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Golf: Scottie Scheffler gewinnt Open Championship in Portrush – Sport | ABC-Z

Wundervolle Spaziergänge kann man in Portrush im Juli unternehmen, an sonnigen Sonntagen. Von der kleinen Ortschaft an der Nordküste Nordirlands führt ein breiter Sandstrand, genannt White Rocks Beach, auf grüne Anhöhen in eine malerisch wilde Landschaft aus Dünen und Wiesen. Man muss schon seine Golfschläger mitbringen, um sich in dieser Idylle ganz im Sinne des Klassikers der Golfbücher „A Good Walk Spoiled“ den Spaziergang zu verderben. Oder man muss der weltweit beste Golfspieler sein, um es trotzdem zu genießen.

156 Spieler setzten sich in den vergangenen vier Tagen mit Royal Portrush auseinander, dem ausgesprochen schwierigen Golfplatz oberhalb des Sandstrands, der selbst härteste Nordiren das Fürchten lehrt. Shane Lowry etwa, erfahrener Linksgolfer und Sieger an Ort und Stelle im Jahr 2019, war dabei zu beobachten, wie er zwischendurch einen seiner Schläger mit den Füßen über den Rasen kickte. Und dann war da noch Rory McIlroy, in Nordirland geboren, den die Zuschauer so frenetisch bejubelten, dass er zu einer Höchstleistung ansetzte: Zehn unter Par in vier Tagen spielte McIlroy, das ist eine herausragende Leistung in Portrush. Sie reichte aus, um mit sieben Schlägen Rückstand auf Scottie Scheffler ins Ziel zu kommen.

Auch die Anhänger von Rory McIlroy haben irgendwann ein Einsehen und applaudieren Scheffler

Auf eine schwer zu beschreibende Art und Weise dominierte Scheffler ein weiteres Golfturnier in seiner Karriere. Man hatte bislang denken können, dass der Texaner zumindest im Vereinigten Königreich Schwierigkeiten bekommen würde, doch weit gefehlt: Fehlerfrei manövrierte er sich über den Platz, als wäre er nicht in einem Vorort von Dallas aufgewachsen, sondern im Küstenwind an der Nordsee. Das fünfte Major-Turnier seiner Karriere gewann Scheffler bei der Open Championship, er ist nun der Champion Golfer of the Year, so lautet der ehrenwerte Titel, der einem mit der Trophäe, dem Claret Jug, verliehen wird. In Wahrheit ist er aber längst der Champion Golfer der Dekade, vielleicht sogar der seiner Generation.

Längst lassen sich die Erfolge nur noch mit einem anderen Spieler vergleichen, dessen Name seit dem Ende seiner großen Zeit immer dann geraunt wird, wenn irgendjemand herausragt. Diesmal allerdings kann man Tiger Woods ruhig laut benennen, viele stellen inzwischen den Bezug zu Scheffler her: „Er macht Tiger-Sachen“, sagte etwa Xander Schauffele, der wie McIlroy Siebter wurde, nach dem Turnier. Andere präsentierten historische Kennziffern und Wegpunkte. 1197 Tage etwa lagen einst zwischen Woods’ erstem und fünftem Major-Sieg; 1197 Tage waren es auch, seit Scheffler beim Masters in Augusta 2022 zum ersten Mal eines der vier großen Turniere gewann.

Freundlich lächelnd und ruhig nahm Scheffler also einen weiteren Pokal an, mit seinem kleinen Sohn spielte er auf dem Grün. Auch die Nordiren, die ihm in der Schlussrunde noch zugerufen hatten, er solle doch bitte mal einen Fehler machen, hatten irgendwann ein Einsehen und applaudierten als faire Sportsmänner. In Portrush herrschte am Sonntag eine unumstößliche Erkenntnis vor, die McIlroy stellvertretend artikulierte: „Scottie ist im Moment der beste Spieler der Welt. Ich denke, das ist für alle klar.“

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