Russland baut Panzer mit westlichen Maschinen – auch aus Deutschland | ABC-Z

Sie spielen in Russlands Angriffskrieg gegen die Ukraine eine große Rolle: die Panzer der T-Reihe. Die Flotte von T-90, T-80 und Co. hat aber im Lauf des Krieges erhebliche Verluste erlitten, bestätigt sind über 4000 Abschüsse, die tatsächliche Zahl wird deutlich darüber liegen.
Um die Verluste auszugleichen, hat Russland seine Panzerproduktion angeschmissen, pumpt Milliarden zusätzlicher Rubel in seinen Verteidigungsetat. Experten bezweifeln dennoch stark, dass es Moskau gelingen wird, seine Panzer auch nur annähernd zu ersetzen. Schätzungen des Insitute for the Study of War gehen von 20 neuen Kampfwägen pro Monat bis hin zu einer Zahl von 60 bis 90 pro Jahr.
Und für diese neuen Panzer ist Russland noch immer auf Werkzeuge aus dem westlichen Maschinenbau angewiesen, darunter auch Maschinen aus Deutschland. Das geht aus Erkenntnissen des ukrainischen Militärgeheimdienstes GUR hervor, über die der „Business Insider“ berichtet.
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Deutsche Maschinen bauen russische Panzer
Der Dienst führt eine länger werdende Liste an ausländischen Maschinen, die von Russlands einziger Panzerschmiede Uralvagonzavod benutzt werden, um moderne Panzer wie den T-90 oder den T-14 Armata zu bauen. Über 260 solcher Hightech-Werkzeuge sind dort aufgeführt, darunter Fräsen, Drehmaschinen, Pressen und Feinwerkzeug, unter anderem aus den USA, Südkorea und der Bundesrepublik. Die Liste ist öffentlich einsehbar und wird laufend aktualisiert.
Der „allermeiste Teil“ dieser Maschinen sei von Russland vor 2022 erstanden worden, heißt es vom ukrainischen Geheimdienst. Sie unterlagen damit vermutlich keinen Sanktionen. Allerdings soll es Russland auch in jüngeren Jahren gelungen sein, an westliche Werkzeugmaschinen zu gelangen. Das berichtet nicht nur der ukrainische Geheimdienst Auch eine ZDF-Dokumentation hat im Juli 2024 nachgezeichnet, wie Hightech-Maschinen aus Deutschland über Drittländer in Asien mit gefälschten Papieren nach Russland gelangen. Dort ermöglichen sie nun die Produktion von Panzermotoren.
Der ukrainische Militärgeheimdienst will mit seiner List erreichen, dass Regierungen in Nato-Staaten und die Hersteller selbst genauer hinschauen. Denn die Maschinen benötigen selbst Ersatzteile. „Hersteller können entweder direkt oder über ihre Zwischenhändler die Lieferung von Ersatzteilen, technischen Flüssigkeiten oder Softwareupdates für Werkzeuge im Dienst der russischen Kriegsmaschine einschränken“, mahnt der Dienst.

Ohne Technik aus dem Westen nicht zu bauen: russische Panzer.
© DPA Images | Alexander Zemlianichenko
Russlands Abhängigkeit ausnutzen
Letzten Endes ist Russland also zwar nur dank Maschinen aus dem Westen in der Lage, seine Panzer zu bauen oder Altbestände zu modernisieren. Aber genauso abhängig ist Moskau auch von dieser Technik. Schafft es der Westen, Russland von Maschinen und Ersatzteillieferungen abzuschneiden, könnte das den Rüstungsbemühungen schwer schaden – und den Krieg gegen die Ukraine oder potenziell ein Nato-Land erschweren.

Nicht zuletzt deswegen erweitert etwa die EU ihre Liste von Gütern, die nicht nach Russland exportiert werden dürfen. Dazu gehören nicht nur militärische Güter (“Dual-Use“), sondern auch sogenannte „Güter zur industriellen Weiterentwicklung Russlands“, die für die Rüstungsproduktion genutzt werden können. Dies schließt explizit auch Werkzeugmaschinen und deren Ersatzteile ein.
Hauptstadt Inside von Jörg Quoos, Chefredakteur der FUNKE Zentralredaktion
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Um die Umgehung über Drittländer zu erschweren, haben die EU und die USA erstmals auch Unternehmen aus Nicht-EU-Staaten auf ihre Sanktionslisten gesetzt, die Russland bei der Beschaffung von Technologie unterstützen. Dies soll einen direkten Handel mit diesen Unternehmen unterbinden.