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Nachtzug: Bequem und klimafreundlich durch Europa reisen | ABC-Z

AUDIO: Mehr Strecken, mehr Nutzer: Renaissance der Nachtzüge (10 Min)

Stand: 22.07.2025 14:55 Uhr

Der Nachtzug ist eine klimafreundliche Alternative zum Flugzeug. Viele Ziele in Europa lassen sich damit bequem erreichen. Welche Verbindungen gibt es von Norddeutschland aus und welche Züge nehmen Autos mit?

Abends in Hamburg, Hannover oder Göttingen einschlafen und morgens in Stockholm, Wien oder Paris aufwachen – wer so in Urlaub fährt, reist nicht nur bequem, sondern auch klimafreundlich. Seit einigen Jahren verkehren auf beliebten Routen wieder viele Nachtzüge, das Angebot hat sich seit 2020 von 90 auf 200 Strecken mehr als verdoppelt und wird kontinuierlich ausgebaut. Neue, moderne Züge machen das Reisen komfortabler. Auch preislich können die Züge mittlerweile häufig mit dem Flugzeug mithalten. Vorteil: Für Gepäck werden im Gegensatz zu vielen Airlines keine Extra-Gebühren erhoben.

Sitzplatz, Liegewagen oder Schlafwagen?

Je nach Strecke und Komfortklasse sind die Preisunterschiede zwischen den einzelnen Angeboten groß, daher sollten Urlauber sich genau informieren. Bequemer als im Sitzplatzwagen reist es sich über Nacht in einem Schlaf- oder Liegewagenabteil. Größter Anbieter ist die Österreichische Bundesbahn (ÖBB) mit dem Nightjet. Liegewagenplätze sind im Spartarif ab 80 Euro erhältlich. Abhängig vom persönlichen Budget und dem gewünschten Komfort teilt man sich das Abteil mit anderen Reisenden oder hat es für sich oder seine Familie allein.

Eine Frau schaut in einem Schlafwagenabteil aus dem Fenster.

Bequem im eigenen privaten Abteil reist es sich im Schlafwagen.

Einige Verbindungen werden nur an bestimmten Tagen oder saisonal angeboten, etwa von Sommer bis in den frühen Herbst oder während der Skisaison. Für Ferienzeiten empfiehlt es sich, vor allem Liege- und Schlafwagenplätze frühzeitig zu reservieren, weil einige beliebte Verbindungen und Spartarife oft schnell ausgebucht sind.

Welche Nachtzüge fahren von Norddeutschland?

Eine Auswahl wichtiger Verbindungen, die norddeutsche Städte mit Städten in Süddeutschland und Europa verbinden:

  • ÖBB Nightjet: diverse Verbindungen von Hamburg und Hannover nach München, Innsbruck, Wien sowie nach Basel und Zürich, sowie eine Verbindung von Göttingen nach Paris
  • SJ Euronight (Schwedische Staatsbahn): über Hamburg nach Kopenhagen (Dänemark), Malmö und Stockholm (Schweden)
  • Snälltåget: über Hamburg nach Kopenhagen (Dänemark), Malmö und Stockholm (Schweden)
  • Urlaubs-Express: diverse Verbindungen ab Hamburg, Lüneburg, Hannover und Göttingen nach München, Innsbruck, Villach und Lörrach, Auto-Mitnahme möglich
  • BTE Auto-Reisezug: von Hamburg nach Lörrach
  • Deutsche Bahn: nur Sitzplätze. Diverse IC- und ICE-Verbindungen von Kiel über Osnabrück nach München, außerdem von Hamburg nach München, Kopenhagen, Basel und Zürich

Viele Reiseziele im Süden sind von Norddeutschland aus nicht direkt zu erreichen, sondern nur mit Umstieg. Wer beispielsweise von Hamburg nach Rom reisen möchte, kann also tagsüber nach München fahren und von dort im Anschluss einen Nachtzug nach Italien nehmen. Wer nach Paris möchte, kann zunächst am Abend nach Göttingen reisen und dort in den Nachtzug zusteigen. Auf diese Weise lassen sich etliche weitere Länder erreichen. So gibt es etwa Verbindungen in die Niederlande, nach Belgien, Kroatien, Polen oder Ungarn.

Nachtfahrten dauern länger

Blick in eine Mini-Cabin des ÖBB Nightjet.

Die Mini-Cabins der ÖBB bieten Privatsphäre und sind mit einem klappbaren Tisch sowie Fächern für Gepäck und Schuhe ausgestattet.

Wichtig zu wissen: Wer über Nacht fährt, spart zwar eine Übernachtung am Urlaubsort, insgesamt ist die Fahrtzeit aber meist länger als tagsüber. So benötigt der Nachtzug von Hamburg nach München rund elf Stunden, tagsüber dauert die Fahrt im ICE nur etwa halb so lange. Grund für die längeren Fahrtzeiten sind zum einen Güterzüge, die nachts auf vielen Strecken Vorrang haben, zum anderen kommt es teilweise zu längeren Aufenthalten durch das Rangieren von Kurswagen. Zudem sind längere Fahrtzeiten teilweise gewollt, damit die Fahrgäste nicht mitten in der Nacht am Zielbahnhof ankommen. Weiterer Nachteile: Im Liegewagen sind die Betten meist schmal, geräuschempfindliche Menschen finden möglicherweise nicht ausreichend Schlaf.

Autos und Fahrräder dürfen auf einigen Strecken mit

An bestimmten Wochentagen und auf ausgewählten Strecken, etwa von Hamburg nach Innsbruck, befördern die Anbieter Nightjet, BTE Auto-Reisezug und Urlaubs-Express auch Autos und Motorräder. Das ist allerdings, je nachdem, wie kurzfristig gebucht wird, nicht ganz billig. Auch Fahrräder dürfen bei vielen Verbindungen mit. Die Plätze müssen ebenfalls reserviert werden und sind kostenpflichtig.

Nachtzug: Tipps für die Fahrt

Generell gilt: Wer Wert auf Privatsphäre legt, sollte ein Einzelabteil buchen – gut geeignet für Alleinreisende sind etwa die modernen, abschließbaren Mini-Cabins der ÖBB mit separaten Einzelliegen. Paare und Familien können Liegewagen-Abteile teilweise ganz für sich buchen. Beim Liegewagen sollte man sich bereits beim Reservieren überlegen, welcher Platz geeignet ist. Wer nicht mehr so mobil ist, sollte einen Platz unten reservieren. In den ÖBB-Mini-Cabins hat man unten zudem einen Extra-Stauraum für Gepäck unter der Liegefläche. Wer gerne etwas länger schläft, ist auf den obersten Liegen am ehesten ungestört. Für Frauen gibt es zudem meist die Option, in einem reinen Damenabteil zu reisen. Weitere Tipps:

  • Ohrstöpsel und eventuell eine Schlafmaske sorgen für mehr Ruhe.
  • Koffer so packen, dass alle notwendigen Dinge für die Nacht (Zahnbürste, Waschsachen, bequeme Jogginghose) oben liegen und schnell auffindbar sind, alternativ eine kleine Extra-Tasche packen.
  • Bei einigen Anbietern sind die bereitgestellten Kissen relativ klein und Bettdecken können wegrutschen. Deshalb kann es sinnvoll sein, sich ein Kissen und einen Hüttenschlafsack mitzunehmen.
  • Eventuell Proviant mitnehmen, Getränke gibt es beim Zugbetreuer. In vielen Zügen kann ein Frühstück bestellt werden, bei einigen Angeboten, etwa beim ÖBB Nightjet, ist es für Reisende im Liege- und Schlafwagen inklusive.
Unterwegs im Nightjet der Österreichischen Bundesbahn: Die Deutsche Bahn hat ihre Nachtzüge 2016 eingestellt.

Die Urlaubsreise auf der Schiene erfreut sich nach Jahren auf dem Abstellgleis wieder wachsender Beliebtheit.

Ein Nightjet Zug steht während eines Medientermins der ÖBB am Gleis im Hauptbahnhof von Wien.

Die neuen Kabinen bieten Reisenden mehr Privatsphäre. Alle Abteile im Schlafwagen haben nun eigene Toiletten und eine Duschmöglichkeit.

Ein Abteil im Nachtzug.

Ab in den Süden – und das mit dem Nachtzug. Möglichst klimafreundlich also. Aber auch entspannt und günstig?

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