Gecancelter Dirigent tritt in Berlin uff: Solidarität mit Lahav Shani | ABC-Z

Die Einladung erfolge als gemeinsame Initiative der Berliner Festspiele und der Stiftung Berliner Philharmoniker in Zusammenarbeit mit dem Konzerthaus Berlin. Damit solle ein Zeichen gesetzt werden „für die verbindende Kraft der Kunst, die Grundwerte unserer demokratischen Gesellschaften in Europa und gegen Antisemitismus, Diskriminierung und den Boykott in Kunst und Wissenschaft“.
Der Stiftungsvorstand der Berliner Philharmoniker hat zur Ausladung zudem eine geharnischte Stellungsnahme verfasst.
In ihr heißt es: „Lahav Shani ist unserem Orchester seit seinem Debüt im September 2020 eng verbunden. In dieser Zeit haben wir ihn als reflektierten Künstler und einen Menschen kennengelernt, der sich – gerade im Hinblick auf den Nahost-Konflikt – immer wieder klar für Frieden, Dialog und Versöhnung ausgesprochen hat. Einen Künstler aufgrund seiner Herkunft von einem Festival auszuschließen, ist falsch und widerspricht unserem Verständnis von Musik und Kultur. Wir sind überzeugt, dass gerade in diesen Zeiten die Musik Brücken bauen sollte, anstatt Gräben zu vertiefen.“
Scharfe Reaktionen
Auch der PEN-Berlin solidarisiert sich mit dem Musiker. Die Autorenvereinigung schreibt: „Ob es sich bei diesem Vorgang wirklich, wie Kulturstaatsminister Wolfram Weimer sagt, um einen Fall von ‚blankem Antisemitismus‘ handelt, sei dahingestellt. Zweifellos skandalös ist jedoch, dass die Verantwortlichen des Flanders Festival Ghent der Ansicht sind, der Chefdirigent des Israel Philharmonic Orchestra und künftige Chefdirigent der Münchner Philharmoniker müsse erst einmal beantworten, wie er es mit der Politik der Regierung Benjamin Netanjahus halte, bevor er bei ihnen Schubert, Beethoven und Wagner (!) dirigieren dürfe.“
Und weiter in dem Statement: „Meinungsfreiheit ist nicht nur das Recht, sich frei und ohne Furcht vor Repressalien zu äußern; sie beinhaltet auch das Recht, sich nicht äußern zu müssen. Bekenntniszwang ist ein Merkmal autoritärer und erst recht totalitärer Regime.“
Das belgische Flanders Festival Ghent hatte die kurzfristige Absage des für den 18. September geplanten Konzertes damit begründet, dass der in Tel Aviv geborene Shani auch Musikdirektor des Israel Philharmonic Orchestra ist. Im Lichte dieser Rolle von Shani sei man nicht in der Lage, für „die nötige Klarheit“ über seine Haltung dem „genozidalen Regime“ in Israel gegenüber zu sorgen, hieß es in einer Erklärung auf der Homepage des Festivals.
Bei dem Gastspiel im Konzerthaus Berlin im Rahmen des Musikfests steht das Violinkonzert von Ludwig van Beethoven mit Lisa Batiashvili als Solistin auf dem Plan sowie aus Richard Wagners „Tristan und Isolde“ das Vorspiel und „Isoldens Liebestod“.