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Bamberg Baskets: Klub-Legende Anton Gavel soll an erfolgreiche Zeiten anknüpfen – Sport | ABC-Z

Würde man unter den Ureinwohnern von Freak City, also beim harten Kern der Bamberger Basketballfans, eine Umfrage starten, es würden sicher genügend Stimmen zusammenkommen, die der an Skulpturen ohnehin reichen Metropole Oberfrankens ein weiteres Denkmal spendieren würden: für Anton Gavel. Der Trainer der immer noch berühmten Basketballer gilt in Bambergs Basketballgemeinde als Legende. Gavel war Schlüsselspieler jener großen Mannschaft um Casey Jacobsen in der Ära von Trainer Chris Fleming, die national schier unbesiegbar schien, von 2010 bis 2012 dreimal in Folge das Double gewann – und somit maßgeblich den Ruhm des Klubs mitbegründete.

Dann ließ sich Gavel vom ungeliebten Konkurrenten FC Bayern abwerben, wo der jetzt 40-Jährige 2018 seine aktive Karriere beendete. Ein Jahr später schloss er sich Bundesligist Ulm als Nachwuchstrainer an. Dort wurde er vor drei Jahren zum Chefcoach befördert und gewann sensationell mit den Württembergern den ersten deutschen Meistertitel, pikanterweise gegen die Bayern. Bamberg war zu diesem Zeitpunkt bereits abgehängt, spätestens mit dem sukzessiven Abschied vom damaligen Namenssponsor und Hauptgeldgeber Brose geriet der einst bestimmende deutsche Basketballklub zusehends ins Abseits.

Zu glorreichen Zeiten bot der Klub dank spektakulärer Spieler wie etwa Daniel Hackett, Nicolo Melli, Brad Wanamaker oder Daniel Theis, von denen viele in die NBA wechselten, großen Sport. Doch als sich Brose-Chef Michael Stoschek, der auch dem Aufsichtsrat der Basketballer vorstand, 2018 mit seiner Firma immer weiter zurückzog, war es vorbei mit dem Spektakel. Mittlerweile dümpeln die BMA 365 Bamberg Baskets, wie sie nun nach ihrem neuen Hauptsponsor heißen, seit drei Jahren im unteren Tabellendrittel herum.

Als Anton Gavel vor einem Jahr aus Ulm heimkehrte, wurde er wie ein Heilsbringer empfangen, der Meistertrainer sollte den Umschwung bringen, die Erwartungen waren riesig. Doch das misslang, auch unter Gavel wurden die Playoffs – zum dritten Mal nacheinander – verpasst, in der unterklassigen European North Basketball League, an der vor Bamberg kein deutsches Team teilgenommen hatte, war im Viertelfinale Schluss.  Zwar deuteten die Bamberger immer wieder ihre Qualitäten an und erreichten das Pokal-Finale, nachdem sie Gegner wie Alba Berlin und Ulm eliminiert hatten. Der Titel ging dann aber an den MBC, der 15. Tabellenplatz war die nächste große Enttäuschung.

Gavel kennt die traditionell hohen Erwartungen zur Genüge, die im Gegensatz zum Etat nicht geschrumpft sind und von ihm neu geschürt wurden: „Legende hin oder her, das bedeutet gar nichts. Mit dem Pokalsieg hätten wir die Saison retten können, das ist nicht gelungen.“ Und natürlich kennt er auch die Rahmenbedingungen: „Ein Spieler von der damaligen Qualität würde einen Großteil von unserem Etat verschlingen“, erklärt er, deshalb sei die größte Herausforderung nun, „die für uns richtigen Spieler zu finden“. Der Etat bewege sich „zwischen sechs und 6,5 Millionen Euro“, sagt Geschäftsführer Philipp Höhne, ein Wert, der wie der Tabellenstand der unteren Hälfte der Liga entstammt. Zudem entpuppten sich die Bamberger Leistungsträger als nicht druckresistent, dementsprechend wurde der Kader für die kommende Spielzeit umgebaut.

Geschäftsführer Philipp Höhne setzt auf einen Lerneffekt beim Trainer

Im tschechischen Nationalspieler Richard Balint (kommt von Basket Brno), Zach Ensminger (vom finnischen Erstligisten Kauhajoki), Austin Crowley, der vom rumänischen Topklub Craiova wechselt, und E.J. Onu (Legia Warschau) wurden vier Akteure geholt, die vergangene Saison Playoff-Erfahrung in ihren Ligen sammelten. Spieler also, „die mit solchen Situationen umgehen können“, so Gavel, der ebenfalls kein Problem mit Druck habe: „Das gehört dazu“, sagt der ehemalige Nationalspieler, der weiß, dass er trotz aller Wertschätzung „jetzt liefern muss“.

Geschäftsführer Höhne hat daran keinen Zweifel, er hofft auch auf eine „Lernkurve von Anton“. Denn Bamberg hat nach wie vor keinen Sportdirektor, Gavel habe in Absprache mit dem Trainerteam freie Hand: „Es war nicht alles falsch, was wir gemacht haben. Wir haben Erfahrungswerte gesammelt und Spieler rekrutiert, die Drucksituationen kennen.“ Man dürfe nicht vergessen, dass „die gesamte Organisation nach den erfolgreichen Jahren immer noch in einer Metamorphose steckt, es wurde alles auf links gedreht“. Dem Trainer will Höhne Zeit geben, er setze auf Kontinuität. Wer weiß, vielleicht bauen sie Anton Gavel ja irgendwann noch ein Denkmal.

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