Entstehung neuer religiöser Bewegungen meint, kam in vielen Trauerreden vor.
Die Themen Religion und Feindbekämpfung zogen sich auch durch die anderen Beiträge des Tages, der mit einer Dudelsackkapelle begonnen hatte, die das Spiritual „Amazing Grace“ intonierte. Vizepräsident J.D. Vance sprach vor Erika Kirk und sagte, der Ermordete habe für ewige „Wahrheiten“ gestanden, die man sich nun erst recht zu Herzen nehmen müsse. Eine davon sei die Notwendigkeit von „Ordnung in unseren Nachbarschaften“, eine andere der Lebensschutz „in jedem Stadium und zu jeder Zeit“. Wenn man Amerika retten wolle, müsse die Familie zuerst kommen. Viele Menschen hätten Kirks Tod gefeiert und lehnten diese Ideen ab, so Vance. Man müsse sich darüber klar sein, dass „das Böse sich immer noch unter uns bewegt“. Es sei aber besser, durch eine Kugel zu sterben, als ein bequemes Leben ohne Inhalt zu wählen, sagte der Vizepräsident. Kirk sei nun ein Held für die Nation und ein Märtyrer für den Glauben.
Viele prominente Redner
Zuvor hatten zahlreiche Regierungsmitglieder, Trump-Vertraute und Aktivisten gesprochen. Darunter waren Trumps stellvertretender Stabschef Stephen Miller, Außenminister Marco Rubio, Verteidigungsminister Pete Hegseth und Tulsi Gabbard, die den amerikanischen Geheimdiensten vorsteht. Miller rief in einer wütenden Rede zum Kampf für die „Rettung der westlichen Zivilisation“ auf. Die Amerikaner müssten sich Kirks „Opfer“ als würdig erweisen. Die „Feinde“ des „Guten“, für das Kirk gestanden habe, hätten nichts und sie seien nichts, so Miller. Sie hätten keine Ahnung, welcher „Drache“ nun durch Kirks Mord aufgeweckt worden sei.
Auch Trumps Sohn Donald Jr. und die Aktivisten Tucker Carlson und Jack Posobiec hielten Ansprachen. Etliche Redner betonten Kirks christlichen Glauben, manche zogen direkte Linien von Propheten und biblischen Figuren zu ihm. Posobiec, der von vielen Fachleuten als Rechtsextremer und Verschwörungsphantast eingeordnet wird, hielt einen Rosenkranz in der erhobenen Faust und verglich Kirk mit Mose – auch der habe dem Volk den Weg ins Gelobte Land gewiesen, ohne selbst dort anzukommen.
Millionen Amerikaner müssten sich jetzt die „volle Rüstung Gottes“ anziehen und in den „spirituellen Krieg“ ziehen, so Posobiec, der in seinem Buch „Unhumans“ 2024 Linke als nicht voll menschlich bezeichnet hatte. Der Aktivist, der für „Turning Point“ seit 2021 eine Sendung moderierte, nannte Kirk in seiner Rede „mein Kommandant“. Bei der Feindbestimmung blieben einige Redner vage, andere benannten den Gegner konkret. Die republikanische Abgeordnete Anna Paulina Luna aus Florida etwa betonte, Kirk habe gegen „sozialistische Indoktrination“ an Colleges gekämpft.
Die Veranstaltung in Glendale hatte Berichten zufolge die höchste Sicherheitsstufe für solche Großereignisse, um auch den Einsatz überregionaler Kräfte zu ermöglichen. Insgesamt sollen 200.000 Menschen in und um die Arena teilgenommen haben. Laut lokalen Fernsehsendern gab es vor dem Stadion keine größeren Proteste von Gegnern Kirks oder Trumps. Reporter der „New York Post“ sichteten nur „eine Handvoll“ Demonstranten in einer extra dafür eingerichteten „Free Speech Zone“ auf dem Parkplatz.





















