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Vergewaltigungsprozess in Köln: Angeklagter sagt aus | ABC-Z

Ivica J. wirkt nervös, als er am Dienstagmittag den Gerichtssaal betritt. Wieder trägt er einen weißen Rosenkranz um den Hals, mit einem unübersehbar großen, weißen Kreuz; die Stirn hat er in Falten gelegt. Seine rechte Hand umklammert einen Notizblock. J., so hat es sein Verteidiger kurz vorher noch einmal angekündigt, wird sich heute zur Sache einlassen, will aussagen, was am Morgen des 19. Oktobers 2024 auf der psychiatrischen Akutstation der LVR-Klinik Köln passiert ist.

Es ist der dritte Verhandlungstag des Prozesses vor dem Landgericht Köln. Die Staatsanwaltschaft wirft J. vor, gemeinsam mit dem Angeklagten Anton K. eine Mitpatientin in einem Aufenthaltsraum der Klinik planvoll vergewaltigt zu haben, wobei J. die Vergewaltigung in Teilen gefilmt haben soll. Weil K. laut Anklage zum Tatzeitpunkt wissentlich HIV-positiv war, wirft ihm die Staatsanwaltschaft in einem weiteren Anklagepunkt versuchte gefährliche Körperverletzung vor.

Mutmaßliches Opfer sagt unter Ausschluss der Öffentlichkeit aus

Anders als J. ist ihm am Dienstagmittag jedoch keinerlei Nervosität anzumerken. Er erscheint in weißem Unterhemd, die Haare zurückgegelt, und schweigt. Vor ihm und J. steht ein großer Bildschirm, der ein gerichtliches Vernehmungszimmer zwei Stockwerke über ihnen zeigt. Von dort aus wird auch das mutmaßliche Opfer an diesem Tag aussagen – weil sie seit dem Angriff schwer traumatisiert sei, wie es in einem von der Nebenklage angeführten Gutachten heißt, wird sie über eine Liveübertragung zugeschaltet. Zudem, auch diesem Antrag gibt das Gericht statt, findet ihre Aussage zum Schutz ihrer Intimsphäre unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt.

Bevor sie vernommen wird, gibt die Vorsitzende Richterin dem Angeklagten J. Gelegenheit für seine Einlassung. Sein Verteidiger liest schließlich eine Erklärung vor. Den wesentlichen Vorwurf der Vergewaltigung bestreitet J. darin. Übereinstimmend mit der Anklage erklärt er, mit der Frau im Aufenthaltsraum getanzt zu haben.

„Es tut mir sehr leid“

Danach unterscheidet sich seine Version des Tatgeschehens von jener der Anklage, die ihm vorwirft, die Frau während der Vergewaltigung durch K. festgehalten zu haben. J. gibt unter anderem an, vom mutmaßlichen Opfer am Glied „manipuliert“ worden zu sein und möglicherweise ungewollt ejakuliert zu haben. Die Aufnahme des Videos begründet der Angeklagte damit, dass er habe beweisen wollen, in dem Moment nicht in der Nähe gewesen zu sein. Er habe auf keinen Fall mit dem Opfer Sex haben oder K. helfen wollen.

Als sein Verteidiger mit der Erklärung endet, weint J. Er ist sichtlich aufgebracht und beginnt, auf Serbisch zu reden. „Es tut mir sehr leid“, übersetzt sein Dolmetscher, kurz bevor sein Verteidiger bemerkt, dass sie vorab vereinbart hatten, sich abseits der Erklärung nicht weiter zu äußern. J. verstummt, schnieft noch ein paar Mal leise. Für das Verfahren sind neun weitere Verhandlungstage angesetzt.

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