Übung für den Ernstfall erklärt | ABC-Z

Die Zeiten werden ungemütlicher. Nach Jahren des Friedens steht Deutschland immer mehr im Fokus von ausländischen Mächten. Cyberattacken, Sabotage und Angriffe auf die Infrastruktur sind seit dem Beginn des Ukraine-Kriegs und der erneuten Eskalation des Nahostkonflikts auch hierzulande auf der Tagesordnung. Hinzu kommen Naturkatastrophen und Extremwetterereignisse, die durch den menschengemachten Klimawandel wahrscheinlicher werden.
Morgenpost Späti
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Es reicht ein Blick in die Nachrichten, um den Ernst der Lage zu verstehen: Ein flächendeckender Stromausfall in Berlins Südosten nach Brandanschlägen auf Stromkabel, russische Drohnen im Luftraum unseres Nachbarn Polen. Dennoch sollten Berlinerinnen und Berliner keine Panik haben, wenn am heutigen Donnerstag um 11 Uhr erstmals seit 30 Jahren wieder Warnsirenen auf den Dächern der Hauptstadt ertönen. Die Berliner Morgenpost beantwortet die wichtigsten Fragen.
Warum schrillen am Donnerstag die Sirenen?
Anlass ist der bundesweite Warntag Zivilschutz. Es handelt sich also um eine Übung, um die Bevölkerung für den immer wahrscheinlicher werdenden Katastrophen- und Verteidigungsfall zu sensibilisieren und die Warnsysteme grundsätzlich zu erproben. 800 Kilogramm schwer und 140 Dezibel laut, sind die Sirenen die wohl greifbarste Form der Alarmierung. 200 von ihnen werden am Donnerstag eine Minute lang schrillen. Die Behörden bitten darum, wegen des durchgängigen Tons nicht den Notruf zu wählen. Gegen 11.45 Uhr erfolgt dann eine Entwarnung.
Wo schrillen am Donnerstag die Sirenen?
Derzeit gibt es in Berlin nach Angaben der Innenverwaltung knapp 200 funktionstüchtige Sirenen. Die meisten davon befinden sich auf den Dächern von Touristen-Hotspots in der Innenstadt, nur wenige bisher in den Außenbezirken. Die letzte Sirene in der Hauptstadt wurde vor knapp 30 Jahren abgebaut. Im Gegensatz zu zahlreichen anderen Bundesländern, existierte seitdem keine derartige Infrastruktur mehr. Eigentlich sollten dabei schon im Jahr 2023 – nach dem russischen Einmarsch in die Ukraine – insgesamt 450 Sirenen auf Berlins Dächer neu angebracht sein. Doch Lieferengpässe, Fachkräftemangel und fehlende Bundesmittel verhinderten das. Das gesteckte Ziel soll nun Ende des Jahres auch in den Außenbezirken erreicht werden. 55 weitere Sirenen sind für 2026 und 2027 mit jeweils 510.000 Euro im Berliner Haushalt vorgesehen.
Klappt es diesmal auch wirklich?
Das versicherte die Innenverwaltung. „Ich bin mir sehr sicher, dass wir die Sirenen hören werden“, sagte Innensenatorin Iris Spranger (SPD) vergangene Woche. Zum Hintergrund: Im vergangenen Jahr war Berlin das einzige Bundesland, in dem die Sirenen stumm blieben – weil es nicht gelang, eine Schnittstelle vom bundesweiten Warnsystem zum abgesicherten Digitalfunk der Hauptstadt zu schaffen. Das ist mittlerweile behoben, heißt es von den Zuständigen. Seit einem Systemwechsel habe man ein neues, starkes und redundantes System. Jede einzelne Sirene musste in den vergangenen Monaten in dieses eingespeist werden. Die Geräte sind vom Stromnetz unabhängig und werden von Solarbatterien betrieben. Eine Angabe, die nun angesichts des flächendeckenden Stromausfalls in Berlins Südosten einer echten Feuerprobe unterzogen wird.
Gibt es am Donnerstag nur Warnungen über Sirenen?
Nein, auch die bekannten Warn-Apps wie Katwarn oder Nina, die Warn-App des Bundesamts für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe, werden zum Einsatz kommen und um 11 Uhr Warn-Hinweise auf die Handys und Smartphones der Berlinerinnen und Berliner verschicken.