Viele Tote und Verletzte bei Standseilbahn-Unglück in Lissabon – Panorama | ABC-Z

Ein schweres Tram-Unglück in Portugals Hauptstadt Lissabon mit 15 Todesopfern hat landesweit wie auch international Bestürzung ausgelöst. Unter den Toten seien auch Ausländer, meldete die Zeitung Expresso unter Berufung auf Mitarbeiter der Rettungsteams. Das Unglück geschah kurz nach 18 Uhr. Am späteren Abend wurde bekannt, dass mehrere Kinder verletzt sind. Fünf Menschen wurden schwer verletzt, 13 weitere leicht, wie ein Sprecher der Notfallbehörde INEM später mitteilte.
„Portugal trauert“, sagte Bürgermeister Carlos Moedas dem TV-Nachrichtensender „SIC Notícias“ sichtlich niedergeschlagen. Es sei vor allem für die Stadt Lissabon „tragisch, ein schrecklicher Abend“. Moedas rief eine dreitägige Trauer aus.
Politiker aller Parteien in Portugal äußerten ihr Mitgefühl für die Opfer des Unglücks. Auch EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen verbreitete eine Beileidsbekundung auf Portugiesisch. Die Vorsitzende des EU-Parlaments, Roberta Metsola, versicherte ihr Mitgefühl und die Solidarität aller Europäer. Portugals Präsident Marcelo Rebelo da Sousa hat ein im Präsidentenpalast vorgesehenes Buchfestival abgesagt ebenso wie sämtliche Termine an diesem Donnerstag.
Der Funicular da Glória, der bei Einheimischen auch Elevador (Aufzug) da Glória hieß, war eines von Lissabons Wahrzeichen und zählte zu den beliebtesten Touristenattraktionen der Stadt. Die sogenannte Standseilbahn verband den zentralen Platz Restauradores, der am Ende der wichtigen Straßenachse Avenida da Liberdade nahezu auf Meereshöhe liegt, mit dem höher gelegenen Ausgehviertel bairro alto.
Die auf Schienen rollende Seilbahn wurde 1885 eröffnet, um ihren Benutzern den steilen Anstieg an der Calçada da Glória zu ersparen, den man zu Fuß tatsächlich nur mit einiger Anstrengung bewältigt. Auf einer Fahrstrecke von 265 Metern rollt die Bahn zum bairro alto hinauf und zurück und überwindet dabei knapp 50 Meter Höhendifferenz. Dabei sind zwei Wagen über ein Seil verknüpft, sodass die hinabfahrende Bahn den bergauf fahrenden Wagen mitzieht, was Energie spart.
Weil die historisch anmutenden, gelb gestrichenen Wagen traditionellen Lissabonner Flair verkörpern, war das Transportmittel bei Besuchern der Stadt sehr beliebt. Zumal das bairro alto sich in den vergangenen Jahren in ein vielbesuchtes Ausgehviertel mit Kneipen aller Art verwandelt hat. Allerdings waren die Fahrpreise zuletzt auf Touristenniveau gestiegen. 3,10 Euro kostete die einfache, rund drei Minuten dauernde Fahrt.
Es ist anzunehmen, dass nun auch Touristen unter den Opfern sind. Bei dem Unglück ist offenbar eine der beiden Bahnen entgleist und ungebremst bergab gerast. Nach Informationen der Zeitung Público ist ein Sicherheitskabel gerissen. Kurz vor der Avenida de Liberdade kippte der Wagen in einer leichten Kurve um und überschlug sich. Wie Público außerdem meldet, war es bereits 2018 zu einer Entgleisung auf dieser Strecke gekommen – damals jedoch ohne Personenschaden. Den Zwischenfall habe die Betreibergesellschaft der örtlichen Busse und Bahnen, Carris, seinerzeit herunterzuspielen versucht.

Die Gewerkschaft der Carris-Angestellten hätte bereits seit Längerem auf Wartungsbedarf am Funicular da Glória hingewiesen, berichtet die Zeitung Público. Sie hätten auch beklagt, dass die Wartungsarbeiten an externe Dienstleister vergeben worden seien, statt die eigene Belegschaft damit zu betrauen. Carris selbst erklärte am späteren Abend, sämtliche vorgeschriebenen Wartungen seien ausgeführt worden.