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Max Verstappen in der Formel 1: Genau der Richtige für komplizierte Rennen – Sport | ABC-Z

Alles war angerichtet für den Gewinn des zehnten Konstrukteurs-Titels von McLaren, so wie früh wie nie in einem Rennjahr – doch dann musste die Feier vertagt werden. Der 17. WM-Lauf war einer zum Vergessen für Spitzenreiter Oscar Piastri, der schon am Start patzte und auch für Verfolger Lando Norris, der bloß Siebter wurde. Der Große Preis von Aserbaidschan wurde damit zum Triumphzug von Max Verstappen, der nach seiner schon überraschenden Pole-Position einen Start-Ziel-Sieg einfuhr. In einer Manier, die an seine großartige Champion-Saison 2023 erinnerte.

Es war der zweite Erfolg des Niederländers nacheinander, der das Titelrennen damit doch wieder zu einem Dreikampf macht. „Das letzte Wochenende war großartig, aber dieses war unglaublich“, jubelte der Red-Bull-Pilot nach seinem 67. Karriere-Erfolg. Der Champ ist wieder zurück, mit fast 15 Sekunden Vorsprung auf Silberpfeil-Pilot George Russell.

Beide Augen zukneifen, das allein reichte McLaren-Teamchef Andrea Stella nicht, der Italiener drückte sie zusätzlich mit Daumen und Fingern zusammen nach dem vermutlich schlimmsten Rennstart für das überlegene Team der Formel-1-Saison. Schon in der chaotischen Qualifikation vom Samstag mit sechs Abbrüchen lief es nicht gut für die Papaya-Rennwagen: Platz sieben und Platz neun für Lando Norris und Oscar Piastri auf der engen, rutschigen und vom Winde verwehten Piste. Insbesondere bei WM-Spitzenreiter Piastri ging auch am Sonntag alles schief. Der Australier zuckte schon, bevor die letzte Startampel erloschen war, merkte den Fehler, bremste ab, blieb stehen und musste das gesamte Feld passieren lassen. Seine Aufholjagd dauerte nur bis zur fünften Kurve, denn in der schoss Piastri mit entschieden zu viel Schwung in die Barrieren und aus dem Rennen. Ein ganz neues Gefühl, nachdem er 34 Mal in Serie in die Punkte fahren konnte, jedoch ein bitteres.

Carlos Sainz junior feiert sein erstes Podium mit dem Williams-Team

Es folgte eine auf den Straßen von Baku kaum vermeidliche Safety-Car-Phase, die Piste mit ihren engen und winkligen Altstadtpassagen und der ewig langen Geraden erschien erneut nur bedingt tauglich für Spitzenmotorsport, der Zufallsfaktor war hoch. Dass die Königsklasse dennoch den Vertrag um weitere fünf Jahre verlängert hat, dürfte mit der dafür fälligen Aufwandsentschädigung (vermutlich im dreistelligen Millionenbereich) zu tun haben.

Wie fast immer, wenn die Bedingungen schwierig sind, kommt es stärker auf die Kunst der Fahrer an. Genau für solche Situationen ist Max Verstappen der richtige Mann. Der Titelverteidiger, für den es nach eigenen Worten in diesem Jahr nur noch darum geht, möglich viel Spaß zu haben, nutzte mit hohem Risikobewusstsein jede Schwäche der Konkurrenz. Vor allem aber ist er nach dem Rauswurf von Teamchef Christian Horner der größte Motivator bei Red Bull Racing und treibt zusammen mit seinem neuen Chef Laurent Mekies den technischen Turnaround beim ehemals führenden Rennstall voran. „Es sieht so aus, als würden wir unser Auto besser verstehen, das ist das Wichtigste. Und wenn du glücklicher bist im Cockpit, dann kannst du auch wieder mehr herausholen“, sagte Verstappen.

Als WM-Dritter liegt er bei noch sieben ausstehenden WM-Läufen 79 Punkte hinter Piastri und 44 hinter Norris. Zumindest das Zünglein an der Waage im Titelkampf könnte er werden. McLaren-Teamchef und Zweckpessimist Andrea Stella sagte auf Nachfrage, ob der niederländische Außenseiter noch mitmischen kann: „Ein klares Ja. Und das in Großbuchstaben!“

Das passt zur Nervenschwäche des Teams in Baku, das beim entscheidenden Boxenstopp von Norris patzte – der Brite stand doppelt so lange wie normal. Strategen wie Fahrer agierten zudem äußerst zögerlich, sie ahnten wohl, dass sie an diesem Wochenende das Schicksal nicht herausfordern sollten. Dadurch brachte Lando Norris der Ausfall seines direkten Rivalen Piastri weniger als gedacht. Der Brite hatte schon in der Qualifikation versäumt, Kapital aus der schwachen Form und dem Pech Piastris zu schlagen, am Ende wurde er Siebter und bleibt mit nur sechs mageren Pünktchen weiterhin einen Sieg hinter dem WM-Führenden.

So chaotisch das Vorspiel, so unspektakulär die 51 Runden am Kaspischen Meer: Einsam Verstappen vorneweg, der Überraschungszweite Carlos Sainz und der ebenso weit nach vorn gestoßene Liam Lawson mit Respektabstand hinterher. Da ging es auch um viel Geld für die Teams in der Konstrukteurswertung, aber auch Mercedes witterte in einer bislang durchwachsenen Saison ein wenig Imagepolitur und schob sich konsequent nach vorn. George Russell ignorierte seinen grippalen Infekt und setzte sich souverän hinter Verstappen, sein junger Teamkollege Kimi Antonelli wurde Vierter.

Damit feierte Carlos Sainz junior sein erstes Podium mit dem Williams-Team, und sprach „vom schönsten Moment seiner Karriere“. Der Spanier hatte im ganzen Rennjahr bisher nur 16 Punkte geholt, an diesem Sonntag kamen gleich 15 Zähler dazu. Nach seinen eigenen Angaben sei das auch die Rückkehr des smooth operators, so nennt sich der Spanier aufgrund seiner Fähigkeit, die Reifen zu schonen. Fürs Nervenkostüm war der Überraschungserfolg natürlich auch gut.

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