Reanimation: Leben retten mit Herzdruckmassage | ABC-Z

Stand: 08.09.2025 12:26 Uhr
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Bei einem Herz-Kreislauf-Kollaps kann eine Herzdruckmassage – auch von Laien durchgeführt – Leben retten. Wie funktionieren Beatmung und Wiederbelebung? Und welche Lieder helfen, den Takt zu halten?
In Deutschland sterben nach Angaben der Deutschen Herzstiftung schätzungsweise 65.000 Menschen an plötzlichem Herztod. Die Ursachen für einen Herzstillstand können sehr unterschiedlich sein: eine koronare Herzerkrankung, Erkrankungen des Herzmuskels oder Herzrhythmusstörungen.
Erleidet ein Mensch einen Herz-Kreislauf-Stillstand, zählt jede Minute. Bis der alarmierte Rettungsdienst eintrifft, vergehen einige Minuten. Deshalb sollten auch medizinische Laien sofort lebensrettende Maßnahmen ergreifen. Doch viele Menschen trauen sich nicht zu handeln, aus Angst etwas falsch zu machen. Dabei gilt: Jede Hilfe ist besser als keine. Eine Herzdruckmassage ist einfach und kann die Überlebenschance um das Zwei- bis Dreifache erhöhen.
Ablauf der Reanimation: Prüfen – rufen – drücken
Ist eine Person bewusstlos, besteht die Gefahr eines Herz-Kreislauf-Stillstands. Ist das der Fall, können lebenswichtige Organe nicht mehr ausreichend mit Sauerstoff versorgt werden. Bereits nach drei bis fünf Minuten beginnen die Nervenzellen im Gehirn abzusterben – es kommt zu irreversiblen Schäden. Deshalb sollte jeder den Ablauf einer Reanimation (Herz-Lungen-Wiederbelebung) kennen. Bricht jemand plötzlich zusammen oder wird auf dem Boden liegend aufgefunden, sind folgende Schritte zu beachten:
- Ansprechen: Die Person zunächst ansprechen, dann anfassen. Dafür an den Schultern rütteln. Erfolgt keine Reaktion, ist die Person bewusstlos.
- Atmung prüfen: Für die Atemkontrolle den Kopf nach hinten überstrecken, damit die Zunge nicht die Luftröhre blockiert. Den Mund öffnen. Sind keine normalen Atemgeräusche zu hören und keine Brustkorbbewegungen zu sehen, liegt ein Kreislaufstillstand vor.
- Rettungsdienst rufen: Wenn die Person nicht atmet oder man sich unsicher ist, den Notruf 112 wählen. Sind Passanten in der Nähe, diese zu Hilfe rufen und bitten, den Notarzt zu alarmieren.
- Herzdruckmassage: Wenn die Person nicht atmet, sofort mit der Herzdruckmassage beginnen und sie aufrechterhalten, bis der Rettungsdienst übernimmt.
Herzdruckmassage: Richtiger Rhythmus wichtig
Um die Herzdruckmassage ausführen zu können, sollte die Person auf dem Rücken und auf einem harten Untergrund liegen. So geht man vor:
- neben der Person auf Höhe des Brustkorbs knien
- Oberkörper der Person freimachen
- den Ballen einer Hand auf die Mitte des Brustkorbs legen, den Ballen der anderen Hand darauf platzieren
- Mit gestreckten Armen und der Kraft des ganzen Körpers den Brustkorb senkrecht von oben fünf bis sechs Zentimeter tief eindrücken – und das 100 bis 120 mal pro Minute. Das sind zwei Kompressionen pro Sekunde. Den Takt kann man gut mithilfe von Liedern halten, etwa “Stayin‘ Alive” von den Bee Gees.
Eine Herzdruckmassage ist sehr anstrengend. Deshalb sollten Personen in der Nähe zu Hilfe gerufen werden, damit man sich abwechseln kann.
Können bei der Herzdruckmassage Rippen brechen?
Wichtig ist, bei einer Herzdruckmassage mit viel Kraft zu drücken, damit der Restsauerstoff im Blut bis ins Gehirn gepumpt wird. Dadurch kann es zu Rippenbrüchen kommen, vor allem bei älteren Menschen. Doch von knackenden Geräuschen sollte man sich nicht verunsichern lassen: Eine gebrochene Rippe ist hier das kleinere Übel. Wichtig ist, dass das Herz richtig komprimiert wird.
Muss bei der Wiederbelebung eine Beatmung durchgeführt werden?
Grundsätzlich ist bei der Wiederbelebung eine Herzdruckmassage in Kombination mit einer Mund-zu-Mund- oder Mund-zu-Nase-Beatmung vorgesehen, im Verhältnis 30 zu 2 – also 30 Mal drücken und 2 Mal beatmen. Doch viele Menschen fühlen sich damit überfordert und machen lieber gar nichts.
Organisationen wie die Deutsche Herzstiftung empfehlen mittlerweile ausdrücklich, dass Laien die Reanimation ohne Atemspende durchführen und sich auf die Herzdruckmassage konzentrieren sollen. Durch die Kompression wird der Blutfluss im Körper aufrechterhalten und damit auch die Sauerstoffversorgung des Gehirns. Laut Herzstiftung haben Studien gezeigt, dass die reine Herzdruckmassage in den ersten Minuten wirksamer ist als eine Kombination aus Herzdruckmassage und Atemspende.
Anders verhält es sich bei der Wiederbelebung nach einem Herz-Kreislauf-Zusammenbruch durch Ertrinken. In diesem Fall kann eine Beatmung für die Überlebenschance wichtig sein.
Schocken – Wann kommt ein Defibrillator zum Einsatz?
Auch ein Defibrillator lässt sich zur Wiederbelebung nutzen. Er kann Kammerflimmern erkennen und mit einem Elektroschock beseitigen, weil ein kontrollierter Stromstoß wie ein Reset auf das Herz wirkt.
An öffentlichen Plätzen wie Einkaufszentren, Flughäfen, Bahnhöfen, aber auch in Schulen und Betrieben finden sich AEDs (Automatisierte Externe Defibrillatoren), die sich auch von Laien bedienen lassen. Ein AED sollte aber nur verwendet werden, wenn mindestens zwei Helfer vor Ort sind und ein Gerät in unmittelbarer Nähe vorhanden ist. Dann kann eine Person die Herzdruckmassage durchführen, während die andere den AED holt.
Niemand sollte Scheu haben, einen AED zu benutzen. Die Geräte haben eine Sprachfunktion, die klare Anweisungen gibt. Wichtig ist, die Herzdruckmassage weiter durchzuführen, bis der Defibrillator ein anderes Kommando gibt.
Reanimation lernen im Erste-Hilfe-Kurs
Jeder Mensch sollte wissen, wie er anderen im Notfall helfen kann. Das nötige Wissen kann man sich in Erste-Hilfe-Kursen aneignen, die Organisationen wie das Deutsche Rote Kreuz, die Johanniter, die Malteser oder der Arbeiter-Samariter-Bund anbieten. Diese Kurse sollten im Laufe des Lebens regelmäßig wiederholt werden.