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Tour de France Femmes: Der Preis für mehr Aufmerksamkeit | ABC-Z


Tourreporterin

Stand: 27.07.2025 08:50 Uhr

Mit einer kurzen, aber knackigen Etappe startete die Tour de France Femmes in ihre vierte Auflage. Die Aufmerksamkeit teilt sich das größte Rennen der Frauen an den ersten beiden Tagen mit der Tour der Männer. Was alles ein bisschen komplizierter gestaltet.

Eigentlich sind die Tage, bis es wirklich mit der Tour de France Femmes losgeht, die stressigsten. Packen, die lange Anreise, dann ins Hotel einchecken und im ungünstigsten Fall das Hotel noch einmal wechseln müssen, so wie es dem deutschen WorldTour Team Ceratizit Pro Cyling passiert ist. Das allein ist schon strapaziös genug, wenn man sich eigentlich auf das größte Rennen des Jahres konzentrieren sollte. Hinzu kommt dann auch noch der obligatorische Media Day.

Dort warten nämlich noch mehr Verpflichtungen auf die Fahrerinnen. Fotoshootings, Besprechungen, Interviews – ein ziemlich trostloser Beginn unter Ausschluss der Öffentlichkeit. Zumal dies alles in einer schnöden Halle im Industriegebiet von Vannes stattfand. Eine öffentliche und aufmerksamkeitswirksame Teampräsentation am Vortag der Tour, wie es Tradition bei den Männern ist, gibt es für die Frauen nicht.

Hoffnung auf größere Aufmerksamkeit

Zum Auftakt der vierten Auflage der Tour de France Femmes zog es dann aber doch tausende Zuschauer an den Hafen ins bretonische Vannes. Allerdings zu einer Zeit, die für ein Straßenrennen eher ungewöhnlich ist. Denn fällt der Startschuss zu einer Etappe normalerweise um den Mittag herum, machte sich das Peloton dieses Mal erst einige Stunden später, um 17:30 Uhr, auf den Weg nach Plumelec.

Als Marianne Vos als Siegerin im Ziel ankam, wäre es dann eigentlich schon Zeit für das Abendessen gewesen. Dass sich alles so sehr nach hinten zog und die Frauen zwischen Media Day und Rennen eine unfreiwillig lange Pause hatten, lag weder an irgendwelchen Wetterkapriolen – in Vannes herrschten angenehme 21 Grad -, noch an sonstigen widrigen Umständen. Ganz im Gegenteil: Die Tour-Verantwortlichen um Renndirektorin Marion Rousse ließen den Männern im Südosten Frankreichs den Vortritt.

Denn zum ersten Mal findet die Tour de France Femmes an ihren ersten beiden Tagen zeitgleich mit der Tour der Männer statt. Die ASO., Veranstalter sowohl der Frauen- als auch der Männer-Tour, erhofft sich so eine größere Aufmerksamkeit für die Frauen, deren ersten beiden Etappen nun im Anschluss oder wie am Sonntag vor dem Finale der Männer stattfinden werden. Damit das alles auch passt, wurde die erste Etappe mit 78 Kilometern entsprechend kurz gehalten.

Später Start sorgt für gemischte Reaktionen

Der späte Start stießt bei den deutschen Teilnehmerinnen auf gemischte Gefühle. “Ich finde es schwierig, dass wir wieder diejenigen sind, die sich an die Männer anpassen müssen. Es wäre auch mal schön, wenn es andersherum wäre”, kritisiert Romy Kasper im Gespräch mit der Sportschau. “Aber am Ende müssen wir froh sein, wenn unsere Rennen überhaupt übertragen werden.”

Gemeinsame Sache mit der Tour der Männer zu machen, ist tatsächlich nichts Neues. Als die Neuauflage der Tour de France Femmes ihre Premiere 2022 feierte, startete die erste Etappe direkt nach dem Zielsprint der Männer in Paris. So auch 2023, wenngleich Clermont-Ferrand Austragungsort des Grand Depárt war und nicht Frankreichs Haupstadt. Erst im vergangenen Jahr stand die Tour der Frauen aufgrund der Olympischen Spiele ganz für sich.

“Vielleicht wäre es von der Organisation her besser gewesen, wenn man beides wieder am selben Ort ausgetragen hätte. Das würde noch mehr Menschen anziehen”, wirft Clara Koppenburg ein, die die zeitgleiche Ansetzung der Frauen- und Männer-Rennen grundsätzlich aber für eine gute Idee hält.

Das lange Warten auf den Start

Auch Liane Lippert, die mit zwei Etappensiegen beim Giro d’Italia im Gepäck zur Tour reist, findet den späteren Start nicht ideal. “Jeder ist nervös und möchte einfach nur, dass es losgeht. Und dann wartet man noch den ganzen Tag”, so die 27-Jährige im Interview vor dem Rennen. “Aber ich glaube, für die Medienpräsenz ist es super, weil wir dadurch vielleicht mehr Zuschauer haben. Den späten Start nimmt man dann in Kauf.”

Für die Fahrerinnen hatte das vor allem einen anderen Tagesablauf zur Folge. Um abends fit zu sein, gab es ein spätes Frühstück, ein noch späteres Mittagessen, Fahrerinnenbesprechung und dazwischen entweder eine Ausfahrt auf dem Rad oder der Rolle. “Es ist wirklich komisch gewesen. Man hat Mittag gegessen und danach will man eigentlich ins Bett und sich ausruhen. Aber wenn es los geht, ist man natürlich fokussiert”, berichtete Lippert von ihrem Tag. “Gott sei Dank ist das Rennen nicht allzu lang”, fügte Ricarda Bauernfeind, die in Vannes ihr Tour-Comeback nach langer Verletzungspause feierte, hinzu. “Aber in der Kürze liegt die Würze.”

Kaum Zeit zur Erholung

So kurz die Etappe aber auch war, in die Beine ging sie natürlich trotzdem. Und die Nervosität war zu spüren. Mehrere Stürze, in die unter anderem auch Koppenburg und Lippert involviert waren, versetzten das Peloton in Unruhe. Umso wichtiger ist die Regeneration. Doch viel Zeit bleibt dafür nicht. Denn am nächsten Morgen geht es direkt weiter mit der Tour de France Femmes. Und das zur gewohnten Zeit, also bereits mittags. Dann stehen nämlich 110 Kilometer von Brest nach Quimper auf dem Programm. “Das Wichtigste ist, einfach gut zu essen, die Speicher wieder aufzufüllen und guten Schlaf zu bekommen“, so Bauernfeind.

Nach so einem Tag zur Ruhe zu kommen, ist aber gar nicht einmal so einfach. Normalerweise helfen da Massagen. Doch während andere Teams ihre Massagen durchziehen, sollte diese bei dem Team von Liane Lippert eigentlich ausfallen. Ob dies nach ihrem Sturz noch der Fall sein wird, sei einmal dahingestellt. Feststeht aber, dass ab Sonntagabend die Tage wieder ihren normalen Verlauf nehmen werden.

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