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Die EZB macht im Juli eine Zinspause | ABC-Z

Die Europäische Zentralbank (EZB) hat sich entschieden, im Juli eine Zinspause einzulegen. Das bedeutet nicht, dass es in diesem Monat keine Zinsen gibt, sondern dass die Notenbanker die Leitzinsen unverändert lassen.

Zuvor hatte die EZB die Leitzinsen seit dem vorigen Sommer achtmal um insgesamt zwei Prozentpunkte gesenkt.

Der Einlagensatz, den Banken für ihre Einlagen bei der Notenbank bekommen und der auch eine Rolle für die Sparzinsen spielt, beträgt damit weiterhin 2,0 Prozent. Der Hauptrefinanzierungssatz für Kredite der Geschäftsbanken von der Notenbank verbleibt auf 2,15 Prozent. Und der Spitzenrefinanzierungssatz für Übernachtausleihungen beläuft sich weiter auf 2,4 Prozent.

Die Inflation im Euroraum hatte im Juni mit 2,0 Prozent genau das mittelfristige Ziel der EZB erreicht. Allerdings war die Teuerung der Dienstleistungen mit 3,3 Prozent noch überdurchschnittlich gewesen.

Politischer Druck auf die EZB

An den Finanzmärkten war weitgehend erwartet worden, dass die EZB die Leitzinsen im Juli nicht anrührt und mit der nächsten Zinssenkung bis September wartet. Dann sollen neue Prognosen für Inflation und Wirtschaftswachstum vorliegen. Unter anderem erhoffen sich die Geldpolitiker erste quantitative Aussagen darüber, wie stark die Auswirkungen von US-Zöllen und Euro-Aufwertung auf die Inflation hierzulande sind.

Forderungen aus dem EZB-Rat, aber auch aus der europäischen Politik hatten zuletzt Spekulationen genährt, die EZB könnte womöglich doch schon im Juli die Zinsen weiter senken. Allerdings hätte es einer gewissen Ironie der Geschichte nicht entbehrt, wenn Europas Geldpolitiker den amerikanischen Notenbankchef Jerome Powell überschwänglich für seine Standhaftigkeit gegenüber allen Forderungen Donald Trumps loben, aber selbst den Forderungen aus der eigenen Politik nachgeben.

Unter anderem Frankreichs Premierminister François Bayrou hatte offen zur Zinssenkung aufgerufen. Auch Italiens Außenminister Antonio Tajani hatte angesichts der Zolldrohungen Donald Trumps ähnliche Forderungen aufgestellt. Aus dem EZB-Rat hatte es unterschiedliche Äußerungen gegeben, mehrere Ratsmitglieder hatten zumindest grundsätzlich noch weiteren Spielraum für Zinssenkungen gesehen, während Bundesbankpräsident Joachim Nagel und EZB-Direktoriumsmitglied Isabel Schnabel zur Vorsicht mahnten.

Die Folgen für Verbraucher

Die Sparzinsen sind mit den zurückliegenden acht EZB-Zinssenkungen deutlich zurückgegangen. Das könnte sich insbesondere für kurze Laufzeiten fortsetzen, wenn die EZB im September einen weiteren Schritt geht. Einige Sparkassen hatten in den vergangenen Tagen schon wieder Zinssenkungen angekündigt.

Sparer erhalten nach Zahlen der FMH-Finanzberatung in Frankfurt für Tagesgeld im Durchschnitt noch 1,3 Prozent; im vorigen Sommer waren es mehr als zwei Prozent gewesen. Für Festgeld auf ein Jahr gibt es im Schnitt noch 1,75 Prozent, vor einem Jahr waren es mehr als 2,5 Prozent gewesen.

Die Vergleichsplattform Verivox berichtet von einem regelrechten „Zinseinbruch“ beim Tagesgeld im Juni. Die Zinsen seien zurückgegangen wie seit 13 Jahren nicht mehr.

„Nachdem die Tagesgeldzinsen zuvor über einen langen Zeitraum eher moderat gesunken waren, hat sich die Dynamik seit einigen Monaten spürbar verschärft“, sagt Oliver Maier von Verivox. Bei den Festgeldzinsen hingegen deute sich eine Trendwende an: „Während die Zinsen bei Anlagen mit kürzeren Laufzeiten noch immer leicht sinken, ist bei langfristigen Festgeldern schon eine Gegenbewegung erkennbar“, schreibt Verivox.

Der Onlinebroker Trade Republic, der für seine Zinsen die Schritte der EZB immer besonders genau nachvollzieht, dürfte seinen Zinssatz nun vorerst auf 2,0 Prozent belassen.

Dagegen sind die Bauzinsen, die nicht direkt an den EZB-Leitzinsen hängen, sondern sich über die Pfandbriefrendite an der Rendite der Bundesanleihe mit zehn Jahren Laufzeit orientieren, zuletzt wieder gestiegen. Auf die Anleiherenditen wirken zahlreiche Faktoren ein, als ein Grund für den Renditeanstieg gilt die geplante höhere Staatsverschuldung mit der Ausgabe neuer Anleihen. Die Zinsen für ein Hypothekendarlehen mit zehn Jahren Zinsbindung beliefen sich zuletzt im Schnitt auf 3,66 Prozent; das war weniger als auf dem Höhepunkt 2023 mit mehr als vier Prozent – aber doch wieder etwas mehr als im Frühjahr dieses Jahres.

Die vom Kreditvermittler Interhyp regelmäßig befragten Fachleute für Baufinanzierung erwarten für die nächsten vier Wochen eher eine Seitwärtsentwicklung der Bauzinsen. „Für den weiteren Jahresverlauf teilen sich die Meinungen“, schreibt Interhyp. „Ein Teil der Panelteilnehmer geht von steigenden Bauzinsen in Richtung der Vier-Prozent-Marke aus, die weiteren Teilnehmer gehen von gleichbleibenden Zinsen aus.“ Deutlich sinkende Zinsen für Hypothekendarlehen gelten als unwahrscheinlich.

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