Sport

Frauenfußball: Den Frauen gehört die große Bühne | ABC-Z

In Deutschland läuft zurzeit eine TV-Dokumentation. Darin
erzählen ehemalige Spielerinnen, wie sie am Fußballspielen gehindert werden
sollten und wurden – vom Verband, von den Eltern, der Gesellschaft. Als ich den
Pionierinnen unseres Sports zuhörte, wurde mir noch klarer, wie privilegiert
ich gewesen war. Ich erhielt zu jeder Zeit meiner Karriere Unterstützung von
allen Seiten.

Frauen spielen seit Ewigkeiten Fußball. Doch weil es ihnen
in vielen Ländern erschwert, sogar verboten wurde, war lange die
Leistungsdichte nicht hoch. Das hat sich geändert, wie die Europameisterschaft
in der Schweiz
wieder zeigt. Sie bietet tollen Sport und spannende
Unterhaltung.

Warum begeistert der Frauenfußball viel mehr Menschen als
vor zehn oder zwanzig Jahren? Weil er sich in vielen Ländern rasant
entwickelt. In der Schweiz setzt sich der Trend der WM 2023 in Australien und
der EM 2022 in England fort. Auch in diesen Wochen sieht man gut organisierte
Mannschaften, technische Fertigkeiten, großartige Tore.

Die Spielerinnen sind athletischer geworden, schießen
besser, dribbeln schneller. Vielleicht könnten die Torfrauen noch nachlegen,
doch sonst ist natürliche Begabung reichlich vorhanden. Ich erkenne an vielen
Aktionen auf dem Platz, dass es Ausbildungszentren geben muss und viel mehr
Mädchen kicken als früher.

Für den Titel kommen nicht mehr nur die Deutschen infrage,
die Immer-Sieger zwischen 1995 und 2013. Auch Länder wie Polen, Island,
Portugal und Schweiz sind wettbewerbsfähig geworden, Schweden und Norwegen sind es schon lange. Eins der besten Tore des
Turniers erzielte Hannah Eurlings. Die belgische Stürmerin nahm einen Steilpass
super mit, wählte einen klugen Laufweg, hielt ihr Tempo und schloss gekonnt ab.
Das ist sportliche Exzellenz.

Vereine aus anderen Nationen dürfen sich auf die Schultern klopfen, die Wachstumschancen erkannt zu haben

Daher identifizieren sich immer mehr Menschen mit ihren
Teams. Neuerdings reisen ihnen große Communitys in andere Länder nach, um sie
und ihre Nation zu feiern. Durch Bern, Luzern und Zürich marschierten Tausende
Fans aus den Niederlanden, England oder Deutschland. Überall wird über das
Turnier gesprochen. Fast alle Spiele waren ausverkauft. Die Uefa hätte viel
mehr Tickets verkaufen können.

Frauenfußball ist Volkssport. Es ist ein idealer Moment, um
in ihn zu investieren. Eine Marktstudie von Nielsen kommt zu dem Ergebnis, dass
er in fünf Jahren eine der Top-fünf-Sportarten sein wird. Dass die globalen
TV-Quoten in dieser Zeit um rund 30 Prozent steigen werden, die Fanbase sogar
um rund 40 Prozent auf dann 800 Millionen. Das Publikum ist jünger und
weiblicher, hat mehr Geld als das der Männer. Die Frauen ändern das Milieu.

Einige große europäische Vereine dürfen sich auf die
Schultern klopfen, dass sie vor Jahren diese Wachstumschancen erkannt haben.
Der FC Barcelona hat sich eine Art nationales Monopol aufgebaut. Olympique
Lyon, PSG und FC Paris werden von reichen Geschäftsleuten finanziert. Man City,
Arsenal, Man United, Chelsea und der FC Liverpool pflegen ihre weiblichen
Sparten als Asset.

In England ist die Konkurrenz am höchsten. Die Champions
League gewann Arsenal, in der Women’s Super League wurde Chelsea überlegen
Meister. Kommt einem aus der Premier League bekannt vor. Spanien wiederum
besticht durch Spielkultur, wie bei den Männern. Frankreich, wo das Interesse
von Mädchen am aktiven Fußball zuletzt sprunghaft stieg, bringt in beiden
Nationalteams extrem viel Talent auf den Rasen.

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