Stil

Tabea Fischer gründet die Sportmarke „to the top“ | ABC-Z

Über den Namen ihrer Marke musste sie nicht lange nachdenken. Dafür brauchte sie keine Markenberater und keine Marktforschung, sondern nur ihr Gefühl. Sie wollte ein eigenes Unternehmen gründen und ihren persönlichen Neigungen nachgehen, da kam ihr wie durch höhere Eingebung dieser Name in den Sinn: „to the top“. Oder einfach: „ttt“.

Tabea Fischer lacht, wenn sie das erzählt. Soll heißen: Sie hat diesen hochgestochenen Namen nicht aus Überheblichkeit gewählt, sondern weil er einfach aufkam. Und sie will ihn auch nicht als Ausdruck eines Ego-Projekts verstanden wissen. „Nein, ich wollte auch den Kundinnen, die das tragen, das Gefühl geben, dass sie alles erreichen können.“

To the top also: Sie kann es sich auch deshalb erlauben, weil sie lange daran gearbeitet hat, die Spitze zu erstürmen. Denn Tabea Fischer bringt ihre Sportmodemarke nicht so spontan heraus, wie sie den Namen gefunden hat. Sie ist gut vorbereitet auf die Selbständigkeit – die in Zeiten des schwierigen Luxusmarkts oft bergab führt und nicht nach oben.

Was also braucht man, um eine Sportmodemarke herauszubringen, die etwas Neues bietet, diesseits von Lululemon und Adidas? Ihre zupackende Art und ihr selbstbewusstes Sendungsbewusstsein helfen schon einmal. Außerdem sprechen für das Start-up-Wagnis ihre Erfahrung, das strategische Denken, die Unterstützung durch die Familie – und eine klar umrissene Marktlücke.

Farbe statt Einheitslook

Denn die normale Trainingsmode ist oft recht langweilig. Viele verstecken sich in Schwarz oder Dunkelblau. Sie dagegen liebt es abwechslungsreicher. „Farben haben mir gefehlt in der Sportmode“, sagt sie. „Ich will die Leute motivieren, mehr Farbe zu tragen, bei Indoor- oder Outdoorsport, bei Yoga und Pilates, beim Laufen oder auch bei High-Intensity-Workouts wie Spinning.“ Ihre Zielgruppe geht ins Fitnessstudio. Und auch für den Weg dorthin oder ins Café sollen die Entwürfe passen. „Einfach ein längeres T-Shirt drüberziehen.“ Nebeneffekt: Die organischen Muster kaschieren Problemzonen. Noch besser: Wegen des hohen Bunds rutschen die Hosen nicht. Und am besten: Der Kompressionseffekt gibt Halt – da schwabbelt am Ende nicht viel.

Wichtig ist ihr der Seamless-Ansatz, also die nahtlose Verarbeitung. „Es soll wie eine zweite Haut sein. Der Tragekomfort wird von Kundinnen als Alleinstellungsmerkmal genannt.“ Schon ihr Großvater habe immer gesagt, es gehe beim Outfit nicht nur darum, wie es aussieht, sondern wie es sich anfühlt.

Tabea Fischer wurde in die Mode geboren. Ihre Mutter Birgit Bezner-Fischer ist Geschäftsführerin des Tracta-Mode-Outlets in Ingersheim, nördlich von Ludwigsburg. Ihr Onkel Mark Bezner, der Bruder ihrer Mutter, ist Chef der Modemarke Olymp – weshalb man in dem Outlet auch Olymp-Hemden kaufen kann. In den Hinterräumen der Halle hat Tabea Fischer nun ihren Showroom. Wenn sie vorne aus dem Gebäude geht und rechts in Richtung Bietigheim-Bissingen schaut – dann sieht sie in 800 Metern Entfernung die Zentrale des Familienunternehmens, das ihr Urgroßvater Eugen Bezner 1951 gegründet hat.

Familienerbe mit Zukunftsvision

„Ich habe hier auch schon Hemden verkauft“, sagt Tabea Fischer über das Outlet. „Und unten im Lager die Ware ausgezeichnet, zusammen mit meinem Bruder Bastian.“

Viel auf Lager: Tabea Fischer bringt mit ihrer Marke "ttt" Farbe ins Spiel.
Viel auf Lager: Tabea Fischer bringt mit ihrer Marke “ttt” Farbe ins Spiel.Sophie Boyer

Nach der Schule machte sie ein Praktikum bei Hugo Boss im Creative Management, lernte dort Absolventen der Modeschule AMD kennen – und studierte an der AMD Berlin Mode- und Design-Management: „Ich wollte nicht nur klassisch Modedesign lernen, sondern auch das Management.“ Ein Auslandssemester absolvierte sie am Berklee College in New York. 2021 machte sie ihren Abschluss. Daraufhin arbeitete sie noch ein Jahr bei der Brillenmarke Ace & Tate in Amsterdam und ging schließlich nach Hamburg zu About You. Bei dem Internethändler arbeitete sie mehr als zwei Jahre lang, betreute unter anderen die dänische Bestseller-Gruppe und S.Oliver. Und sie half kleineren Marken beim Aufbau des Online-Geschäfts.

Berlin, New York, Amsterdam, Hamburg: „Ich habe gefühlt alles mitgenommen“, sagt sie. „Aber eigentlich bin ich schon ein sehr kreativer Kopf.“ Die Sportmode aufzulockern, das scheint ihr ein persönliches Bedürfnis zu sein, sie zieht sich auch privat gerne farbenfroh an. „Da sehe ich Potential“, dachte sie sich – und gründete ihre eigene Marke. Als Designer an ihrer Seite hat sie Stefan Eckert, der mit seinem Atelier in Hamburg Kollektionen für kleine Labels entwickelt.

Und warum nicht dort alles aufbauen, wo alles begonnen hat und wo die Logistik stimmt? Also geht sie nun mit fast 30 Jahren zurück nach Bietigheim-Bissingen, wo sie aufgewachsen ist, beziehungsweise nach Stuttgart – gerade hat sie eine Wohnung in der Stadt gefunden. Der Firmensitz von „ttt“ ist noch Berlin, aber auch das wird sich wohl bald ändern.

Der Weg „to the top“

Nach langer Vorarbeit hat sie in diesem Jahr richtig begonnen. Sie hat schon mit Fitnessstudios kooperiert und in einer Galerie ausgestellt. Jetzt wächst die Marke. Im Kaufhaus Breuninger hatte sie einen Pop-up-Store, gegenüber von Lululemon. Auch mit kleineren Kooperationen hat sie schon begonnen. Ein Event bei Breuninger bestritt sie mit dem Künstler Romulo Kuranyi, dem Bruder des ehemaligen Fußballprofis Kevin Kurányi – er hat mehrere Shirts mit seinen knalligen Pop-Art-Mustern versehen.

Mindestens zwei Dinge hat sie bei ihren ersten Events gelernt. Erstens kann die Marke bei solchen Anlässen Strahlkraft entwickeln. „Die Leute waren richtig geflasht!“ Denn wann sieht man schon eine Designerin aus Fleisch und Blut? Und zweitens: Kooperationen funktionieren gut, die will sie ausweiten.

Am ersten Samstag ihres Pop-up-Stores war auch Darja Varfolomeev dabei, ihre Markenbotschafterin, die 2024 in Paris als erste Deutsche Olympiasiegerin in der Rhythmischen Sportgymnastik wurde. Auf einer Sportmesse hatte Tabea Fischer den Manager der Sportlerin, Klaus Kärcher, kennengelernt, und nun wirbt die erst 18 Jahre alte Sportlerin für „ttt“.

Sogar ihr Großvater Eberhard Bezner, der die kleine Marke Olymp seit 1960 zu einem der größten deutschen Modehersteller gemacht hat, war schon im Studio hinter dem Outlet-Center. „Er hat sich das alles angeschaut, bestimmt eine Stunde lang.“ Der Neunundachtzigjährige war angetan von den Entwürfen seiner Enkelin.

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