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Schulweg: Kinder kommen unter die Räder – Gesellschaft | ABC-Z

Dieser Text stammt aus dem Familien-Newsletter der Süddeutschen Zeitung, der jeden Freitagabend verschickt wird. Hier können Sie ihn abonnieren.

Liebe Leserin, lieber Leser,

wenn Sie ein Schulkind haben, werden Sie das Dilemma kennen: Einerseits will man, dass das eigene Kind sicher am Schultor ankommt. Andererseits ist, wer sich folglich dafür entscheidet, das Kind mit dem Auto zur Schule zu fahren, ja bereits Teil des Problems: Vor fast allen Schulen der Republik stauen sich morgens die Familienwägen – und machen dadurch den Schulweg für alle Kinder gefährlicher.

Besonders dramatisch ist die Situation in der Bundeshauptstadt, wie sie unsere neue Korrespondentin in Berlin beschreibt (SZplus): Statistisch gesehen verunglücken dort pro Tag zehn Kinder auf dem Schulweg, schreibt Meredith Haaf, regelmäßig kommen auf den Straßen der Hauptstadt Kinder ums Leben. Ob man Schulwege sicherer machen könnte? Selbstverständlich. Man könnte Schulstraßen ausweisen, Tempolimits verhängen, Fuß- und Radwege sicherer machen. Vorbilder gibt es in vielen Nachbarländern.

Doch die Priorität in Deutschland liegt nach wie vor auf dem Autoverkehr: „Wo Straßen sind, muss der Verkehr fließen“, sagt die Berliner Verkehrssenatorin und lehnt damit beispielsweise strengere Geschwindigkeitsbegrenzungen ab. Sind Autos wichtiger als Kinder?

Als Elternteil ist man es ja gewohnt, auf die Kinderfeindlichkeit in weiten Teilen der Gesellschaft mit einem kurzen Schulterzucken zu reagieren und sich anschließend selbst zu helfen. Allerdings führt genau das zu den eingangs beschriebenen Staus vor den Schultoren. Was also anders machen? Wenn Eltern sich zusammentun, sind sie stärker und lauter. Beispiele für erfolgreiche Elterninitiativen, die Schulwege sicherer machen, hat mein Kollege Thomas Hummel hier beschrieben (SZplus). Glücklicherweise leben wir schließlich in einem Land, in dem man sein Umfeld mitgestalten kann.

Zum Abschluss daher noch mal ein Verweis auf die Zahlen der amtlichen Straßenverkehrsunfallstatistik: Im Jahr 2024 sind in Deutschland 27 260 Kinder unter 15 Jahren im Straßenverkehr verunglückt; die allermeisten zwischen sieben und acht Uhr morgens. Es geht hier also nicht um Befindlichkeiten, es geht um Kinder, die buchstäblich unter die Räder kommen.

Ein solidarisches Wochenende wünscht

Karin Janker

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