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Paderborn profitiert: DFL und DFB überraschen mit üppigen Nachspielzeiten | ABC-Z

Stand: 04.08.2025 12:49 Uhr

Der deutsche Profifußball will die Nettospielzeiten erhöhen und führte daher neue Richtlinien für Nachspielzeiten ein. Sogar direkt Betroffene wurden davon überrascht, der SC Paderborn profitierte davon.

Der erste Spieltag in der 2. Fußball-Bundesliga hat nur Sieger und Verlierer hervorgebracht. In den neun Partien gab es kein Unentschieden. Vermutlich wäre es in der vergangenen Saison noch zu einem Unentschieden beim Spiel zwischen dem SC Paderborn und Holstein Kiel gekommen, aber so nutzten die Gastgeber die letzte Minute der außergewöhnlich üppigen Nachspielzeit, um noch den 2:1-Siegtreffer zu erzielten.

Als am Samstag in der Paderborner Arena neun Minuten Nachspielzeit angezeigt wurden, wunderten sich Fans und Beobachter. Anne van Eickels, die das Spiel für den ARD-Hörfunk kommentierte: “Ich hatte, genau wie mein Kollege, mit vier oder fünf Minuten gerechnet, aber niemals mit neun.”

Bielefelds Trainer zu zehn Minuten Nachspielzeit: “Das hat keiner verstanden”

Der Grund des Irrglaubens ist auf eine Richtlinie zurückzuführen, die erst nun durch Erfahrungen aus der Praxis bekannt wurden. Auch in Bielefeld hatten sich Zuschauer und Protagonisten gewundert, dass – zumal beim Stand von 4:1 für die Arminia – zehn Minuten gegen Fortuna Düsseldorf nachgespielt wurden. “Das hat keiner verstanden”, sagte Bielefelds Trainer Mitch Kniat, und er offenbarte damit, dass vermutlich auch die direkt Betroffenen von den neuen Richtlinien nichts wussten.

Wie Alex Feuerherdt als Sprecher der DFB Schiri GmbH mitteilte, geht die Neuerung auf eine Verständigung zwischen seiner Organisation und der Deutschen Fußball Liga (DFL) zurück.

Ziel ist es, die Nettospielzeit nach oben zu schrauben. Das “Zielfenster” seien 60 Minuten. Die Nettospielzeit in der abgelaufenen Spielzeit der Bundesliga betrug im Schnitt 57:30 Minuten.

Pauschal 30 Sekunden pro Tor und Wechselslot

Mit der neuen Saison werde “die Länge der Nachspielzeit stärker an die tatsächlich verloren gegangene Spielzeit angepasst”, so Feuerherdt. Wie schon in Wettbewerben des Weltverbandes FIFA üblich, würden “Torerzielungen und Auswechselvorgänge grundsätzlich pauschal mit 30 Sekunden erfasst, es sei denn, die tatsächliche Dauer weicht davon deutlich nach oben oder unten ab”.

Komme es zu Verletzungspausen oder Unterbrechungen aufgrund von Flitzern, dem Einsatz des Videoassistenten, Gewitter und auch Rauchentwicklung durch Pyro, werde durch den Assistenten des VAR die Zeit gestoppt und protokolliert.

Kurz vor dem Ende jeder Halbzeit werde dem Schiedsrichter auf dem Platz dann per Funk die Empfehlung für die Nachspielzeit gegeben, die mindestens vorgesehen ist. In Paderborn waren das neun Minuten, und da noch ein Tor erzielt wurde, kam es effektiv zu 10:46 Minuten Nachspielzeit.

Das waren noch 46 Sekunden mehr als in Bielefeld, obwohl auch die Arminia in der Nachspielzeit ein Tor erzielt hatte. Schiedsrichter Patrick Alt, auf den die Düsseldorfer wegen anderer Entscheidungen sauer waren, pfiff aber trotzdem nach den empfohlenen zehn Minuten ab.

Nachspielzeiten 2. Bundesliga
Begegnung angezeigt (min) nachgespielt (min)
Schalke – Hertha

5

8:57

Darmstadt 98 – VfL Bochum

6

6:01

Karlsruher SC – Preußen Münster

7

7:57

SC Paderborn – Holstein Kiel

9

10:46

SV Elversberg – 1. FC Nürnberg

4

7:37

Arminia Bielefeld – Fortuna Düsseldorf

10

10:00

SpVgg Greuther Fürth – Dynamo Dresden

6

6:27

1. FC Magdeburg – Eintr. Braunschweig

6

6:18

Hannover 96 – 1. FC Kaiserslautern

3

2:58

In der zweiten Halbzeit gab es in Paderborn bis zum Ablauf der 90. Minute fünf Wechselslots und den Ausgleichstreffer von Holstein Kiel. Dazu kam, dass Schiedsrichter Felix Prigan zum Monitor lief, um ein mögliches Handspiel bei einem Tor von Paderborn zu prüfen. Er benötigte nur kurz, um ein strafbares Handspiel zu erkennen und dem Treffer die Anerkennung zu verweigern.

In Paderborn fehlen bei Standardberechnung vier Minuten

Die Bewegtbilder zeigen, dass zwischen Torerzielung und Entscheidung des Schiedsrichter nach Review nur knapp zwei Minuten lagen. So würden Wechselslots plus Tor plus Review fünf Minuten geben. Wieso vier weitere Minuten Nachspielzeit empfohlen wurden, ist nicht bekannt.

Auszuschließen ist, dass Schiedsrichter Prigan Vorfälle aus der ersten Halbzeit mit in die zweite Halbzeit zog. Das ist laut DFB-Sprecher Feuerherdt nicht erlaubt.

Fast vier weitere Minuten nach VAR-Check in Elversberg

Wie ein Eingriff des VAR die effektive Nachspielzeit beeinflussen kann, zeigte sich in Elversberg. Vier Minuten waren angezeigt worden, letztlich wurden 7:37 Minuten aufgeschlagen, weil auf einen möglichen Elfmeter für den 1. FC Nürnberg geprüft worden war, der kurz vor Ablauf der 90 Minuten das 0:1 kassiert hatte.

Exakt berechnete Nachspielzeit in Hannover

Die geringste Nachspielzeit gab es am ersten Spieltag in Hannover, und selbst die angezeigten drei Minuten wurden noch um zwei Sekunden unterschritten.

Fünf Wechselslots und ein Tor hatte es in Hannover zwischen der 46. und 90. Minute gegeben. Die empfohlene Nachspielzeit wurde also exakt anhand der neuen Vorgaben errechnet, die nun niemanden mehr überraschen können.

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