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Scheiterte Offshore-Auktion sollte Weckruf sein | ABC-Z

Deutlicher kann das Urteil über die Risiken im Bau von Offshore-Windparks zur Stromerzeugung nicht ausfallen: Kein einziger Investor hat sich in der jüngsten Auktion um Windpark-Flächen in der Nordsee bemüht. Zu versteigern waren zwei Flächen mit einer Kapazität von 2,5 Gigawatt – was grob mit der Kapazität von zweieinhalb Atomkraftwerken vergleichbar ist. Doch selbst Konzerne, die explizit ihre Offshore-Wind-Kapazitäten vervielfachen wollen, meldeten kein Interesse an.

Das scheint erstaunlich, wenn man bedenkt, dass vor zwei Jahren noch Milliardensummen mit der Ausschreibung von Windparkflächen erzielt wurden. Wer in Mathematik aufgepasst hat, konnte damals schon ausrechnen, dass unvorstellbar hohe Stromerlöse nötig wären, um auf den teuren Flächen wirklich Gewinne zu erzielen. Seither haben sich viele Rahmenbedingungen verschlechtert: die Kosten fürs Kapital ebenso wie die Preise für Windkraftanlagen und Netzanbindungen, ganz abgesehen von Lieferengpässen und geopolitischen Risiken. Im Ausland wurden deswegen schon einige Windparkprojekte gekippt.

Für Deutschland könnte das noch bevorstehen. Jeder Park, der nicht gebaut wird, wäre ein Rückschlag für die Energiewende, die im Koalitionsvertrag ausdrücklich verankert ist, einschließlich der ambitionierten Ausbauziele für Offshore-Windenergie. Umso wichtiger wäre es, sich mit den Stellhebeln zu befassen, die Investoren helfen, mit Stromerzeugung auf dem Meer Geld zu verdienen.

Aus der Branche wie auch von Wirtschafts- und Energieministerin Katherina Reiche wird der Blick auf sogenannte Differenz-Kontrakte gelenkt. Damit würden Investoren durch den Staat gegen allzu niedrige Strompreise abgesichert, während umgekehrt sehr hohe Gewinne abgeschöpft würden. Dieses Instrument verringert das Investitionsrisiko, senkt die Kapitalkosten und könnte sogar zu niedrigeren Strompreisen führen, so das Kalkül. Die Logik ist nicht von der Hand zu weisen. Auch unter Berücksichtigung der Erfahrungen aus anderen Ländern sollte es gelingen, eine gute Balance zwischen den Interessen von Staat, Stromkunden und Investoren zu finden. Hauptsache, man versucht nicht, das Problem auszusitzen.

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