Wirtschaft

Wirtschaftslage: Wächst da noch welches? | ABC-Z

Die schlechten Wirtschaftsnachrichten häufen sich: Der Zolldeal mit den USA, der vor allem die deutsche Exportwirtschaft schwächt. Die Mitteilung des Statistischen Bundesamts, dass die deutsche Wirtschaft im zweiten Quartal wieder
geschrumpft ist. Und dann auch noch eine Prognose des Internationalen
Währungsfonds
, der zufolge kaum eine der untersuchten Volkswirtschaften so
langsam wächst wie die deutsche. 

Dabei sollte unter der neuen Regierung schnellstmöglich
alles anders werden. Einen baldigen wirtschaftlichen Aufschwung hatte die schwarz-rote
Koalition versprochen, ja sogar als oberstes Ziel vorgegeben. Doch aktuell ist von einer
echten Wende noch nicht viel zu sehen. Die deutsche Wirtschaft kommt nicht in Fahrt. Ist der erhoffte Aufschwung womöglich schon wieder in Gefahr?

Zu Beginn ihrer Amtszeit hat die neue Regierung durchaus für
Aufbruchsstimmung gesorgt und mit zahlreichen Ankündigungen in der Finanz- und Wirtschaftspolitik teilweise große Erwartungen geweckt. Erst im Juni hatten führende deutsche Wirtschaftsforschungsinstitute
ihre Prognosen daraufhin deutlich nach oben korrigiert und steigende Wachstumsraten
vorausgesagt, vor allem aufgrund der angekündigten staatlichen
Investitionsoffensive in die Infrastruktur.

Nach zwei Jahren der Rezession war plötzlich von ersten Lichtblicken
für die deutsche Wirtschaft
die Rede. Auch die Stimmung bei den Unternehmen
verbesserte sich. Der ifo-Geschäftsklimaindex, ein wichtiger Frühindikator für
die wirtschaftliche Entwicklung, ist in den vergangenen Monaten wieder gestiegen.

“Die Stimmung ist besser als die Lage”

Führende deutsche Konjunkturforscher blicken im Gespräch mit
der ZEIT jedoch immer noch mit Sorge auf die deutsche Wirtschaft. “Die Stimmung
ist besser als die Lage, die von den Unternehmen immer noch als schlecht
bewertet wird”, sagt Torsten Schmidt vom RWI – Leibniz-Institut für
Wirtschaftsforschung in Essen. Ähnlich äußert sich Oliver Holtemöller vom IWH
in Halle, das ebenfalls zur Leibniz-Gemeinschaft gehört: “Die Konjunktur in
Deutschland ist nach wie vor schwach”, sagt der Ökonom.

Die Wirtschaftswissenschaftler sorgen sich vor allem um die deutsche
Industrie. Zwar hat sich auch hier die Stimmung laut ifo Institut etwas
verbessert, die Auftragsentwicklung kommt jedoch nicht in Schwung. Zuletzt
machten stattdessen immer wieder vor allem Industrieunternehmen durch Stellenabbau Schlagzeilen. “Insbesondere
die energieintensive Industrie und die Automobilindustrie sind weiterhin die
größten Sorgenkinder”, sagt Holtemöller.

Tatsächlich leidet das produzierende
Gewerbe immer noch unter vergleichsweise hohen Energiepreisen. Die Bundesregierung
will die Industrie bei der Stromsteuer entlasten, doch umgesetzt ist das
Vorhaben noch nicht. Die deutsche Autoindustrie hat schon länger strukturelle Probleme. Zudem belastet die US-Zollpolitik das Geschäft der Branche. Im
ersten Quartal des Jahres zog die deutsche Exportwirtschaft wegen der
Zollankündigungen Auslieferungen vor, entsprechend verringerte sich das Handelsvolumen in den darauffolgenden Monaten.

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