Bezirke

Gauting: Rettung von Webasto wird greifbar – Starnberg | ABC-Z

Eine Rettung des angeschlagenen Autozulieferers Webasto aus Stockdorf in der Gemeinde Gauting ist offenbar nah. Es soll dabei um ein Finanzierungspaket von fast zwei Milliarden Euro gehen, das inzwischen unterschriftsreif ist. Zwar wollte dies ein Firmensprecher auf Anfrage nicht kommentieren, doch aus Unternehmenskreisen war zu erfahren, dass man bei Webasto zuversichtlich sei, die Verhandlungen mit Eigentümern, Banken und Fahrzeugherstellern zeitnah zu einem erfolgreichen Abschluss zu bringen.

Zum Deal soll dem Vernehmen nach auch gehören, dass Geschäftsanteile der Eigentümerfamilien auf einen externen Treuhänder übertragen werden. Zudem könnte Webasto wohl einen frischen Kredit von 200 Millionen Euro erhalten, um den Restrukturierungsplan in dem Unternehmen zu finanzieren. Zum Sanierungskonzept zählt überdies, bis zum Jahresende 650 Stellen in Deutschland abzubauen, weitere Kosten zu sparen und sich den Marktverhältnissen infolge der Absatzkrise in der Branche anzupassen, um wieder profitabel zu werden. Die Maxime, einen „wirklichen Turnaround zu erreichen“, verfolgt Webasto-Chef Jörg Buchheim energisch, seitdem er das Ruder in dem hoch verschuldeten Konzern vor sieben Monaten übernommen hat. Das Kerngeschäft des Familienunternehmens sind Schiebe- und Panoramadächer sowie Thermosysteme.

Webasto wird seinen Geschäftsbericht für 2024 aber erst vorlegen, wenn das milliardenschwere Sanierungs- und Refinanzierungspaket endgültig unter Dach und Fach ist. Nach vorläufigen Zahlen ging der Umsatz im vergangenen Jahr im Vergleich zu 2023 um rund 300 Millionen auf 4,3 Milliarden Euro zurück; in dem Jahr verzeichnete der Autozulieferer einen Verlust von 195 Millionen Euro, die Verschuldung betrug nach Firmenangaben rund 1,2 Milliarden Euro.

Die Absatzkrise, vor allem in China, gestörte Lieferketten, hoher Kostendruck und das defizitäre Geschäft mit Ladesäulen waren wesentliche Faktoren der Abwärtsspirale und führten zu drastischen Gewinneinbrüchen. Reagiert wurde mit einem rigiden Sparkurs, Schließungen von Standorten in China, in den USA und Mexiko und mit einem weltweiten Stellenabbau von 16 600 auf 15 300 Mitarbeitende in der Webasto-Gruppe.

Der bezugsfertige Neubau in der Stockdorfer Zentrale soll teilweise vermietet werden

Etwa 150 Stellen sollen zum Beispiel in Gilching wegfallen: Der Standort wird dort voraussichtlich noch in diesem Jahr geschlossen, die verbliebenen Beschäftigten werden wohl in die Stockdorfer Zentrale umziehen. Auf dem Areal ist mittlerweile ein weiterer Neubau fertiggestellt, der in der Expansionsphase vor Corona und der Branchenkrise noch geplant worden war und rund 40 Millionen Euro gekostet hat. Nun aber wird nicht mehr der gesamte Gebäudekomplex benötigt, weshalb darin Räume vermietet werden sollen. Für diese gebe es bereits Interessenten aus verschiedenen Branchen, denn der Standort im Würmtal sei attraktiv, erklärt dazu ein Firmensprecher.

Trotz der Krise und wirtschaftlicher Herausforderungen setzt Webasto weiterhin auf die Nachwuchsförderung. So wurden jetzt zum Berufsstart insgesamt 23 Auszubildende und dual Studierende im kaufmännischen und gewerblich-technischen Bereich eingestellt, verteilt an verschiedenen Standorten. Das sind zwar angesichts der aktuellen Situation 17 weniger als noch im Vorjahr. Doch gerade in Zeiten des Wandels sei es wichtig, „Perspektiven zu schaffen“, betont Livia Freudl, Personalleiterin der Webasto-Gruppe.

Back to top button