Sport

Formel 1: Technik-Experte Mekies soll’s bei Red Bull richten | ABC-Z

Stand: 24.07.2025 09:29 Uhr

Laurent Mekies ist nach der überraschenden Entlassung von Christian Horner dessen Nachfolger als Formel-1-Teamchef bei Red Bull Racing. Der Franzose war zuletzt Boss beim Schwesterteam Racing Bulls und gilt als Technikexperte mit 360-Grad-Blick.

Mit seinen 48 Jahren ist Mekies schon erstaunlich lange im Geschäft – und als Teil der “Brause-Familie” eine logische Wahl der Konzern-Bosse als neuer Teamchef. Schon einen Tag nach der Demission von Horner erschien der sehr sympathisch wirkende gelernte Aerodynamik-Ingenieur bei einem Medientermin bei Red Bull und ließ durchblicken, dass auch er von der Dynamik der Ereignisse zumindest überrascht sei.

“Es fühlt sich immer noch ein wenig unwirklich an, hier zu sein und ihn nicht zu sehen”, sagte Mekies über den geschassten Christian Horner, und verwies respektvoll auf die lange Zusammenarbeit und die Erfolge, die der Brite mit dem Team seit 2004 feierte: “Ich habe ihn vor 20 Jahren kennengelernt, als er der jüngste Teamchef in der Formel 1 war – und es ist unglaublich, was er seitdem aufgebaut hat: den Weg, die vielen, vielen Titel und Siege.”

Einblicke aus nächster Nähe

Acht Fahrertitel und Konstrukteurs-Erfolge sind eine hohe Messlatte für den smarten Franzosen, der schon mit Anfang 20 als studierter Ingenieur in den Motorsport kam: Nach dem Start bei Asiatech in der Formel 3 wechselte er 2001 in die Formel 1 zu Arrows. Mit dem Umsatteln 2003 auf Minardi begann gewissermaßen das Abenteuer “Red Bull”: Sein Arbeitgeber wurde 2006 vom Formel-1-Segment des Mega-Unternehmers Dietrich Mateschitz übernommen und – als Schwesterteam von Red Bull – in Toro Rosso umbenannt.

Mekies’ Stationen in der Formel 1
Jahr Team
2001 – 2003

Arrows

2003 – 2005

Minardi

2006-2014

Toro Rosso

2014-2017

FIA

2018 – 2023

Ferrari

2024 – 2025

Racing Bulls

Seit 2025

Red Bull Racing

Nach erfolgreichen Stationen bei der FIA und bei Ferrari kehrte der 1977 in Tours geborene Mekies 2024 zu Red Bull zurück, um die Racing Bulls erfolgreich zu leiten.

Von Vasseur geadelt

Nun also folgte der Aufstieg eines Mannes in die Klasse der Top-Teams, den Ferrari-Teamchef Frederic Vasseur beim Abschied von der Scuderia adelte: “Ich denke, er hat ein sehr, sehr gutes Verständnis für das Geschäft, da er als Ingenieur angefangen und dann bei der FIA gearbeitet hat”, sagte Mekies’ Landsmann. Und Vasseur fügte hinzu: “Und für so eine Position braucht man jemanden mit vollständigem Verständnis für das Gesamtunternehmen.”

Standen bereits 2022 in Österreich gemeinsam auf dem Podium – Max Verstappen (l.) und Laurent Makies (2. v. r.)

Vermutlich braucht es bei Red Bull zum jetzigen Zeitpunkt genau diesen Typus Leader: Der Erfolgsrennstall der vergangenen Jahre ist heftig angeknockt. Horners Führungsstil und die Querelen der jüngeren Geschichte hatten zu einer Entwicklung geführt, die keinen Erfolg mehr brachte. Verstappen ist nur Dritter in der Einzelwertung. Zwar ist der WM-Titel 2025 rechnerisch noch zu erreichen. Aber nach dem Weggang von wichtigen Erfolgsgaranten, wie unter anderem dem Aerodynamik-“Gott” Adrian Newey und Sportdirektor Jonathan Wheatley sowie weiteren Top-Leuten, werden Red Bull mehrere schwierige Jahre prognostiziert.

Neues Reglement, neuer Antrieb

Neben dem besonders für Ausnahmekönner Max Verstappen ungewohnt schwierigen Fahrverhalten des aktuellen Autos soll die Entwicklung der radikal anders aussehenden Variante für das stark veränderte 2026er-Reglement nicht schnell genug vorangehen. Die Autos sollen günstiger, kleiner und “nachhaltiger” werden. Außerdem entwickelt Red Bull mit Ford zusammen einen eigenen Motor, nachdem Honda mit Aston Martin kooperieren wird.

Eine ultraschwieriges Setup zum Einstieg für Laurent Mekies. Im knallharten Geschäft “Formel 1” geht es um Erfolge. Und wie kurz die Zündschnur sein kann, hat der Fall Horner gezeigt. Zwar hatten sich die Anzeichen für dessen Rausschmiss in den vergangenen Monaten verdichtet. Aber der Zeitpunkt vor der Sommerpause hat viele Experten dann doch überrascht.

Der neue Teamchef von Oracle Red Bull Racing Laurent Makies (r.) im Gespräch mit dem ehemaligen Oracle Red Bull Racing Teamchef Christian Horner (l.)

“Feuerwehrmann” Mekies

Dennoch kann nun Mekies seine eigene Erfolgsgeschichte schreiben – im Fußballgeschäft würde man sagen: als Feuerwehrmann. “Der Fokus wird darauf liegen, sicherzustellen, dass all diese talentierten Menschen hier alles haben, was sie brauchen, um auf Topniveau zu performen – denn sie sind bereits die Besten”, sagte der neue Chef, “wir konzentrieren uns darauf, diesen Red-Bull-Spirit im gesamten Team am Leben zu halten.”

Er will sich nun vor allem um die Menschen im Team kümmern, sie wieder zu einer Einheit formen: “Die nächsten Wochen werden ganz im Zeichen dessen stehen, so viele unserer Leute wie möglich zu treffen, ihnen zuzuhören, diese wunderschöne, magische Maschine, die Red Bull Racing ist, zu verstehen – und schließlich Wege zu finden, wie ich dazu beitragen und unterstützen kann.”

In Belgien kann Mekies auf Verstappen setzen … aber dann?

Mekies’ erstes Rennen als Verantwortlicher steht mit dem Großen Preis von Belgien bereits am kommenden Wochenende vor der Tür (Sprint am Samstag, 12 Uhr, und GP am Sonntag, 15 Uhr, beide Rennen im Live-Ticker bei sportschau.de). Vielleicht kann der Routinier dann schon mithelfen, grobe Schnitzer wie die falsche Reifenwahl in Barcelona, zu vermeiden.

Eine der wichtigsten Aufgaben in naher Zukunft wird aber sein, Weltmeister Max Verstappen in den eigenen Reihen zu halten. Aber womöglich hat Mekies dazu gar keine Chance mehr: Der Niederländer wird fürs nächste Jahr aufgrund der schwierigen Entwicklung zuletzt bei Red Bull immer stärker mit Mercedes in Verbindung gebracht.

„Es geht ja nicht nur darum, dass das Team eine Entscheidung trifft. Die Fahrer müssen auch wissen, woran sie sind. Wir haben immer versucht, uns an diese Regel zu halten. Und das werden wir auch diesmal so machen“, sagte Mercedes-Boss Toto Wolff vor dem Grand Prix von Belgien dem ORF. Aktuell sei “Fahrtrichtung” aber, weiter auf George Russell und Andrea Kimi Antonelli zu setzen, so Wolff weiter.

Einen Türspalt ließ Wolff trotzdem offen. Über einen Fahrer von Verstappens Kaliber könne man nicht “hinwegschauen.”

Back to top button