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Alba-Managerin Svenja Brunckhorst: “Nach dem steilen Aufstieg die Realität eingeschlichen” | ABC-Z

Alba-Managerin Svenja Brunckhorst

“Bei uns hat sich nach dem steilen Aufstieg die Realität eingeschlichen”


Bild: IMAGO/Matthias Koch

Hinter Albas Basketballerinnen liegt eine Saison ohne Titel und ein Sommer mit personellen Veränderungen. Im Interview spricht Managerin Svenja Brunkhorst über neue Ambitionen und die große Chance der Heim-WM.

rbb|24: Svenja Brunckhorst, in elf Tagen will Alba mit der Vorbereitung auf die neue Saison beginnen. Steht der Kader schon?

Svenja Brunckhorst: Das Team ist im Prinzip komplett. Wir klären noch letzte Details, aus unseren eigenen Reihen gibt es noch Ergänzungen. Das wird dann rechtzeitig vor dem Trainingsstart bekannt gegeben.

Mit Stefanie Grigoleit und Maggie Mulligan haben zwei der wichtigsten Scorerinnen der Vorsaison ihre Karrieren beendet. Wie sollen die beiden ersetzt werden?

Wir legen Wert auf Konstanz. Mit Emily Kiser haben wir eine Spielerin in der Mannschaft, die diese Lücke füllen kann. In der vergangenen Saison war es für sie schwierig, als einzige neue Spielerin zum Team dazuzustoßen. Aber sie hat großes Potenzial. Sie kennt den Verein und das System. Auch unsere neue Center-Spielerin Abby Muse soll Verantwortung übernehmen.

Abby Muse haben Sie im Sommer genau wie Jo Raflo vom US-College verpflichtet. Was sind das für Spielerinnen?

Abby ist eine starke Defensivspielerin mit großen Rebound- und Shotblocking-Qualitäten. Sie schafft es, die Würfe des Gegners schwieriger zu gestalten, hat aber auch einen Riesenjob beim Scoring gemacht. Jo Raflo ist eine spannende Spielerin, weil sie als Flügelspielerin mit 1,84 Meter recht groß ist, sie hat einen guten Zug zum Korb und verschafft uns mit ihren Wurfqualitäten neue Optionen.

Zur Person

Svenja Brunckhorst bei den Semi-Finals in Paris am 05.08.2024. (Quelle: picture alliance/sampics/Stefan Matzke)

picture alliance/sampics/Stefan Matzke

Svenja Brunckhorst (33 Jahre) feierte als aktive Basketballerin sieben Meisterschaften mit dem TSV Wasserburg. Weitere Stationen waren der USC Freiburg, Cadi La Seu (Spanien) sowie Cavigal de Nice (Frankreich).

Brunckhorsts größter Erfolg war der Gewinn der olympischen Goldmedaille mit der deutschen 3×3-Basketballnationalmannschaft bei den olympischen Spielen in Paris 2024.

Seit vergangenener Saison ist sie Managerin für Mädchen- und Frauenbasketball bei Alba Berlin.

Hinter Alba Berlin liegt eine anstrengende Saison: die Eurocup-Teilnahme, der nationale Pokal, die DBBL-Playoffs. Am Ende konnte sich Ihr Team aber nirgends belohnen. Wie fällt Ihr Fazit aus?

Im Sport zählen die Erfolge. Faktisch kann man natürlich sagen, dass wir da keinen Titel vorzuweisen haben. Aber man sollte sich vor Augen führen: Es war erst unsere dritte Bundesliga-Saison. Es gab in den Jahren davor eine steile Entwicklung, schneller als geplant. Der Sprung ins europäische Wasser war schwieriger als gedacht, aber auch das war eine wertvolle Erfahrung: dass da noch Luft nach oben ist. National waren wir sowohl im Pokal als auch bei der Meisterschaft in den Top drei. Da verorten wir uns auch.

Durch das Halbfinal-Aus in den DBBL-Playoffs hat Alba Berlin aber eine erneute Teilnahme am Eurocup verpasst. Wie bewerten Sie das?

Die direkte Qualifikation war das Ziel, das haben wir nicht geschafft. Gegen mögliche Qualifikationsspiele haben wir uns aus unterschiedlichen Gründen entschieden, da spielen auch finanzielle Aspekte eine Rolle. Nach dem rasanten Wachstum der vergangenen Jahre legen wir jetzt einen Zwischenschritt ein. Das Ziel für die kommende Saison ist aber wieder die direkte Qualifikation – und Voraussetzung dafür ist der Einzug ins DBBL-Playoff-Finale.

Trotzdem waren in der Vorsaison nach Jahren des Aufschwungs der Alba-Frauenabteilung, samt Meisterschaft 2024, erstmals wieder Rückschritte wahrzunehmen.

Ich würde es nicht als Rückschritt bezeichnen, sondern als Stabilisierungsjahr. Als Titelverteidigerinnen waren wir in einer ganz neuen Situation, der Druck lag bei uns. Durch die Doppelbelastung mit dem Eurocup haben wir uns in manchen Spielen schwerer getan. Auch die internationalen Spiele waren für die meisten eine neue Situation: Einzig Emily Kiser hatte Erfahrungen im Eurocup. Bei uns hat sich nach dem steilen Aufstieg die Realität eingeschlichen. Trotzdem hatten wir einen Zuwachs an Fans in der Halle und wir haben Dinge weiterentwickelt, die manchmal nicht direkt sichtbar sind, zum Beispiel in der Infrastruktur und im Nachwuchsbereich.

Meisterschaften sind keine Selbstläufer.

Alba-Managerin Svenja Brunckhorst

Wie will Alba Berlin den Rivalen aus Keltern und Saarlouis die Basketball-Vormachstellung wieder streitig machen?

Wir wollen oben mitspielen, das ist unsere Ambition und das ist auch Albas Philosophie. Wichtig ist die Kontinuität. Wir haben erfahrene Spielerinnen, die seit Jahren zusammenspielen, und ergänzen diesen Kern in diesem Jahr um jüngere Spielerinnen. Das vergangene Jahr war ein Learning für das Team, nun ist die Motivation gewachsen. Meisterschaften sind keine Selbstläufer. Die große Stärke von uns ist, dass wir hier nicht eine, zwei oder drei Topspielerinnen haben, sondern über das gesamte Team gehen. Und das gilt es weiter zu vertiefen.

Der deutsche Basketball steht vor einem entscheidenden Jahr: 2026 findet die Frauen-WM in Deutschland statt – in Berlin. Was erhoffen Sie sich von dem Turnier?

Sehr viel. Schon die diesjährigen EM-Vorrundenspiele in Hamburg wurden vom Publikum gut angenommen. Und nun die WM in Berlin, das größte Turnier, das möglich ist – darauf freue ich mich riesig. Wir sehen bereits die Entwicklung des Mädchenbasketballs in Berlin. Die WM ist eine Chance, dass der Nachwuchs Vorbilder vor der eigenen Haustür hat und dadurch direkt mitbekommt, wie so ein Weg aussehen kann. Ich hoffe, dass rund um den Basketball neue Strukturen geschaffen werden, von denen die Vereine profitieren.

Vielen Dank für das Gespräch!

Das Interview wurde geführt von Shea Westhoff.


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