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Kurioses Biergarten-Schauspiel: Ein Blitzer und ein Depp – Panorama | ABC-Z

Mitten in … Tegernheim

Der kleine Biergarten an der Durchgangsstraße von Tegernheim östlich von Regensburg hat neben Bier und Schnitzel eine neue Attraktion: In Sichtweite steht seit Kurzem ein Blitzer, so etwas gibt’s hier nur selten. Die Männerrunde am Nebentisch unterhält sich angeregt darüber, ob einer jemanden kennt, der schon in die Tempofalle getappt ist. Leider Fehlanzeige, und auch an diesem sonnigen Tag fahren alle brav 50. Als gerade Langeweile droht, prescht aus einer Nebenstraße ein aufgemotzter Mercedes mit quietschenden Reifen um die Kurve und gibt Gas. Er bremst noch – zu spät! Als es dann rot blitzt, lachen alle, auch unser Tisch, so laut, dass Comedians vor Neid erröten würden. Endlich hat’s einen erwischt. „Dem Deppen gehört’s nicht anders“, ruft einer. Schadenfreude kann so lustig sein, wenn es einen nicht selbst betrifft. Andreas Schubert

(Foto: Marc Herold)

Mitten in … Bayern

Im proppenvollen RE 76 von Oberstdorf nach München setzt sich ein – ohrenscheinlich ukrainisches – Ehepaar um die 50 auf getrennte Plätze. Was ihre Verbindung zueinander aber nur unwesentlich einschränkt. Als die Frau hustet, steht ihr Mann drei Reihen weiter auf und reicht ihr wortlos eine Wasserflasche. Eine Aufmerksamkeit, die bei Mitreisenden Hochachtung zurücklässt. Wenig später findet die Frau das Etui für ihre pinkfarbenen Bluetooth-Kopfhörer nicht mehr. Sie sucht in der Tasche, sie sucht unter sich, neben sich, die Nachbarn heben die Beine, stehen auf, gucken mit. Irgendwann kommt der Mann, sie besprechen die Lage, dann schiebt er den Arm unter ihren Sitz, scheinbar blind, und zieht die kleine Box mit einem Griff hervor. Allgemeine Freude und Erleichterung, beinahe Applaus. Doch der Supermann ist schon wieder auf seinem Platz. Joshua Beer

(Foto: Marc Herold)

Mitten in … Bosra

Krieg ist schlecht fürs Geschäft. Also sind die Tische leer im Teelokal vor dem römischen Amphitheater von Bosra, das Hotel „Shams“ gegenüber verfällt. Die Stadt im Süden Syriens hat lange gut gelebt vom Tourismus; das antike Theater mit seinen einst 9000 Plätzen ist eines der am besten erhaltenen überhaupt. Aber erst 14 Jahre Bürgerkrieg und jetzt schon wieder Schießerei im nahen Suweida – da kommen keine Gäste. Ein Mann versucht sein Glück, bietet „originale römische Münzen“ aus einer Plastiktüte an: „Der Kopf da, das ist der römische Kaiser.“ Die Sachen sind so miserabel gefälscht, dass man sie allein aus Kuriosität kaufen möchte. Aber aufgeben ist nicht in einem Land, das so geplagt ist wie Syrien. Der Teejunge verschwindet, kommt strahlend mit einem Buch zurück. Ein deutscher Reiseführer, noch original in Zellophan verpackt: „Syrien in Farbe“. Tomas Avenarius

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