KJR Dachau bangt um Jugendkulturzentrum – Dachau | ABC-Z

In Dachau eine Punk-Band gründen? Schwierig, ohne Probenräume. Auch für andere Dinge, bei denen sich Jugendliche kreativ erproben können, fehlt bisher ein geeigneter Ort. Schon lange gibt es deshalb Forderungen nach einem Jugendkulturzentrum (Juku) für den Landkreis Dachau. Gut 20 Jahre lang hat die Initiative „Juku“ dafür geworben und sie tut es immer noch. Der Bedarf ist nach wie vor da, wie die Initiative auf ihrer Homepage erklärt: „Keine Woche vergeht, in der nicht Jugendliche aus Stadt und Landkreis Dachau händeringend nach geeigneten Räumlichkeiten für ihre Aktivitäten fragen.“
Inzwischen ist ein „städtisches Jugendkulturzentrum“ in den Leitlinien für die Bebauung des MD-Geländes fixiert, die denkmalgeschützten Hallen der ehemaligen Papierfabrik erscheinen dafür geradezu ideal. Bis vor Kurzem sah es sogar so aus, als könnte der Traum vom Juku schon bald Wirklichkeit werden. Doch inzwischen ist klar: So schnell wird das nichts. Vielleicht wird es auch überhaupt nichts mehr. Die neuesten Entwicklungen werfen die Frage auf, ob die Stadt die alten Hallen überhaupt noch kaufen will.
Ludwig Gasteiger, Geschäftsführer des Kreisjugendrings (KJR), plädiert an die Stadt, die Option für ein Juku auf dem MD-Gelände trotzdem nicht aus der Hand zu geben. „Man darf sich hier nicht die Chance verbauen, das Jugendkulturzentrum doch noch zu realisieren.“
Erwerben und umbauen wollte die Stadt die alten Hallen in erster Linie für die Neuordnung seiner Museen, die umfassend modernisiert und konzeptionell neu ausgerichtet werden sollen. Das geplante Herzstück des neuen Museumsforums, ein regionales Arbeiter- und Industriemuseum, ist jedoch weggebrochen; der Bezirk hatte das auf 27 Millionen Euro veranschlagte Projekt kurz nach dem Start wieder aufgegeben. Und auch die Neue Galerie ist nach 32 Jahren Geschichte, nachdem Kreis und Stadt das Budget des Dachauer Zweckverbands um jeweils 20 000 Euro gekürzt hatten.
Ob es auf dem MD-Gelände noch ein Museumsforum geben wird, erscheint unter den neuen Bedingungen eher fraglich, ebenso, ob die Stadt bereit wäre, ohne den Umzug der Museen angesichts knapper Haushaltsmittel viel Geld in die alten Hallen zu stecken. Lässt sich unter diesen Bedingungen das Dachauer Jugendkulturzentrum überhaupt noch verwirklichen? Oberbürgermeister Florian Hartmann, SPD, gibt dazu keine Einschätzung ab. Auf Anfrage teilt er lediglich mit, dass all diese Fragen „in den nächsten Monaten in den Ausschüssen zur Beratung und Beschlussfassung“ anstünden.
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Für KJR-Chef Ludwig Gasteiger wäre die Ideallösung, wenn das Museumsforum – wenn auch in reduzierter Form – doch noch auf das MD-Gelände käme, schon allein „wegen der Synergieeffekte“. Für zwingend notwendig hält er dies aber nicht. Das Juku lasse sich auch unabhängig von dem Museumsforum verwirklichen. Angesichts der Haushaltslage findet Gasteiger es allerdings verständlich, „wenn die Stadt sich jetzt mit größeren Investitionen zurückhält“. Wichtig sei vor allem, dass das Projekt im Bewusstsein und die Chance auf ein Juku auf dem MD-Gelände gewahrt bleibe.
Für die „MD-Kulturfabrik“ hat der KJR schon ein Konzept
Die Industriebrache, die in zehn Jahren ein neuer Stadtteil mit etwa 2000 Einwohnern sein soll, liegt mitten in der Stadt, sie ist verkehrlich gut angebunden, auch mit der S-Bahn. Gasteiger fällt auch kein anderer Ort in Dachau ein, der die Anforderungen für ein Jugendkulturzentrum erfüllen würde. Demnach wäre das MD-Gelände nicht nur die beste, sondern die einzige Standortoption. Ein Konzept, das der KJR mit Beteiligung Jugendlicher und junger Erwachsener in den vergangenen Jahren ausgearbeitet hat, liegt auch schon in der Schublade, maßgeschneidert auf eine „MD-Kulturfabrik“.
Drei Bereiche sind darin vorgesehen: die alte Papiermanufaktur als Jugendfreizeitstätte für Jugendkultur und kulturelle Bildung; die MD-Fabrikhalle als gemeinnütziges Unternehmen mit inklusiven Arbeitsplätzen; und die MD-Kantine könnte ein Kulturcafé mit einer Kleinkunstbühne, Gastronomie und Dachterrasse werden, zugänglich für alle. Neben Proben- und Ausstellungsräumen und Orten für Workshops schwebt Gasteiger auch ein Studio vor, in dem man Podcasts aufnehmen kann. „Mit der geeigneten digitalen Infrastruktur wäre das ein tolles Angebot für Jugendliche.“
Sollte etwas werden aus der neuen städtischen Einrichtung, würde sich der KJR auch als Trägerverein für das Dachauer Jugendkulturzentrum anbieten. Aufgeben will er die Hoffnung noch nicht. „Das Jugendkulturzentrum ist ein langfristiges Projekt“, sagt Gasteiger. „Es hat immer Aufs und Abs gegeben. Und wer weiß, wie es in fünf oder zehn Jahren aussieht.“