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Kreml-Immobilienhaie verkaufen massenhaft ukrainische Wohnungen an Russen | ABC-Z

„Majestätische Architektur, 15 Minuten zum Meer – leicht beschädigt bei militärischen Ereignissen“: Das „Wall Street Journal“ berichtet über den zynischen Immobilienboom im besetzten Mariupol.

Die russische Regierung und ihr nahestehende Bauunternehmen verdienen offenbar kräftig an der Zerstörung und Besatzung ukrainischer Städte. Nach Recherchen des „Wall Street Journal“ (WSJ) werden in Mariupol und anderen besetzten Gebieten Wohngebäude, die während der Kämpfe beschädigt oder zerstört wurden, abgerissen und durch Neubauten ersetzt – verkauft werden die Wohnungen jedoch fast ausschließlich an Zuzügler aus Russland.

Mariupol: Neubauprojekte locken Russen in besetzte Ukraine

Ein Beispiel ist das legendäre „Clock House“ in Mariupol, ein Wahrzeichen aus den 1950er Jahren. Laut „Wall Street Journal“ wurde es nach der Eroberung der Stadt vollständig abgerissen, obwohl es ursprünglich im Wiederaufbauplan stand. „Wir, die früheren Eigentümer, haben kein Recht, dort zu sein“, sagte die ehemalige Bewohnerin Elena Pudak, deren Mutter eine großzügige Wohnung im Gebäude besaß und nun in Deutschland lebt.

Nach Angaben des WSJ erklärten die Besatzungsbehörden tausende Wohnungen in Mariupol und anderen Städten kurzerhand für „herrenlos“. Ukrainische Eigentümer, die geflohen sind, haben so gut wie keine Chance, ihren Besitz zurückzuerlangen oder Entschädigung zu erhalten. Gleichzeitig locken die Neubauprojekte Käufer aus Russland mit Sonderkonditionen wie Hypothekenzinsen von nur 2 Prozent.

„Das Haus selbst hat sich gegen den Abriss gewehrt“, sagte Maria Tichowskaja, die Vorsitzende der Bewohnervereinigung, im Gespräch mit dem „Wall Street Journal“. Drei Bagger seien beim Abriss des Clock House kaputt gegangen.

„Es gab großes Interesse“, berichtet der Makler aus Mariupol

Für den Neubau des „Clock House“ bekam eine Tochterfirma des staatlichen Baukonzerns Roskapstroy den Zuschlag. Anwohner erfuhren aus einem Telegram-Kanal von den neuen Plänen: höhere Stockwerke, viele kleine Studios statt großer Wohnungen. Versuche, den Entwickler RKS Development zu kontaktieren, blieben erfolglos. Stattdessen eröffnete dieser ein Verkaufsbüro direkt neben der Baustelle.

Ein Makler aus Mariupol berichtete dem WSJ, er habe selbst drei Wohnungen reserviert. „Es gab großes Interesse“, sagte er. Die meisten Käufer seien aus Russland gekommen. Innerhalb einer Woche seien alle Einheiten verkauft gewesen. Der Preis lag laut früheren Bewohnern etwa dreimal so hoch wie die Entschädigung, die man ihnen angeboten hatte. „Das reicht kaum für ein Grab“, so der Kommentar eines ehemaligen Bewohners.

Behörden ändern kurzerhand die Regeln

Ehemalige Bewohner versuchten, über die Behörden der sogenannten „Volksrepublik Donezk“ ihr Recht einzuklagen. Sie argumentierten, dass sie als „neu ernannte Bürger Russlands“ Anspruch auf eine Wohnung am ursprünglichen Standort hätten. Laut „Wall Street Journal“ änderten die Behörden jedoch kurzerhand die Regeln – eine Umsiedlung innerhalb der Stadt gelte als ausreichend.

Auch persönliche Rückkehrversuche scheiterten: Pudaks Mutter wurde am Moskauer Flughafen Scheremetjewo an der Weiterreise nach Mariupol gehindert. „Ich glaube, sie wollen alle fernhalten, die Ansprüche auf Eigentum haben“, sagte Pudak.

Zerstörte Häuser in Mariupol: Trotz Kriegszerstörung werden Immobilien an russische Käufer verkauft. imago

Gezielte „Russifizierung“ besetzter Gebiete als Kreml-Strategie

Das „Wall Street Journal“ ordnet die Praxis als Teil einer bekannten Kreml-Strategie ein: die gezielte „Russifizierung“ besetzter Gebiete durch Enteignung und Ansiedlung ethnischer Russen. Historiker erinnern daran, dass Moskau bereits in der Sowjetzeit ähnlich vorging – etwa in den 1930er-Jahren im Donbass. Heute dient Mariupol nicht nur als Symbol russischer Zerstörung, sondern auch als lukratives Immobiliengeschäft für Kreml-nahe Firmen.

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