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Fußball: „Ich vermisse nichts“, sagt Jürgen Klopp und genießt sein neues Leben | ABC-Z

Jürgen Klopp kehrte am Samstag zum BVB zurück – und auf die Trainerbank. Er genoss das Abschiedsspiel seiner ehemaligen Spieler Jakub Blaszczykowski und Lukasz Piszczek in vollen Zügen. Und flachste über seine potenziellen Nachfolger.

Sein breites Grinsen, seine Sprüche, seine Präsenz – die Fans von Borussia Dortmund kamen sich am Samstag vor wie auf einer Zeitreise: Da war er wieder, ihr Lieblingstrainer Jürgen Klopp. Der frühere Erfolgscoach des BVB, der den Klub vor mehr als einer Dekade zu zwei Meisterschaften und einem DFB-Pokalsieg geführt hatte, genoss die Rückkehr an seine alte Wirkungsstätte ebenfalls in vollen Zügen.

„Es war sehr besonders, weil auch die ganze Truppe von damals sehr besonders war“, sagte der 57-Jährige, der im Rahmen des Abschiedsspiels von Jakub Blaszczykowki und Lukasz Piszczek nach Dortmund gekommen – neun Jahre nach seinem Abschied als Cheftrainer beim BVB. „Wir haben alle die besten Erinnerungen an die Zeit. Ich will es hier nicht zu groß aufhängen, aber wenn man so will, ist für mich hier ein kleiner Lebenstraum in Erfüllung gegangen“, erklärte er sichtlich bewegt: „Das war immer das, was ich wollte – dass wir gemeinsam in der Zeit, die wir haben, alles ausreizen und versuchen. Und dann, wenn wir uns mal wiedertreffen, einfach nur mit einem breiten Grinsen im Gesicht zurückblicken können.“

Die 81.000 Zuschauer, die gekommen waren, feierten Klopp – wie auch die Spieler aus der erfolgreichen Ära des BVB: Neven Subotic, Marcel Schmelzer, Lucas Barrios, Dede und viele mehr. Neben Blaszczykowski und Piszczek stand vor allem auch Mats Hummels im Mittelpunkt. Der Ex-Nationalspieler, dessen auslaufender Vertrag zum Ende der vergangenen Saison nicht mehr verlängert worden war und sich kürzlich dem AS Rom anschloss, wurde offiziell verabschiedet.

Klopp fliegen überall die Herzen zu

Für Klopp war es, als ob sich ein Kreis schloss. „Es ist erst ein paar Monate her, dass ich in Liverpool auf eine sehr emotionale Art verabschiedet wurde. Jetzt hier so empfangen zu werden, das ist auch sehr emotional“, sagte er. Er mache keine Abstufungen, welcher der drei Vereine, für die er als Trainer gearbeitet hat, ihm besonders viel bedeute. „Wenn man drei Kinder hat, muss man auch keine Unterschiede machen, wie sehr man sie liebt. Das ist mit meinen Klubs auch so: Ich liebe sie alle“, so Klopp.

Tatsächlich fliegen ihm die Herzen überall zu, wo er früher gewirkt hat: Ob bei seiner ersten Station in Mainz, wo elf Jahre spielte und sieben Jahre Trainer war. In Liverpool, wo er auf neun Jahre als Cheftrainer kam – oder wie am Samstag in Dortmund, wo er sieben Jahre war. Klopp bedient die Sehnsucht nach Identifikationsfiguren – und nach Spielern oder Trainern, die lange bei einem Verein bleiben. Denn die werden im modernen Profi-Fußball immer seltener.

Die Wahrscheinlichkeit, dass Klopp selbst noch einmal eine lange Geschichte als Trainer bei einem Verein schreiben wird, ist allerdings nicht besonders groß. Sein aktuelles Leben ohne die Belastungen, die der Job als Chefcoach mit sich bringt, mache ihm „vollumfänglich Spaß“, erklärte er. Im Übrigen arbeite er durchaus – „nur eben nicht das, was ich vorher gemacht habe.“ Klopp ist unter anderem ehrenamtlicher Botschafter der LFC Foundation, einer Stiftung des FC Liverpool, die soziale Projekte organisiert und unterstützt. Zudem besitzt Klopp mittlerweile mehrere Immobilien.

Zurück auf die Trainerbank eines Spitzenvereins oder einer Nationalmannschaft zieht ihn derzeit nichts. Zuletzt hatte der amerikanische Verband die Fühler nach Klopp ausgestreckt. Wie die Sportzeitung „The Athletic“ berichtete, habe er jedoch den Job als Nationaltrainer der USA abgelehnt, da er sich eine längere Pause gönnen möchte.

Klopp glaubt an Trainer-Karriere von Mats Hummels

„Ich vermisse nichts, es hat auch null gekitzelt“, sagte Klopp auf die Frage, ob am Samstag, als er die Mannschaft rund um Blaszczykowki gecoacht hatte, wieder auf den Geschmack gekommen sei. „Natürlich, so macht das Riesenspaß – wenn die Jungs sich mehr oder weniger selbst ein- und auswechseln, dann ist das super“, so Klopp. Vor allem deshalb, weil sich niemand anschließend bei ihm beschwert habe.

Mit Interesse verfolgt er dagegen, dass mehrere seiner ehemaligen Spieler mittlerweile in seine Fußstapfen treten und selbst die Trainerlaufbahn einschlagen. „Es sind relativ viele auf dem Weg ins Trainergeschäft. Die Jungs denken wahrscheinlich: ,Wenn der Klopp das kann, können wir das auch‘“, flachste er. Tatsächlich ist Piszczek mittlerweile Co-Trainer beim BVB, Marcel Schmelzer und Julian Koch sind Co-Trainer im Jugend- oder Amateurbereich. Auch bei Hummels kann sich Klopp gut vorstellen, dass er die Trainerlaufbahn einschlagen wird. „Mats wird noch ein, zwei Jahre spielen, dann aber wird es bei ihm auch in die Richtung gehen.“

Klopps besonderes Augenmerk gilt aber Nuri Sahin, der seit Saisonbeginn Cheftrainer des BVB ist. „Das überrascht mich nicht. Nuri ist immer ein bisschen früher dran als andere“, erklärte er. Er rede häufig mit Sahin. Generell stehe der Fußball vor einem Generationswechsel. „Andere Top-Trainer werden es auch nicht mehr ewig machen, die nächste Generation ist dran. Irgendwann müssen sie drangehen, den Fußball weiterzuentwickeln.“ Seine Rolle dabei sieht er im Hintergrund. „Wenn ich mit Rat und Tat ein wenig dabei sein kann, mache ich das gern. Aber in ihren Schuhen muss jetzt nicht stecken.“

Was Jürgen Klopp in den vergangenen Monaten dennoch vermisst haben dürfte, sind die Ovationen der Fans. Die Südtribüne feierte ihren „Kloppo“ frenetisch. Das hatte weniger damit zu tun, dass das von ihm gecoachte Team mit 5:4 gewinnen konnte.

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